Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Trauer-Brieffe.
Wenn man seinem Vaterlande,
Aus besondrer Redligkeit,
Leben, Muth und Blut geweyht.
Wenn so Bomb als Mörser knallen,
Wenn gehäuffte Feuer-Ballen
Jn erthönten Lüfften glühn,
Steigen, rauchen, blitzen, sprühn.
Wenn das widrige Geschicke,
Wenn die offt geladnen Stücke
Feuer, Dampff und Hagel speyn,
Und der Weg zur Baare seyn.
Also können auch die Waffen
Uns ein Bett der Ehren schaffen;
Jst die Brust mit Blut benetzt,
Hat sie gleich ein Bley verletzt,
So muß dieses Beyspiel lehren,
Dieses heißt ein Bett der Ehren.
Dieses hast du nun erlangt,
Da dein siegend Hertze prangt
Vor dem Thron der Cherubinen,
Die dem Sieges-Fürsten dienen.
So erlangst du durch den Krieg,
Freund! den ewig frohen Sieg,
Ja das längst erwünschte Gosen,
Lorber, Palm und Sieges-Rosen,
Jn der höchsterwünschten Ruh,
O du Wohlgestorbner du!
Bist du vor dem Feind geblieben,
Wird dir auf den Sarg geschrieben:
Unser Freund starb in dem Feld,
Als ein tapffrer Herr und Held.
Trau-
Trauer-Brieffe.
Wenn man ſeinem Vaterlande,
Aus beſondrer Redligkeit,
Leben, Muth und Blut geweyht.
Wenn ſo Bomb als Moͤrſer knallen,
Wenn gehaͤuffte Feuer-Ballen
Jn erthoͤnten Luͤfften gluͤhn,
Steigen, rauchen, blitzen, ſpruͤhn.
Wenn das widrige Geſchicke,
Wenn die offt geladnen Stuͤcke
Feuer, Dampff und Hagel ſpeyn,
Und der Weg zur Baare ſeyn.
Alſo koͤnnen auch die Waffen
Uns ein Bett der Ehren ſchaffen;
Jſt die Bruſt mit Blut benetzt,
Hat ſie gleich ein Bley verletzt,
So muß dieſes Beyſpiel lehren,
Dieſes heißt ein Bett der Ehren.
Dieſes haſt du nun erlangt,
Da dein ſiegend Hertze prangt
Vor dem Thron der Cherubinen,
Die dem Sieges-Fuͤrſten dienen.
So erlangſt du durch den Krieg,
Freund! den ewig frohen Sieg,
Ja das laͤngſt erwuͤnſchte Goſen,
Lorber, Palm und Sieges-Roſen,
Jn der hoͤchſterwuͤnſchten Ruh,
O du Wohlgeſtorbner du!
Biſt du vor dem Feind geblieben,
Wird dir auf den Sarg geſchrieben:
Unſer Freund ſtarb in dem Feld,
Als ein tapffrer Herr und Held.
Trau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0094" n="74"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Trauer-Brieffe.</hi> </fw><lb/>
            <l>Wenn man &#x017F;einem Vaterlande,</l><lb/>
            <l>Aus be&#x017F;ondrer Redligkeit,</l><lb/>
            <l>Leben, Muth und Blut geweyht.</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;o Bomb als Mo&#x0364;r&#x017F;er knallen,</l><lb/>
            <l>Wenn geha&#x0364;uffte Feuer-Ballen</l><lb/>
            <l>Jn ertho&#x0364;nten Lu&#x0364;fften glu&#x0364;hn,</l><lb/>
            <l>Steigen, rauchen, blitzen, &#x017F;pru&#x0364;hn.</l><lb/>
            <l>Wenn das widrige Ge&#x017F;chicke,</l><lb/>
            <l>Wenn die offt geladnen Stu&#x0364;cke</l><lb/>
            <l>Feuer, Dampff und Hagel &#x017F;peyn,</l><lb/>
            <l>Und der Weg zur Baare &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Al&#x017F;o ko&#x0364;nnen auch die Waffen</l><lb/>
            <l>Uns ein Bett der Ehren &#x017F;chaffen;</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t die Bru&#x017F;t mit Blut benetzt,</l><lb/>
            <l>Hat &#x017F;ie gleich ein Bley verletzt,</l><lb/>
            <l>So muß die&#x017F;es Bey&#x017F;piel lehren,</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;es heißt ein Bett der Ehren.</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;es ha&#x017F;t du nun erlangt,</l><lb/>
            <l>Da dein &#x017F;iegend Hertze prangt</l><lb/>
            <l>Vor dem Thron der Cherubinen,</l><lb/>
            <l>Die dem Sieges-Fu&#x0364;r&#x017F;ten dienen.</l><lb/>
            <l>So erlang&#x017F;t du durch den Krieg,</l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Freund!</hi> den ewig frohen Sieg,</l><lb/>
            <l>Ja das la&#x0364;ng&#x017F;t erwu&#x0364;n&#x017F;chte Go&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Lorber, Palm und Sieges-Ro&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Jn der ho&#x0364;ch&#x017F;terwu&#x0364;n&#x017F;chten Ruh,</l><lb/>
            <l>O du Wohlge&#x017F;torbner du!</l><lb/>
            <l>Bi&#x017F;t du vor dem Feind geblieben,</l><lb/>
            <l>Wird dir auf den Sarg ge&#x017F;chrieben:</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Un&#x017F;er Freund &#x017F;tarb in dem Feld,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#fr">Als ein tapffrer Herr und Held.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Trau-</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0094] Trauer-Brieffe. Wenn man ſeinem Vaterlande, Aus beſondrer Redligkeit, Leben, Muth und Blut geweyht. Wenn ſo Bomb als Moͤrſer knallen, Wenn gehaͤuffte Feuer-Ballen Jn erthoͤnten Luͤfften gluͤhn, Steigen, rauchen, blitzen, ſpruͤhn. Wenn das widrige Geſchicke, Wenn die offt geladnen Stuͤcke Feuer, Dampff und Hagel ſpeyn, Und der Weg zur Baare ſeyn. Alſo koͤnnen auch die Waffen Uns ein Bett der Ehren ſchaffen; Jſt die Bruſt mit Blut benetzt, Hat ſie gleich ein Bley verletzt, So muß dieſes Beyſpiel lehren, Dieſes heißt ein Bett der Ehren. Dieſes haſt du nun erlangt, Da dein ſiegend Hertze prangt Vor dem Thron der Cherubinen, Die dem Sieges-Fuͤrſten dienen. So erlangſt du durch den Krieg, Freund! den ewig frohen Sieg, Ja das laͤngſt erwuͤnſchte Goſen, Lorber, Palm und Sieges-Roſen, Jn der hoͤchſterwuͤnſchten Ruh, O du Wohlgeſtorbner du! Biſt du vor dem Feind geblieben, Wird dir auf den Sarg geſchrieben: Unſer Freund ſtarb in dem Feld, Als ein tapffrer Herr und Held. Trau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/94
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/94>, abgerufen am 25.11.2024.