Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Send-Schreiben.
Und vor ein Mägdgen sich als eine Göttin beugt.
Dadurch wird das Geschlecht der Männer schlecht
geacht,
Ja wohl zum Praejudiz ein Muster ausgemacht.
Dieweil wir aber nicht die Unart leiden wollen,
Daß die, so Freyen gehn, sich selbst verschleudern
sollen;
Als haben wir die Tax, wie sie hiebey gedrückt,
Jn unserm gantzen Reich von neuen ausgeschickt.
Befehlen euch demnach derselben nachzuleben,
Und wer hierinnen wird mit Willen widerstreben,
Dem wird nach Unterscheid der Sachen Wichtigkeit
Ohn Ansehn der Person, Bestraffung angedeut.
Das alles habet ihr getreulich zu erfüllen,
Und so geschicht dadurch nach unsern ernsten Willen.
Gegeben Liebenthal, in unsrer Residentz,
Nebst Cantzeley-Secret,
Cupido Petersquenz.
TAX-Ordnung,
Wie nunmehr die Sporteln und Gebühren
von denen Liebenden beständigst abzuführen.

Jm ersten Titul wird den Händeln nachgedacht
von der Verliebung an, bis man die Hochzeit
macht.
§. 1.
Verliebte, wenn sie erst ein artigs Mägdgen kennen,
Sind insgemein gewohnt, den gantzen Tag zu
rennen;
Dieselben mercken sich hier die gewisse Zahl:
Es soll nicht mehr geschehn, als täglich nur einmahl.
§. 2.
Vermiſchte Send-Schreiben.
Und vor ein Maͤgdgen ſich als eine Goͤttin beugt.
Dadurch wird das Geſchlecht der Maͤnner ſchlecht
geacht,
Ja wohl zum Præjudiz ein Muſter ausgemacht.
Dieweil wir aber nicht die Unart leiden wollen,
Daß die, ſo Freyen gehn, ſich ſelbſt verſchleudern
ſollen;
Als haben wir die Tax, wie ſie hiebey gedruͤckt,
Jn unſerm gantzen Reich von neuen ausgeſchickt.
Befehlen euch demnach derſelben nachzuleben,
Und wer hierinnen wird mit Willen widerſtreben,
Dem wird nach Unterſcheid der Sachen Wichtigkeit
Ohn Anſehn der Perſon, Beſtraffung angedeut.
Das alles habet ihr getreulich zu erfuͤllen,
Und ſo geſchicht dadurch nach unſern ernſten Willen.
Gegeben Liebenthal, in unſrer Reſidentz,
Nebſt Cantzeley-Secret,
Cupido Peterſquenz.
TAX-Ordnung,
Wie nunmehr die Sporteln und Gebuͤhren
von denen Liebenden beſtaͤndigſt abzufuͤhrẽ.

Jm erſten Titul wird den Haͤndeln nachgedacht
von der Verliebung an, bis man die Hochzeit
macht.
§. 1.
Verliebte, wenn ſie erſt ein artigs Maͤgdgen keñen,
Sind insgemein gewohnt, den gantzen Tag zu
rennen;
Dieſelben mercken ſich hier die gewiſſe Zahl:
Es ſoll nicht mehr geſchehn, als taͤglich nur einmahl.
§. 2.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0161" n="139"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Send-Schreiben.</hi> </fw><lb/>
            <l>Und vor ein Ma&#x0364;gdgen &#x017F;ich als eine Go&#x0364;ttin beugt.</l><lb/>
            <l>Dadurch wird das Ge&#x017F;chlecht der Ma&#x0364;nner &#x017F;chlecht</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">geacht,</hi> </l><lb/>
            <l>Ja wohl zum <hi rendition="#aq">Præjudiz</hi> ein Mu&#x017F;ter ausgemacht.</l><lb/>
            <l>Dieweil wir aber nicht die Unart leiden wollen,</l><lb/>
            <l>Daß die, &#x017F;o Freyen gehn, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;chleudern</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;ollen;</hi> </l><lb/>
            <l>Als haben wir die <hi rendition="#aq">Tax,</hi> wie &#x017F;ie hiebey gedru&#x0364;ckt,</l><lb/>
            <l>Jn un&#x017F;erm gantzen Reich von neuen ausge&#x017F;chickt.</l><lb/>
            <l>Befehlen euch demnach der&#x017F;elben nachzuleben,</l><lb/>
            <l>Und wer hierinnen wird mit Willen wider&#x017F;treben,</l><lb/>
            <l>Dem wird nach Unter&#x017F;cheid der Sachen Wichtigkeit</l><lb/>
            <l>Ohn An&#x017F;ehn der Per&#x017F;on, Be&#x017F;traffung angedeut.</l><lb/>
            <l>Das alles habet ihr getreulich zu erfu&#x0364;llen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o ge&#x017F;chicht dadurch nach un&#x017F;ern ern&#x017F;ten Willen.</l><lb/>
            <l>Gegeben Liebenthal, in un&#x017F;rer Re&#x017F;identz,</l><lb/>
            <l>Neb&#x017F;t Cantzeley-<hi rendition="#aq">Secret,</hi></l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Cupido Peter&#x017F;quenz.</hi> </hi> </l>
          </lg><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">TAX-</hi>Ordnung,<lb/>
Wie nunmehr die <hi rendition="#aq">Sporteln</hi> und Gebu&#x0364;hren<lb/>
von denen Liebenden be&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;t abzufu&#x0364;hre&#x0303;.</hi><lb/>
Jm er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Titul</hi> wird den Ha&#x0364;ndeln nachgedacht<lb/>
von der Verliebung an, bis man die Hochzeit<lb/>
macht.</head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head>§. 1.</head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">V</hi>erliebte, wenn &#x017F;ie er&#x017F;t ein artigs Ma&#x0364;gdgen ken&#x0303;en,</l><lb/>
              <l>Sind insgemein gewohnt, den gantzen Tag zu</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">rennen;</hi> </l><lb/>
              <l>Die&#x017F;elben mercken &#x017F;ich hier die gewi&#x017F;&#x017F;e Zahl:</l><lb/>
              <l>Es &#x017F;oll nicht mehr ge&#x017F;chehn, als ta&#x0364;glich nur einmahl.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">§. 2.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[139/0161] Vermiſchte Send-Schreiben. Und vor ein Maͤgdgen ſich als eine Goͤttin beugt. Dadurch wird das Geſchlecht der Maͤnner ſchlecht geacht, Ja wohl zum Præjudiz ein Muſter ausgemacht. Dieweil wir aber nicht die Unart leiden wollen, Daß die, ſo Freyen gehn, ſich ſelbſt verſchleudern ſollen; Als haben wir die Tax, wie ſie hiebey gedruͤckt, Jn unſerm gantzen Reich von neuen ausgeſchickt. Befehlen euch demnach derſelben nachzuleben, Und wer hierinnen wird mit Willen widerſtreben, Dem wird nach Unterſcheid der Sachen Wichtigkeit Ohn Anſehn der Perſon, Beſtraffung angedeut. Das alles habet ihr getreulich zu erfuͤllen, Und ſo geſchicht dadurch nach unſern ernſten Willen. Gegeben Liebenthal, in unſrer Reſidentz, Nebſt Cantzeley-Secret, Cupido Peterſquenz. TAX-Ordnung, Wie nunmehr die Sporteln und Gebuͤhren von denen Liebenden beſtaͤndigſt abzufuͤhrẽ. Jm erſten Titul wird den Haͤndeln nachgedacht von der Verliebung an, bis man die Hochzeit macht. §. 1. Verliebte, wenn ſie erſt ein artigs Maͤgdgen keñen, Sind insgemein gewohnt, den gantzen Tag zu rennen; Dieſelben mercken ſich hier die gewiſſe Zahl: Es ſoll nicht mehr geſchehn, als taͤglich nur einmahl. §. 2.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/161
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/161>, abgerufen am 23.11.2024.