Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite

haben sollen. Das Tridentinische Concil erklärte auch, dass das Buch Tobias buchstäblich wahr sei, und dass Derjenige, der nicht daran glaube, der Kirche nicht mehr angehören solle. Der Gläubige also, der sich durch die Beschlüsse dieses Concils für gebunden erachtet, geniesst neben vielen anderen Vortheilen auch den, dass sich für ihn die hübschen Wunder des Buches Tobias wirklich zugetragen haben.

Der Sachverhalt ist in Kurzem Folgender: Tobias war ein frommer Jude, der sich aus diesen beiden, eben angeführten Gründen, wahrscheinlich aber mehr aus dem letzten Grunde, binnen Kurzem ein bedeutendes Vermögen erwarb. Er lebte im Exil zu Ninive, denn die Handlung spielt in jener schönen Zeit, da der verdienstvolle König der Assyrier, Salmanassar, dem Reiche Israel ein Ende gemacht und die Juden in die Gefangenschaft geführt hatte. Als dieser jedoch, der den Tobias begünstigt hatte, starb, bestieg sein Sohn Sancherib den Thron, der den Tobias des Vermögens beraubte, dieses Besitzes jedoch sich nur kurze Zeit erfreute, da der Judenfeind

haben sollen. Das Tridentinische Concil erklärte auch, dass das Buch Tobias buchstäblich wahr sei, und dass Derjenige, der nicht daran glaube, der Kirche nicht mehr angehören solle. Der Gläubige also, der sich durch die Beschlüsse dieses Concils für gebunden erachtet, geniesst neben vielen anderen Vortheilen auch den, dass sich für ihn die hübschen Wunder des Buches Tobias wirklich zugetragen haben.

Der Sachverhalt ist in Kurzem Folgender: Tobias war ein frommer Jude, der sich aus diesen beiden, eben angeführten Gründen, wahrscheinlich aber mehr aus dem letzten Grunde, binnen Kurzem ein bedeutendes Vermögen erwarb. Er lebte im Exil zu Ninive, denn die Handlung spielt in jener schönen Zeit, da der verdienstvolle König der Assyrier, Salmanassar, dem Reiche Israel ein Ende gemacht und die Juden in die Gefangenschaft geführt hatte. Als dieser jedoch, der den Tobias begünstigt hatte, starb, bestieg sein Sohn Sancherib den Thron, der den Tobias des Vermögens beraubte, dieses Besitzes jedoch sich nur kurze Zeit erfreute, da der Judenfeind

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0058" n="56"/>
haben sollen. Das Tridentinische Concil erklärte auch, dass das Buch Tobias buchstäblich wahr sei, und dass Derjenige, der nicht daran glaube, der Kirche nicht mehr angehören solle. Der Gläubige also, der sich durch die Beschlüsse dieses Concils für gebunden erachtet, geniesst neben vielen anderen Vortheilen auch den, dass sich für ihn die hübschen Wunder des Buches Tobias wirklich zugetragen haben.</p>
        <p>Der Sachverhalt ist in Kurzem Folgender: Tobias war ein frommer Jude, der sich aus diesen beiden, eben angeführten Gründen, wahrscheinlich aber mehr aus dem letzten Grunde, binnen Kurzem ein bedeutendes Vermögen erwarb. Er lebte im Exil zu Ninive, denn die Handlung spielt in jener schönen Zeit, da der verdienstvolle König der Assyrier, Salmanassar, dem Reiche Israel ein Ende gemacht und die Juden in die Gefangenschaft geführt hatte. Als dieser jedoch, der den Tobias begünstigt hatte, starb, bestieg sein Sohn Sancherib den Thron, der den Tobias des Vermögens beraubte, dieses Besitzes jedoch sich nur kurze Zeit erfreute, da der Judenfeind
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[56/0058] haben sollen. Das Tridentinische Concil erklärte auch, dass das Buch Tobias buchstäblich wahr sei, und dass Derjenige, der nicht daran glaube, der Kirche nicht mehr angehören solle. Der Gläubige also, der sich durch die Beschlüsse dieses Concils für gebunden erachtet, geniesst neben vielen anderen Vortheilen auch den, dass sich für ihn die hübschen Wunder des Buches Tobias wirklich zugetragen haben. Der Sachverhalt ist in Kurzem Folgender: Tobias war ein frommer Jude, der sich aus diesen beiden, eben angeführten Gründen, wahrscheinlich aber mehr aus dem letzten Grunde, binnen Kurzem ein bedeutendes Vermögen erwarb. Er lebte im Exil zu Ninive, denn die Handlung spielt in jener schönen Zeit, da der verdienstvolle König der Assyrier, Salmanassar, dem Reiche Israel ein Ende gemacht und die Juden in die Gefangenschaft geführt hatte. Als dieser jedoch, der den Tobias begünstigt hatte, starb, bestieg sein Sohn Sancherib den Thron, der den Tobias des Vermögens beraubte, dieses Besitzes jedoch sich nur kurze Zeit erfreute, da der Judenfeind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/58
Zitationshilfe: Spitzer, Daniel: Das Herrenrecht. Eine Novelle in Briefen. Wien, 1877, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spitzer_herrenrecht_1877/58>, abgerufen am 22.12.2024.