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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796.

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daß Sophie seine Wohlthäterin sei, ihre Kost
mehr als mit ihm theile, sich stets nur mit
einer Speise sättige, und alle übrigen ihm
sende. Dankbare Thränen rollten bei dieser
Nachricht über seine Wangen, er blickte gen
Himmel, und schien Gott zu fragen: Wie er
solch eine Liebe lohnen und vergelten könne?

Sophie hofte, Wilhelms Strafe durch
neue Fürbitte abzukürzen, sie wandte sich da-
her, wie ein Jahr seiner Strafzeit verflossen
war, aufs neue an die Obristhofmeisterin, al-
lein diese konnte nicht mehr helfen und nützen,
weil der Marggraf es ihr ausdrücklich und
bei Verlust seiner Gnade untersagt hatte, die
Prinzessin nie mehr zu einer ähnlichen Bitte
aufzufordern, und dadurch den Lauf der Ge-
rechtigkeit zu hemmen. Diese Nachricht that
ihrem liebenden Herzen äusserst weh, nur die
Hofnung, daß die übrigen zwei Jahre gleich
dem ersten schwinden müßten, war der süsse

daß Sophie ſeine Wohlthaͤterin ſei, ihre Koſt
mehr als mit ihm theile, ſich ſtets nur mit
einer Speiſe ſaͤttige, und alle uͤbrigen ihm
ſende. Dankbare Thraͤnen rollten bei dieſer
Nachricht uͤber ſeine Wangen, er blickte gen
Himmel, und ſchien Gott zu fragen: Wie er
ſolch eine Liebe lohnen und vergelten koͤnne?

Sophie hofte, Wilhelms Strafe durch
neue Fuͤrbitte abzukuͤrzen, ſie wandte ſich da-
her, wie ein Jahr ſeiner Strafzeit verfloſſen
war, aufs neue an die Obriſthofmeiſterin, al-
lein dieſe konnte nicht mehr helfen und nuͤtzen,
weil der Marggraf es ihr ausdruͤcklich und
bei Verluſt ſeiner Gnade unterſagt hatte, die
Prinzeſſin nie mehr zu einer aͤhnlichen Bitte
aufzufordern, und dadurch den Lauf der Ge-
rechtigkeit zu hemmen. Dieſe Nachricht that
ihrem liebenden Herzen aͤuſſerſt weh, nur die
Hofnung, daß die uͤbrigen zwei Jahre gleich
dem erſten ſchwinden muͤßten, war der ſuͤſſe

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[37/0047] daß Sophie ſeine Wohlthaͤterin ſei, ihre Koſt mehr als mit ihm theile, ſich ſtets nur mit einer Speiſe ſaͤttige, und alle uͤbrigen ihm ſende. Dankbare Thraͤnen rollten bei dieſer Nachricht uͤber ſeine Wangen, er blickte gen Himmel, und ſchien Gott zu fragen: Wie er ſolch eine Liebe lohnen und vergelten koͤnne? Sophie hofte, Wilhelms Strafe durch neue Fuͤrbitte abzukuͤrzen, ſie wandte ſich da- her, wie ein Jahr ſeiner Strafzeit verfloſſen war, aufs neue an die Obriſthofmeiſterin, al- lein dieſe konnte nicht mehr helfen und nuͤtzen, weil der Marggraf es ihr ausdruͤcklich und bei Verluſt ſeiner Gnade unterſagt hatte, die Prinzeſſin nie mehr zu einer aͤhnlichen Bitte aufzufordern, und dadurch den Lauf der Ge- rechtigkeit zu hemmen. Dieſe Nachricht that ihrem liebenden Herzen aͤuſſerſt weh, nur die Hofnung, daß die uͤbrigen zwei Jahre gleich dem erſten ſchwinden muͤßten, war der ſuͤſſe

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/47>, abgerufen am 21.11.2024.