Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. 13) Schreiben an einen Freund, dessen Nechst sah ich, liebster Freund! ein zärtlich schö-eigene Begebenheiten er glückwünschend erzehlet; Oder: Die zärtliche Liebe auf dem Lande. nes Paar, Das mit bewollten Vieh auf frischer Weide war, Das mit besondrer Kunst auf seiner Flöthe bliese, Jn bundgefärbtem Klee, auf Wasserreicher Weise, Es war ein heitrer Tag; Zelinde und Sylvan Die stimmten beyderseits ein zärtlich Frühlied an. Die Heerde war zertheilt; Silvan fing an zu singen, Das Echo muste hier den stillen Wald durchdringen. Jch hörte sehnlich zu, und hatte mich versteckt; Sein Hertze hat Sylvan durch dieses Lied entdeckt: Gehet, (sang er) sanfften Winde, Mich kränckte der Sylvan, ich such ihn zu belauschen,Zeigt der grausamen Zelinde Meines Hertzens Folterbanck, Ach! ich bin vor Liebe kranck. Hat ein Unschulds-volles Küssen Mir zur Marter dienen müssen? Ach! wie öffters sing ich schon Diesen bangen Liebes-Thon, Pan! erhöre doch mein Flehen, Brich Zelindens sprödes Thun, Sonsten ists um mich geschehen, Sonsten kan ich gar nicht ruhn. Jn meiner Lagerstatt merckt er ein jähes Rauschen, Er sucht, er findet mich, wie? Schlauer! hebt er an, Jst
Vermiſchte Send-Schreiben. 13) Schreiben an einen Freund, deſſen Nechſt ſah ich, liebſter Freund! ein zaͤrtlich ſchoͤ-eigene Begebenheiten er gluͤckwuͤnſchend erzehlet; Oder: Die zaͤrtliche Liebe auf dem Lande. nes Paar, Das mit bewollten Vieh auf friſcher Weide war, Das mit beſondrer Kunſt auf ſeiner Floͤthe blieſe, Jn bundgefaͤrbtem Klee, auf Waſſerreicher Weiſe, Es war ein heitrer Tag; Zelinde und Sylvan Die ſtimmten beyderſeits ein zaͤrtlich Fruͤhlied an. Die Heerde war zertheilt; Silvan fing an zu ſingen, Das Echo muſte hier den ſtillen Wald durchdringen. Jch hoͤrte ſehnlich zu, und hatte mich verſteckt; Sein Hertze hat Sylvan durch dieſes Lied entdeckt: Gehet, (ſang er) ſanfften Winde, Mich kraͤnckte der Sylvan, ich ſuch ihn zu belauſchẽ,Zeigt der grauſamen Zelinde Meines Hertzens Folterbanck, Ach! ich bin vor Liebe kranck. Hat ein Unſchulds-volles Kuͤſſen Mir zur Marter dienen muͤſſen? Ach! wie oͤffters ſing ich ſchon Dieſen bangen Liebes-Thon, Pan! erhoͤre doch mein Flehen, Brich Zelindens ſproͤdes Thun, Sonſten iſts um mich geſchehen, Sonſten kan ich gar nicht ruhn. Jn meiner Lagerſtatt merckt er ein jaͤhes Rauſchen, Er ſucht, er findet mich, wie? Schlauer! hebt er an, Jſt
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Vermiſchte Send-Schreiben.
13) Schreiben an einen Freund, deſſen
eigene Begebenheiten er gluͤckwuͤnſchend erzehlet;
Oder:
Die zaͤrtliche Liebe auf dem Lande.
Nechſt ſah ich, liebſter Freund! ein zaͤrtlich ſchoͤ-
nes Paar,
Das mit bewollten Vieh auf friſcher Weide war,
Das mit beſondrer Kunſt auf ſeiner Floͤthe blieſe,
Jn bundgefaͤrbtem Klee, auf Waſſerreicher Weiſe,
Es war ein heitrer Tag; Zelinde und Sylvan
Die ſtimmten beyderſeits ein zaͤrtlich Fruͤhlied an.
Die Heerde war zertheilt; Silvan fing an zu ſingen,
Das Echo muſte hier den ſtillen Wald durchdringen.
Jch hoͤrte ſehnlich zu, und hatte mich verſteckt;
Sein Hertze hat Sylvan durch dieſes Lied entdeckt:
Gehet, (ſang er) ſanfften Winde,
Zeigt der grauſamen Zelinde
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Ach! ich bin vor Liebe kranck.
Hat ein Unſchulds-volles Kuͤſſen
Mir zur Marter dienen muͤſſen?
Ach! wie oͤffters ſing ich ſchon
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Pan! erhoͤre doch mein Flehen,
Brich Zelindens ſproͤdes Thun,
Sonſten iſts um mich geſchehen,
Sonſten kan ich gar nicht ruhn.
Mich kraͤnckte der Sylvan, ich ſuch ihn zu belauſchẽ,
Jn meiner Lagerſtatt merckt er ein jaͤhes Rauſchen,
Er ſucht, er findet mich, wie? Schlauer! hebt er an,
Jſt
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