Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.doch vernehmen, was wahr ist und was die Leute darüber "Ob er immer so war, kann ich, denk' ich, nicht präzis "A bah, Dete, was meinst denn?" gab die Barbel ein "Ja nu, so will ich, aber halt' Wort!" mahnte die doch vernehmen, was wahr iſt und was die Leute darüber „Ob er immer ſo war, kann ich, denk' ich, nicht präzis „A bah, Dete, was meinſt denn?“ gab die Barbel ein „Ja nu, ſo will ich, aber halt' Wort!“ mahnte die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="6"/> doch vernehmen, was wahr iſt und was die Leute darüber<lb/> hinaus ſagen; du weißt, denk' ich, die ganze Geſchichte.<lb/> Sag' mir jetzt ein wenig, was mit dem Alten iſt und ob<lb/> der immer ſo gefürchtet und ein ſolcher Menſchenhaſſer war.“</p><lb/> <p>„Ob er immer ſo war, kann ich, denk' ich, nicht präzis<lb/> wiſſen, ich bin jetzt ſechsundzwanzig und er ſicher ſiebenzig<lb/> Jahr alt, ſo hab' ich ihn nicht geſehen, wie er jung war,<lb/> das wirſt du nicht erwarten. Wenn ich aber wüßte, daß<lb/> es nachher nicht im ganzen Prättigau herumkäme, ſo<lb/> könnte ich dir ſchon allerhand erzählen von ihm, meine<lb/> Mutter war aus dem Domleſchg und er auch.“</p><lb/> <p>„A bah, Dete, was meinſt denn?“ gab die Barbel ein<lb/> wenig beleidigt zurück, „es geht nicht ſo ſtreng mit dem<lb/> Schwatzen im Prättigau, und dann kann ich ſchon etwas für<lb/> mich behalten, wenn es ſein muß. Erzähl' mir's jetzt, es<lb/> muß dich nicht gereuen.“</p><lb/> <p>„Ja nu, ſo will ich, aber halt' Wort!“ mahnte die<lb/> Dete. Erſt ſah ſie ſich aber um, ob das Kind nicht zu<lb/> nah ſei und Alles anhöre, was ſie ſagen wollte; aber das<lb/> Kind war gar nicht zu ſehen, es mußte ſchon ſeit einiger<lb/> Zeit den beiden Begleiterinnen nicht mehr gefolgt ſein, dieſe<lb/> hatten es aber im Eifer der Unterhaltung nicht bemerkt.<lb/> Dete ſtand ſtill und ſchaute ſich überall um. Der Fußweg<lb/> machte einige Krümmungen, doch konnte man ihn faſt bis<lb/> zum Dörfli hinunter überſehen, es war aber Niemand<lb/> darauf ſichtbar.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0016]
doch vernehmen, was wahr iſt und was die Leute darüber
hinaus ſagen; du weißt, denk' ich, die ganze Geſchichte.
Sag' mir jetzt ein wenig, was mit dem Alten iſt und ob
der immer ſo gefürchtet und ein ſolcher Menſchenhaſſer war.“
„Ob er immer ſo war, kann ich, denk' ich, nicht präzis
wiſſen, ich bin jetzt ſechsundzwanzig und er ſicher ſiebenzig
Jahr alt, ſo hab' ich ihn nicht geſehen, wie er jung war,
das wirſt du nicht erwarten. Wenn ich aber wüßte, daß
es nachher nicht im ganzen Prättigau herumkäme, ſo
könnte ich dir ſchon allerhand erzählen von ihm, meine
Mutter war aus dem Domleſchg und er auch.“
„A bah, Dete, was meinſt denn?“ gab die Barbel ein
wenig beleidigt zurück, „es geht nicht ſo ſtreng mit dem
Schwatzen im Prättigau, und dann kann ich ſchon etwas für
mich behalten, wenn es ſein muß. Erzähl' mir's jetzt, es
muß dich nicht gereuen.“
„Ja nu, ſo will ich, aber halt' Wort!“ mahnte die
Dete. Erſt ſah ſie ſich aber um, ob das Kind nicht zu
nah ſei und Alles anhöre, was ſie ſagen wollte; aber das
Kind war gar nicht zu ſehen, es mußte ſchon ſeit einiger
Zeit den beiden Begleiterinnen nicht mehr gefolgt ſein, dieſe
hatten es aber im Eifer der Unterhaltung nicht bemerkt.
Dete ſtand ſtill und ſchaute ſich überall um. Der Fußweg
machte einige Krümmungen, doch konnte man ihn faſt bis
zum Dörfli hinunter überſehen, es war aber Niemand
darauf ſichtbar.
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