Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Theatralischer Anhang. Gesetzt nun, daß ein Muß,Daß mich des Schicksals Schluß Mit Widerwillen von hier ziehet, Was ist damit gethan? Was fang ich an? Ach! Leonorens Hertz Hält meine Liebe nur vor Schertz, Da ich doch dieser Leonoren So Eyd als Treue zugeschworen. Ach, hörte sie mich noch einmahl! Mein redlich Hertz vergeht aus Quaal! Sie achtet keinen Eyd noch Schwüre, Da ich die treue Brust verliehre, So geh ich fort, Und fliehe diesen bangen Ort. Celinde. (schreyt) Nein, Herr, bleibt hier? Cleander. Wer ruffet mir? (Eleon. kömmt, Cleander erschrickt/ fällt für sie nieder.) Cleander. Furcht und Schrecken, Angst und Liebe Nähret meine matte Brust. Nimm die Sehnsuchts-vollen Triebe, Leonore! meine Lust, Siehe mein verliebtes Zagen, Nimm der Seuffzer heisses Klagen, Schönstes Kind, erbarme dich, Liebe mich, Laß dein schönes Hertz besiegen, Sey doch künfftig meine Lust! Sey
Theatraliſcher Anhang. Geſetzt nun, daß ein Muß,Daß mich des Schickſals Schluß Mit Widerwillen von hier ziehet, Was iſt damit gethan? Was fang ich an? Ach! Leonorens Hertz Haͤlt meine Liebe nur vor Schertz, Da ich doch dieſer Leonoren So Eyd als Treue zugeſchworen. Ach, hoͤrte ſie mich noch einmahl! Mein redlich Hertz vergeht aus Quaal! Sie achtet keinen Eyd noch Schwuͤre, Da ich die treue Bruſt verliehre, So geh ich fort, Und fliehe dieſen bangen Ort. Celinde. (ſchreyt) Nein, Herr, bleibt hier? Cleander. Wer ruffet mir? (Eleon. köm̃t, Cleander erſchrickt/ fällt für ſie nieder.) Cleander. Furcht und Schrecken, Angſt und Liebe Naͤhret meine matte Bruſt. Nimm die Sehnſuchts-vollen Triebe, Leonore! meine Luſt, Siehe mein verliebtes Zagen, Nimm der Seuffzer heiſſes Klagen, Schoͤnſtes Kind, erbarme dich, Liebe mich, Laß dein ſchoͤnes Hertz beſiegen, Sey doch kuͤnfftig meine Luſt! Sey
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Theatraliſcher Anhang.
Geſetzt nun, daß ein Muß,
Daß mich des Schickſals Schluß
Mit Widerwillen von hier ziehet,
Was iſt damit gethan?
Was fang ich an?
Ach! Leonorens Hertz
Haͤlt meine Liebe nur vor Schertz,
Da ich doch dieſer Leonoren
So Eyd als Treue zugeſchworen.
Ach, hoͤrte ſie mich noch einmahl!
Mein redlich Hertz vergeht aus Quaal!
Sie achtet keinen Eyd noch Schwuͤre,
Da ich die treue Bruſt verliehre,
So geh ich fort,
Und fliehe dieſen bangen Ort.
Celinde. (ſchreyt)
Nein, Herr, bleibt hier?
Cleander.
Wer ruffet mir?
(Eleon. köm̃t, Cleander erſchrickt/ fällt für ſie nieder.)
Cleander.
Furcht und Schrecken, Angſt und Liebe
Naͤhret meine matte Bruſt.
Nimm die Sehnſuchts-vollen Triebe,
Leonore! meine Luſt,
Siehe mein verliebtes Zagen,
Nimm der Seuffzer heiſſes Klagen,
Schoͤnſtes Kind, erbarme dich,
Liebe mich,
Laß dein ſchoͤnes Hertz beſiegen,
Sey doch kuͤnfftig meine Luſt!
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Zitationshilfe: | Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/206>, abgerufen am 16.02.2025. |