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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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"Siehst du", fuhr dann Heidi im Beschreiben fort,
"aus einem Fenster sieht man ein großes, großes, graues
Haus und das Dach geht so" -- Heidi zeichnete hier mit
dem Zeigefinger große Zacken in die Luft hinaus.

Jetzt sprang der Junge auf, er mochte ähnliche Merk¬
male haben, seine Wege zu finden. Er lief nun in Einem
Zug drauf los und Heidi hinter ihm drein, und in kurzer
Zeit standen sie richtig vor der Hausthüre mit dem großen
Messingthierkopf. Heidi zog die Glocke. Bald erschien Se¬
bastian, und wie er Heidi erblickte, rief er drängend: "Schnell!
Schnell!"

Heidi sprang eilig herein, und Sebastian schlug die Thüre
zu; den Jungen, der verblüfft draußen stand, hatte er gar
nicht bemerkt.

"Schnell, Mamsellchen", drängte Sebastian weiter,
"gleich in's Eßzimmer hinein, sie sitzen schon am Tisch,
Fräulein Rottenmeier sieht aus wie eine geladene Kanone;
was stellt aber auch die kleine Mamsell an, so fortzu¬
laufen?"

Heidi war in's Zimmer getreten. Fräulein Rottenmeier
blickte nicht auf; Klara sagte auch Nichts, es war eine
etwas unheimliche Stille. Sebastian rückte Heidi den Sessel
zurecht. Jetzt, wie es auf seinem Stuhl saß, begann Fräu¬
lein Rottenmeier mit strengem Gesicht und einem ganz
feierlich-ernsten Ton: "Adelheid, ich werde nachher mit dir
sprechen, jetzt nur so viel: du hast dich sehr ungezogen,

„Siehſt du“, fuhr dann Heidi im Beſchreiben fort,
„aus einem Fenſter ſieht man ein großes, großes, graues
Haus und das Dach geht ſo“ — Heidi zeichnete hier mit
dem Zeigefinger große Zacken in die Luft hinaus.

Jetzt ſprang der Junge auf, er mochte ähnliche Merk¬
male haben, ſeine Wege zu finden. Er lief nun in Einem
Zug drauf los und Heidi hinter ihm drein, und in kurzer
Zeit ſtanden ſie richtig vor der Hausthüre mit dem großen
Meſſingthierkopf. Heidi zog die Glocke. Bald erſchien Se¬
baſtian, und wie er Heidi erblickte, rief er drängend: „Schnell!
Schnell!“

Heidi ſprang eilig herein, und Sebaſtian ſchlug die Thüre
zu; den Jungen, der verblüfft draußen ſtand, hatte er gar
nicht bemerkt.

„Schnell, Mamſellchen“, drängte Sebaſtian weiter,
„gleich in's Eßzimmer hinein, ſie ſitzen ſchon am Tiſch,
Fräulein Rottenmeier ſieht aus wie eine geladene Kanone;
was ſtellt aber auch die kleine Mamſell an, ſo fortzu¬
laufen?“

Heidi war in's Zimmer getreten. Fräulein Rottenmeier
blickte nicht auf; Klara ſagte auch Nichts, es war eine
etwas unheimliche Stille. Sebaſtian rückte Heidi den Seſſel
zurecht. Jetzt, wie es auf ſeinem Stuhl ſaß, begann Fräu¬
lein Rottenmeier mit ſtrengem Geſicht und einem ganz
feierlich-ernſten Ton: „Adelheid, ich werde nachher mit dir
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[120/0130] „Siehſt du“, fuhr dann Heidi im Beſchreiben fort, „aus einem Fenſter ſieht man ein großes, großes, graues Haus und das Dach geht ſo“ — Heidi zeichnete hier mit dem Zeigefinger große Zacken in die Luft hinaus. Jetzt ſprang der Junge auf, er mochte ähnliche Merk¬ male haben, ſeine Wege zu finden. Er lief nun in Einem Zug drauf los und Heidi hinter ihm drein, und in kurzer Zeit ſtanden ſie richtig vor der Hausthüre mit dem großen Meſſingthierkopf. Heidi zog die Glocke. Bald erſchien Se¬ baſtian, und wie er Heidi erblickte, rief er drängend: „Schnell! Schnell!“ Heidi ſprang eilig herein, und Sebaſtian ſchlug die Thüre zu; den Jungen, der verblüfft draußen ſtand, hatte er gar nicht bemerkt. „Schnell, Mamſellchen“, drängte Sebaſtian weiter, „gleich in's Eßzimmer hinein, ſie ſitzen ſchon am Tiſch, Fräulein Rottenmeier ſieht aus wie eine geladene Kanone; was ſtellt aber auch die kleine Mamſell an, ſo fortzu¬ laufen?“ Heidi war in's Zimmer getreten. Fräulein Rottenmeier blickte nicht auf; Klara ſagte auch Nichts, es war eine etwas unheimliche Stille. Sebaſtian rückte Heidi den Seſſel zurecht. Jetzt, wie es auf ſeinem Stuhl ſaß, begann Fräu¬ lein Rottenmeier mit ſtrengem Geſicht und einem ganz feierlich-ernſten Ton: „Adelheid, ich werde nachher mit dir ſprechen, jetzt nur ſo viel: du haſt dich ſehr ungezogen,

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/130>, abgerufen am 25.11.2024.