Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.einem solchen Wagengenossen zur Seite bei jedem Graben, an dem wir vorüberkommen, Lust fühle, umzuwerfen, wäre es Tollkühnheit von meiner Seite je wieder eine solche Fahrt zu wagen. Während ich die Pferde lenkte, erzählte mir der Bräutigam, dass er durch einen unglücklichen Zufall auf die Idee gekommen sei, zu heiraten. Seine langjährige Wirthschafterin habe ihm nämlich eine silberne Uhr, die ihm von einem katholischen Jungfrauenverein, in dem er einen Cyclus von Vorträgen über den wohlthätigen Einfluss der Keuschheit auf die Gesundheit gehalten habe, als Ehrengeschenk überreicht worden war, aus dem Kasten gestohlen und wahrscheinlich an einen Juden verkauft. Er habe dieselbe zwar nicht benützt, da er immer eine goldene Uhr trage, die ihm die Baronin Sangalli für ein Taschenbuch für Wallfahrter, das er ihr gewidmet, als Ausdruck ihres Dankes und ihrer Bewunderung verehrt habe, aber dennoch bleibe ihm jener Verlust der jungfräulichen Uhr unersetzlich und er habe daher beschlossen, in den, wenigstens gegen solche Gefahren sicheren Hafen der Ehe einzulaufen. einem solchen Wagengenossen zur Seite bei jedem Graben, an dem wir vorüberkommen, Lust fühle, umzuwerfen, wäre es Tollkühnheit von meiner Seite je wieder eine solche Fahrt zu wagen. Während ich die Pferde lenkte, erzählte mir der Bräutigam, dass er durch einen unglücklichen Zufall auf die Idee gekommen sei, zu heiraten. Seine langjährige Wirthschafterin habe ihm nämlich eine silberne Uhr, die ihm von einem katholischen Jungfrauenverein, in dem er einen Cyclus von Vorträgen über den wohlthätigen Einfluss der Keuschheit auf die Gesundheit gehalten habe, als Ehrengeschenk überreicht worden war, aus dem Kasten gestohlen und wahrscheinlich an einen Juden verkauft. Er habe dieselbe zwar nicht benützt, da er immer eine goldene Uhr trage, die ihm die Baronin Sangalli für ein Taschenbuch für Wallfahrter, das er ihr gewidmet, als Ausdruck ihres Dankes und ihrer Bewunderung verehrt habe, aber dennoch bleibe ihm jener Verlust der jungfräulichen Uhr unersetzlich und er habe daher beschlossen, in den, wenigstens gegen solche Gefahren sicheren Hafen der Ehe einzulaufen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="25"/> einem solchen Wagengenossen zur Seite bei jedem Graben, an dem wir vorüberkommen, Lust fühle, umzuwerfen, wäre es Tollkühnheit von meiner Seite je wieder eine solche Fahrt zu wagen. Während ich die Pferde lenkte, erzählte mir der Bräutigam, dass er durch einen unglücklichen Zufall auf die Idee gekommen sei, zu heiraten. Seine langjährige Wirthschafterin habe ihm nämlich eine silberne Uhr, die ihm von einem katholischen Jungfrauenverein, in dem er einen Cyclus von Vorträgen über den wohlthätigen Einfluss der Keuschheit auf die Gesundheit gehalten habe, als Ehrengeschenk überreicht worden war, aus dem Kasten gestohlen und wahrscheinlich an einen Juden verkauft. Er habe dieselbe zwar nicht benützt, da er immer eine goldene Uhr trage, die ihm die Baronin Sangalli für ein Taschenbuch für Wallfahrter, das er ihr gewidmet, als Ausdruck ihres Dankes und ihrer Bewunderung verehrt habe, aber dennoch bleibe ihm jener Verlust der jungfräulichen Uhr unersetzlich und er habe daher beschlossen, in den, wenigstens gegen solche Gefahren sicheren Hafen der Ehe einzulaufen. </p> </div> </body> </text> </TEI> [25/0027]
einem solchen Wagengenossen zur Seite bei jedem Graben, an dem wir vorüberkommen, Lust fühle, umzuwerfen, wäre es Tollkühnheit von meiner Seite je wieder eine solche Fahrt zu wagen. Während ich die Pferde lenkte, erzählte mir der Bräutigam, dass er durch einen unglücklichen Zufall auf die Idee gekommen sei, zu heiraten. Seine langjährige Wirthschafterin habe ihm nämlich eine silberne Uhr, die ihm von einem katholischen Jungfrauenverein, in dem er einen Cyclus von Vorträgen über den wohlthätigen Einfluss der Keuschheit auf die Gesundheit gehalten habe, als Ehrengeschenk überreicht worden war, aus dem Kasten gestohlen und wahrscheinlich an einen Juden verkauft. Er habe dieselbe zwar nicht benützt, da er immer eine goldene Uhr trage, die ihm die Baronin Sangalli für ein Taschenbuch für Wallfahrter, das er ihr gewidmet, als Ausdruck ihres Dankes und ihrer Bewunderung verehrt habe, aber dennoch bleibe ihm jener Verlust der jungfräulichen Uhr unersetzlich und er habe daher beschlossen, in den, wenigstens gegen solche Gefahren sicheren Hafen der Ehe einzulaufen.
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Zitationshilfe: | Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/27>, abgerufen am 16.07.2024. |