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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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die Thüre zumachen, sonst wäre der Peter niemals mit
seiner Heerde fortgekommen. Als das Kind dann in die Hütte
zurückkam, da sah es sein Bett schon wieder aufgerichtet,
prächtig hoch und duftend, denn das Heu war noch nicht
lange hereingeholt, und drüber hatte der Großvater ganz
sorgfältig die sauberen Leintücher gebreitet. Heidi legte sich
mit großer Lust hinein und schlief so herrlich, wie es ein
ganzes Jahr lang nicht geschlafen hatte. Während der
Nacht verließ der Großvater wohl zehn Mal sein Lager
und stieg die Leiter hinauf und lauschte sorgsam, ob Heidi
auch schlafe und nicht unruhig werde, und suchte am Loch
nach, wo sonst der Mond hereinkam auf Heidi's Lager, ob
auch das Heu noch fest drinnen sitze, das er hineingestopft
hatte, denn von nun an durfte der Mondschein nicht
mehr hereinkommen. Aber Heidi schlief in Einem Zuge
fort und wanderte keinen Schritt herum, denn sein großes,
brennendes Verlangen war gestillt worden: es hatte alle
Berge und Felsen wieder im Abendglühen gesehen, es hatte
die Tannen rauschen gehört, es war wieder daheim auf der
Alm.


die Thüre zumachen, ſonſt wäre der Peter niemals mit
ſeiner Heerde fortgekommen. Als das Kind dann in die Hütte
zurückkam, da ſah es ſein Bett ſchon wieder aufgerichtet,
prächtig hoch und duftend, denn das Heu war noch nicht
lange hereingeholt, und drüber hatte der Großvater ganz
ſorgfältig die ſauberen Leintücher gebreitet. Heidi legte ſich
mit großer Luſt hinein und ſchlief ſo herrlich, wie es ein
ganzes Jahr lang nicht geſchlafen hatte. Während der
Nacht verließ der Großvater wohl zehn Mal ſein Lager
und ſtieg die Leiter hinauf und lauſchte ſorgſam, ob Heidi
auch ſchlafe und nicht unruhig werde, und ſuchte am Loch
nach, wo ſonſt der Mond hereinkam auf Heidi's Lager, ob
auch das Heu noch feſt drinnen ſitze, das er hineingeſtopft
hatte, denn von nun an durfte der Mondſchein nicht
mehr hereinkommen. Aber Heidi ſchlief in Einem Zuge
fort und wanderte keinen Schritt herum, denn ſein großes,
brennendes Verlangen war geſtillt worden: es hatte alle
Berge und Felſen wieder im Abendglühen geſehen, es hatte
die Tannen rauſchen gehört, es war wieder daheim auf der
Alm.


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[218/0228] die Thüre zumachen, ſonſt wäre der Peter niemals mit ſeiner Heerde fortgekommen. Als das Kind dann in die Hütte zurückkam, da ſah es ſein Bett ſchon wieder aufgerichtet, prächtig hoch und duftend, denn das Heu war noch nicht lange hereingeholt, und drüber hatte der Großvater ganz ſorgfältig die ſauberen Leintücher gebreitet. Heidi legte ſich mit großer Luſt hinein und ſchlief ſo herrlich, wie es ein ganzes Jahr lang nicht geſchlafen hatte. Während der Nacht verließ der Großvater wohl zehn Mal ſein Lager und ſtieg die Leiter hinauf und lauſchte ſorgſam, ob Heidi auch ſchlafe und nicht unruhig werde, und ſuchte am Loch nach, wo ſonſt der Mond hereinkam auf Heidi's Lager, ob auch das Heu noch feſt drinnen ſitze, das er hineingeſtopft hatte, denn von nun an durfte der Mondſchein nicht mehr hereinkommen. Aber Heidi ſchlief in Einem Zuge fort und wanderte keinen Schritt herum, denn ſein großes, brennendes Verlangen war geſtillt worden: es hatte alle Berge und Felſen wieder im Abendglühen geſehen, es hatte die Tannen rauſchen gehört, es war wieder daheim auf der Alm.

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/228>, abgerufen am 23.11.2024.