Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. §. 2. Wenn man Erlaubniß hat, zu ihr ins Hauß zukommen, Und wird von seinem Schatz gantz freundlich aufge- nommen, Daß sie die Gegenwart recht lieb und günstig nennt, So machet er dafür ein artigs Compliment. §. 3. Zeigt sie von ihrer Gunst ie manchmahl kurtzeProben, Und solte sie an ihm bald diß bald jenes loben: Er wäre an Person und Reden sehr geschickt, So werden ihr dafür die Hände sanfft gedrückt. §. 4. Und wenn er ihr sein Hertz zur Heyrath angetragen,Und sie nicht Ja, nicht Nein, zur Antwort solte sagen, Jn Summa, wenn ihr das nur nicht zuwider ist, So braucht er weiter nicht als nur die Hand geküßt. §. 5. Bringt sie die Brief herfür, die der und der ge-schrieben, So heist es zwar gar viel, doch werden nach Belieben Die Lenden sanfft geklopfft, Und wer verändern will, die Backen zart gezopfft. §. 6. Wenn sich Verliebte nun gantz in geheim ver-schreiben, Einander Lebenslang getreu und hold zu bleiben, Bis auf der Eltern Ja; so ists gar wohl vergunt, Nur aber weiter nichts: Ein Küßgen auf den Mund. §. 7. Wann sie ihm dann hernach von freyen Stückenschmeichelt Und
Vermiſchte Send-Schreiben. §. 2. Wenn man Erlaubniß hat, zu ihr ins Hauß zukommen, Und wird von ſeinem Schatz gantz freundlich aufge- nommen, Daß ſie die Gegenwart recht lieb und guͤnſtig neñt, So machet er dafuͤr ein artigs Compliment. §. 3. Zeigt ſie von ihrer Gunſt ie manchmahl kurtzeProben, Und ſolte ſie an ihm bald diß bald jenes loben: Er waͤre an Perſon und Reden ſehr geſchickt, So werden ihr dafuͤr die Haͤnde ſanfft gedruͤckt. §. 4. Und weñ er ihr ſein Hertz zur Heyrath angetragen,Und ſie nicht Ja, nicht Nein, zur Antwort ſolte ſagen, Jn Summa, wenn ihr das nur nicht zuwider iſt, So braucht er weiter nicht als nur die Hand gekuͤßt. §. 5. Bringt ſie die Brief herfuͤr, die der und der ge-ſchrieben, So heiſt es zwar gar viel, doch werden nach Beliebẽ Die Lenden ſanfft geklopfft, Und wer veraͤndern will, die Backen zart gezopfft. §. 6. Wenn ſich Verliebte nun gantz in geheim ver-ſchreiben, Einander Lebenslang getreu und hold zu bleiben, Bis auf der Eltern Ja; ſo iſts gar wohl vergunt, Nur aber weiter nichts: Ein Kuͤßgen auf den Mund. §. 7. Wann ſie ihm dann hernach von freyen Stuͤckenſchmeichelt Und
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Vermiſchte Send-Schreiben.
§. 2.
Wenn man Erlaubniß hat, zu ihr ins Hauß zu
kommen,
Und wird von ſeinem Schatz gantz freundlich aufge-
nommen,
Daß ſie die Gegenwart recht lieb und guͤnſtig neñt,
So machet er dafuͤr ein artigs Compliment.
§. 3.
Zeigt ſie von ihrer Gunſt ie manchmahl kurtze
Proben,
Und ſolte ſie an ihm bald diß bald jenes loben:
Er waͤre an Perſon und Reden ſehr geſchickt,
So werden ihr dafuͤr die Haͤnde ſanfft gedruͤckt.
§. 4.
Und weñ er ihr ſein Hertz zur Heyrath angetragen,
Und ſie nicht Ja, nicht Nein, zur Antwort ſolte ſagen,
Jn Summa, wenn ihr das nur nicht zuwider iſt,
So braucht er weiter nicht als nur die Hand gekuͤßt.
§. 5.
Bringt ſie die Brief herfuͤr, die der und der ge-
ſchrieben,
So heiſt es zwar gar viel, doch werden nach Beliebẽ
Die Lenden ſanfft geklopfft,
Und wer veraͤndern will, die Backen zart gezopfft.
§. 6.
Wenn ſich Verliebte nun gantz in geheim ver-
ſchreiben,
Einander Lebenslang getreu und hold zu bleiben,
Bis auf der Eltern Ja; ſo iſts gar wohl vergunt,
Nur aber weiter nichts: Ein Kuͤßgen auf den Mund.
§. 7.
Wann ſie ihm dann hernach von freyen Stuͤcken
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