Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Send-Schreiben.
Hier fuhr ich plötzlich auf: Wie? Schöne! ist das
recht?
Jst dir der Liebe Gluth verdammt, verhaßt; zu
schlecht?
Brich deinen harten Sinn, bezwinge deinen Willen,
Und suche dem Sylvan sein Leid und Harm zu
stillen.
Jch weiß du kennst Sylvan, du kennst ihn allzuwohl,
Verlangst du denn von ihm, daß er verschmachten
soll?
Vier Jahre hat er schon der Liebe Glut erlitten,
Siehst du ihn dort entfernt, er kommt mit bangen
Schritten,
Er kommt zu dir und mir. Ach liebste Schäferin!
Gieb doch dein frommes Hertz zum Liebes-Opffer hin.
Jch weiß, er meint es treu, er wird dich nicht betrügen,
Und sein Gehorsam wird dein redlich Hertz ver-
gnügen.
Er kommt, er ist schon da; du lachst, o loses Kind!
O! eine Schäferin verändert sich geschwind!
Komm, armer Freund, Sylvan! Zelinde ist gefangen,
Nun solst du deinen Schatz, diß schöne Kind, um-
fangen.
Zelinde, lache nicht! gieb her die schöne Hand,
Sylvan, gieb du dein Hertz davor zum Unterpfand.
Euch Kindern muste es durch Thon und Lied ge-
lingen,
So last auch mich zum Schluß ein Lied zu Ehren
singen:
Wohlan, ihr habt beglückt gefreyt,
Und eurer Liebe Zärtlichkeit
Hat auch recht zärtlich überwunden.
Was
Vermiſchte Send-Schreiben.
Hier fuhr ich ploͤtzlich auf: Wie? Schoͤne! iſt das
recht?
Jſt dir der Liebe Gluth verdammt, verhaßt; zu
ſchlecht?
Bꝛich deinen harten Sinn, bezwinge deinen Willen,
Und ſuche dem Sylvan ſein Leid und Harm zu
ſtillen.
Jch weiß du kennſt Sylvan, du kennſt ihn allzuwohl,
Verlangſt du denn von ihm, daß er verſchmachten
ſoll?
Vier Jahre hat er ſchon der Liebe Glut erlitten,
Siehſt du ihn dort entfernt, er kommt mit bangen
Schritten,
Er kommt zu dir und mir. Ach liebſte Schaͤferin!
Gieb doch dein from̃es Hertz zum Liebes-Opffer hin.
Jch weiß, er meint es treu, er wird dich nicht betruͤgen,
Und ſein Gehorſam wird dein redlich Hertz ver-
gnuͤgen.
Er kommt, er iſt ſchon da; du lachſt, o loſes Kind!
O! eine Schaͤferin veraͤndert ſich geſchwind!
Kom̃, armer Freund, Sylvan! Zelinde iſt gefangen,
Nun ſolſt du deinen Schatz, diß ſchoͤne Kind, um-
fangen.
Zelinde, lache nicht! gieb her die ſchoͤne Hand,
Sylvan, gieb du dein Hertz davor zum Unterpfand.
Euch Kindern muſte es durch Thon und Lied ge-
lingen,
So laſt auch mich zum Schluß ein Lied zu Ehren
ſingen:
Wohlan, ihr habt begluͤckt gefreyt,
Und eurer Liebe Zaͤrtlichkeit
Hat auch recht zaͤrtlich uͤberwunden.
Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0144" n="124"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Send-Schreiben.</hi> </fw><lb/>
            <l>Hier fuhr ich plo&#x0364;tzlich auf: Wie? Scho&#x0364;ne! i&#x017F;t das</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">recht?</hi> </l><lb/>
            <l>J&#x017F;t dir der Liebe Gluth verdammt, verhaßt; zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chlecht?</hi> </l><lb/>
            <l>B&#xA75B;ich deinen harten Sinn, bezwinge deinen Willen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;uche dem Sylvan &#x017F;ein Leid und Harm zu</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;tillen.</hi> </l><lb/>
            <l>Jch weiß du kenn&#x017F;t Sylvan, du kenn&#x017F;t ihn allzuwohl,</l><lb/>
            <l>Verlang&#x017F;t du denn von ihm, daß er ver&#x017F;chmachten</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;oll?</hi> </l><lb/>
            <l>Vier Jahre hat er &#x017F;chon der Liebe Glut erlitten,</l><lb/>
            <l>Sieh&#x017F;t du ihn dort entfernt, er kommt mit bangen</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Schritten,</hi> </l><lb/>
            <l>Er kommt zu dir und mir. Ach lieb&#x017F;te Scha&#x0364;ferin!</l><lb/>
            <l>Gieb doch dein from&#x0303;es Hertz zum Liebes-Opffer hin.</l><lb/>
            <l>Jch weiß, er meint es treu, er wird dich nicht betru&#x0364;gen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ein Gehor&#x017F;am wird dein redlich Hertz ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gnu&#x0364;gen.</hi> </l><lb/>
            <l>Er kommt, er i&#x017F;t &#x017F;chon da; du lach&#x017F;t, o lo&#x017F;es Kind!</l><lb/>
            <l>O! eine Scha&#x0364;ferin vera&#x0364;ndert &#x017F;ich ge&#x017F;chwind!</l><lb/>
            <l>Kom&#x0303;, armer Freund, Sylvan! Zelinde i&#x017F;t gefangen,</l><lb/>
            <l>Nun &#x017F;ol&#x017F;t du deinen Schatz, diß &#x017F;cho&#x0364;ne Kind, um-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">fangen.</hi> </l><lb/>
            <l>Zelinde, lache nicht! gieb her die &#x017F;cho&#x0364;ne Hand,</l><lb/>
            <l>Sylvan, gieb du dein Hertz davor zum Unterpfand.</l><lb/>
            <l>Euch Kindern mu&#x017F;te es durch Thon und Lied ge-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">lingen,</hi> </l><lb/>
            <l>So la&#x017F;t auch mich zum Schluß ein Lied zu Ehren</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ingen:</hi> </l><lb/>
            <lg type="poem">
              <l><hi rendition="#in">W</hi>ohlan, ihr habt beglu&#x0364;ckt gefreyt,</l><lb/>
              <l>Und eurer Liebe Za&#x0364;rtlichkeit</l><lb/>
              <l>Hat auch recht za&#x0364;rtlich u&#x0364;berwunden.</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0144] Vermiſchte Send-Schreiben. Hier fuhr ich ploͤtzlich auf: Wie? Schoͤne! iſt das recht? Jſt dir der Liebe Gluth verdammt, verhaßt; zu ſchlecht? Bꝛich deinen harten Sinn, bezwinge deinen Willen, Und ſuche dem Sylvan ſein Leid und Harm zu ſtillen. Jch weiß du kennſt Sylvan, du kennſt ihn allzuwohl, Verlangſt du denn von ihm, daß er verſchmachten ſoll? Vier Jahre hat er ſchon der Liebe Glut erlitten, Siehſt du ihn dort entfernt, er kommt mit bangen Schritten, Er kommt zu dir und mir. Ach liebſte Schaͤferin! Gieb doch dein from̃es Hertz zum Liebes-Opffer hin. Jch weiß, er meint es treu, er wird dich nicht betruͤgen, Und ſein Gehorſam wird dein redlich Hertz ver- gnuͤgen. Er kommt, er iſt ſchon da; du lachſt, o loſes Kind! O! eine Schaͤferin veraͤndert ſich geſchwind! Kom̃, armer Freund, Sylvan! Zelinde iſt gefangen, Nun ſolſt du deinen Schatz, diß ſchoͤne Kind, um- fangen. Zelinde, lache nicht! gieb her die ſchoͤne Hand, Sylvan, gieb du dein Hertz davor zum Unterpfand. Euch Kindern muſte es durch Thon und Lied ge- lingen, So laſt auch mich zum Schluß ein Lied zu Ehren ſingen: Wohlan, ihr habt begluͤckt gefreyt, Und eurer Liebe Zaͤrtlichkeit Hat auch recht zaͤrtlich uͤberwunden. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/144
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/144>, abgerufen am 21.11.2024.