Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Schertzhaffte und verliebte Briefe. Herr Schwager, dieses QuodlibetZeigt dir den gantzen Plunder. Und scheint dir es nicht wahr zu seyn, So komm auf unsre Höhen, Mein Allerley trifft richtig ein, Du wirst es deutlich sehen. Die altväterische und doch treue Liebe, Nimm an, du sehr Geliebte fein,nach Hr. Fröschmeuslers Schreib-Art. Mein klein und treues Briefelein, Das drob nunmehro wohlgemuth Traun mit viel Liebe kommen thut. Nechst thate ich spatziren gahn, Und traff dich unterwegens an, Da hab ich mit dir fort und fort Geredet gar sehr viele Wort. Du sahst mir so fein ehrlich aus, So balde als ich kam nach Hauß, So habe ich den gantzen Tag Dir nachgesonn ohn alle Plag. Kurtzum/ ich find in mir den Trieb Von einer rein und frommen Lieb, Daß ich mich hierob fast vergaß Vor grosser Lieb ohn allen Spaß. Daher ich mich erkühne keck, Jch bitt den Fehler mir zudeck. Ob du denn wohl mein schlecht Person Lieben willst ohn Spott und Hohn. Denn Liebe auf der bösen Welt Sonst balde übern Hauffen fält. Wenn
Schertzhaffte und verliebte Briefe. Herr Schwager, dieſes QuodlibetZeigt dir den gantzen Plunder. Und ſcheint dir es nicht wahr zu ſeyn, So komm auf unſre Hoͤhen, Mein Allerley trifft richtig ein, Du wirſt es deutlich ſehen. Die altvaͤteriſche und doch treue Liebe, Nimm an, du ſehr Geliebte fein,nach Hr. Froͤſchmeuslers Schreib-Art. Mein klein und treues Briefelein, Das drob nunmehro wohlgemuth Traun mit viel Liebe kommen thut. Nechſt thate ich ſpatziren gahn, Und traff dich unterwegens an, Da hab ich mit dir fort und fort Geredet gar ſehr viele Wort. Du ſahſt mir ſo fein ehrlich aus, So balde als ich kam nach Hauß, So habe ich den gantzen Tag Dir nachgeſonn ohn alle Plag. Kurtzum/ ich find in mir den Trieb Von einer rein und frommen Lieb, Daß ich mich hierob faſt vergaß Vor groſſer Lieb ohn allen Spaß. Daher ich mich erkuͤhne keck, Jch bitt den Fehler mir zudeck. Ob du denn wohl mein ſchlecht Perſon Lieben willſt ohn Spott und Hohn. Denn Liebe auf der boͤſen Welt Sonſt balde uͤbern Hauffen faͤlt. Wenn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="17"> <pb facs="#f0040" n="20"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Schertzhaffte und verliebte Briefe.</hi> </fw><lb/> <l>Herr Schwager, dieſes Quodlibet</l><lb/> <l>Zeigt dir den gantzen Plunder.</l><lb/> <l>Und ſcheint dir es nicht wahr zu ſeyn,</l><lb/> <l>So komm auf unſre Hoͤhen,</l><lb/> <l>Mein Allerley trifft richtig ein,</l><lb/> <l>Du wirſt es deutlich ſehen.</l> </lg> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Die altvaͤteriſche und doch treue Liebe,<lb/> nach Hr. Froͤſchmeuslers Schreib-Art.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">N</hi>imm an, du ſehr Geliebte fein,</l><lb/> <l>Mein klein und treues Briefelein,</l><lb/> <l>Das drob nunmehro wohlgemuth</l><lb/> <l>Traun mit viel Liebe kommen thut.</l><lb/> <l>Nechſt thate ich ſpatziren gahn,</l><lb/> <l>Und traff dich unterwegens an,</l><lb/> <l>Da hab ich mit dir fort und fort</l><lb/> <l>Geredet gar ſehr viele Wort.</l><lb/> <l>Du ſahſt mir ſo fein ehrlich aus,</l><lb/> <l>So balde als ich kam nach Hauß,</l><lb/> <l>So habe ich den gantzen Tag</l><lb/> <l>Dir nachgeſonn ohn alle Plag.</l><lb/> <l>Kurtzum/ ich find in mir den Trieb</l><lb/> <l>Von einer rein und frommen Lieb,</l><lb/> <l>Daß ich mich hierob faſt vergaß</l><lb/> <l>Vor groſſer Lieb ohn allen Spaß.</l><lb/> <l>Daher ich mich erkuͤhne keck,</l><lb/> <l>Jch bitt den Fehler mir zudeck.</l><lb/> <l>Ob du denn wohl mein ſchlecht Perſon</l><lb/> <l>Lieben willſt ohn Spott und Hohn.</l><lb/> <l>Denn Liebe auf der boͤſen Welt</l><lb/> <l>Sonſt balde uͤbern Hauffen faͤlt.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [20/0040]
Schertzhaffte und verliebte Briefe.
Herr Schwager, dieſes Quodlibet
Zeigt dir den gantzen Plunder.
Und ſcheint dir es nicht wahr zu ſeyn,
So komm auf unſre Hoͤhen,
Mein Allerley trifft richtig ein,
Du wirſt es deutlich ſehen.
Die altvaͤteriſche und doch treue Liebe,
nach Hr. Froͤſchmeuslers Schreib-Art.
Nimm an, du ſehr Geliebte fein,
Mein klein und treues Briefelein,
Das drob nunmehro wohlgemuth
Traun mit viel Liebe kommen thut.
Nechſt thate ich ſpatziren gahn,
Und traff dich unterwegens an,
Da hab ich mit dir fort und fort
Geredet gar ſehr viele Wort.
Du ſahſt mir ſo fein ehrlich aus,
So balde als ich kam nach Hauß,
So habe ich den gantzen Tag
Dir nachgeſonn ohn alle Plag.
Kurtzum/ ich find in mir den Trieb
Von einer rein und frommen Lieb,
Daß ich mich hierob faſt vergaß
Vor groſſer Lieb ohn allen Spaß.
Daher ich mich erkuͤhne keck,
Jch bitt den Fehler mir zudeck.
Ob du denn wohl mein ſchlecht Perſon
Lieben willſt ohn Spott und Hohn.
Denn Liebe auf der boͤſen Welt
Sonſt balde uͤbern Hauffen faͤlt.
Wenn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |