Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Send-Schreiben.
Jst das der wohlgeführte Krieg?
Der dir die Jungferschafft entrissen,
Nunmehro kan ich deutlich schliessen,
Daß stille Wasser gerne tief,
Da dein Versprechen scheitern lief;
Der Geier muß dich würcklich plagen,
So bald, so jung chamade schlagen,
Das thut kein redlicher Soldat,
Der Hertz in seinem Leibe hat.
Da liegt der Muth, er ist gebunden,
Da liegt er gäntzlich überwunden,
Mich schmertzt mit Rechte und Verdruß
Der übermannten Keuschheit Muß.
Die Unschuld wird noch dein Versprechen
Mit überhäufften Kindern rächen.
Der Unschuld hast du weh gethan,
Drum hänge bald die Trommel an.
Dein Ehe-Schatz muß hertzlich lachen,
Dein Stand muß dich zum Weibgen machen,
Bedencke nur das Wort: ein Weib.
Jch gönne dir den Zeitvertreib.
Alleine laß mich zum Ergötzen
Der Jungferschafft ihr Grabmahl setzen:
Hier muß das arme Thier in seiner Unschuld
sterben,
Denn meine Schwägerin bringt solches ins Ver-
derben,
Die sonsten gar von nichts als reiner Keusch-
heit sprach,
Sie rufft den Jungfern zu: Folgt alle balde
nach.
19) Schrei-
Vermiſchte Send-Schreiben.
Jſt das der wohlgefuͤhrte Krieg?
Der dir die Jungferſchafft entriſſen,
Nunmehro kan ich deutlich ſchlieſſen,
Daß ſtille Waſſer gerne tief,
Da dein Verſprechen ſcheitern lief;
Der Geier muß dich wuͤrcklich plagen,
So bald, ſo jung chamade ſchlagen,
Das thut kein redlicher Soldat,
Der Hertz in ſeinem Leibe hat.
Da liegt der Muth, er iſt gebunden,
Da liegt er gaͤntzlich uͤberwunden,
Mich ſchmertzt mit Rechte und Verdruß
Der uͤbermannten Keuſchheit Muß.
Die Unſchuld wird noch dein Verſprechen
Mit uͤberhaͤufften Kindern raͤchen.
Der Unſchuld haſt du weh gethan,
Drum haͤnge bald die Trommel an.
Dein Ehe-Schatz muß hertzlich lachen,
Dein Stand muß dich zum Weibgen machen,
Bedencke nur das Wort: ein Weib.
Jch goͤnne dir den Zeitvertreib.
Alleine laß mich zum Ergoͤtzen
Der Jungferſchafft ihr Grabmahl ſetzen:
Hier muß das arme Thier in ſeiner Unſchuld
ſterben,
Denn meine Schwaͤgerin bringt ſolches ins Ver-
derben,
Die ſonſten gar von nichts als reiner Keuſch-
heit ſprach,
Sie rufft den Jungfern zu: Folgt alle balde
nach.
19) Schrei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0154" n="132"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Send-Schreiben.</hi> </fw><lb/>
            <l>J&#x017F;t das der wohlgefu&#x0364;hrte Krieg?</l><lb/>
            <l>Der dir die Jungfer&#x017F;chafft entri&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Nunmehro kan ich deutlich &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;tille Wa&#x017F;&#x017F;er gerne tief,</l><lb/>
            <l>Da dein Ver&#x017F;prechen &#x017F;cheitern lief;</l><lb/>
            <l>Der Geier muß dich wu&#x0364;rcklich plagen,</l><lb/>
            <l>So bald, &#x017F;o jung <hi rendition="#aq">chamade</hi> &#x017F;chlagen,</l><lb/>
            <l>Das thut kein redlicher Soldat,</l><lb/>
            <l>Der Hertz in &#x017F;einem Leibe hat.</l><lb/>
            <l>Da liegt der Muth, er i&#x017F;t gebunden,</l><lb/>
            <l>Da liegt er ga&#x0364;ntzlich u&#x0364;berwunden,</l><lb/>
            <l>Mich &#x017F;chmertzt mit Rechte und Verdruß</l><lb/>
            <l>Der u&#x0364;bermannten Keu&#x017F;chheit Muß.</l><lb/>
            <l>Die Un&#x017F;chuld wird noch dein Ver&#x017F;prechen</l><lb/>
            <l>Mit u&#x0364;berha&#x0364;ufften Kindern ra&#x0364;chen.</l><lb/>
            <l>Der Un&#x017F;chuld ha&#x017F;t du weh gethan,</l><lb/>
            <l>Drum ha&#x0364;nge bald die Trommel an.</l><lb/>
            <l>Dein Ehe-Schatz muß hertzlich lachen,</l><lb/>
            <l>Dein Stand muß dich zum Weibgen machen,</l><lb/>
            <l>Bedencke nur das Wort: ein Weib.</l><lb/>
            <l>Jch go&#x0364;nne dir den Zeitvertreib.</l><lb/>
            <l>Alleine laß mich zum Ergo&#x0364;tzen</l><lb/>
            <l>Der Jungfer&#x017F;chafft ihr Grabmahl &#x017F;etzen:</l><lb/>
            <l>Hier muß das arme Thier in &#x017F;einer Un&#x017F;chuld</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;terben,</hi> </l><lb/>
            <l>Denn meine Schwa&#x0364;gerin bringt &#x017F;olches ins Ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">derben,</hi> </l><lb/>
            <l>Die &#x017F;on&#x017F;ten gar von nichts als reiner Keu&#x017F;ch-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">heit &#x017F;prach,</hi> </l><lb/>
            <l>Sie rufft den Jungfern zu: Folgt alle balde</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nach.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">19) Schrei-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0154] Vermiſchte Send-Schreiben. Jſt das der wohlgefuͤhrte Krieg? Der dir die Jungferſchafft entriſſen, Nunmehro kan ich deutlich ſchlieſſen, Daß ſtille Waſſer gerne tief, Da dein Verſprechen ſcheitern lief; Der Geier muß dich wuͤrcklich plagen, So bald, ſo jung chamade ſchlagen, Das thut kein redlicher Soldat, Der Hertz in ſeinem Leibe hat. Da liegt der Muth, er iſt gebunden, Da liegt er gaͤntzlich uͤberwunden, Mich ſchmertzt mit Rechte und Verdruß Der uͤbermannten Keuſchheit Muß. Die Unſchuld wird noch dein Verſprechen Mit uͤberhaͤufften Kindern raͤchen. Der Unſchuld haſt du weh gethan, Drum haͤnge bald die Trommel an. Dein Ehe-Schatz muß hertzlich lachen, Dein Stand muß dich zum Weibgen machen, Bedencke nur das Wort: ein Weib. Jch goͤnne dir den Zeitvertreib. Alleine laß mich zum Ergoͤtzen Der Jungferſchafft ihr Grabmahl ſetzen: Hier muß das arme Thier in ſeiner Unſchuld ſterben, Denn meine Schwaͤgerin bringt ſolches ins Ver- derben, Die ſonſten gar von nichts als reiner Keuſch- heit ſprach, Sie rufft den Jungfern zu: Folgt alle balde nach. 19) Schrei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/154
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/154>, abgerufen am 19.05.2024.