Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880."Das ist dann Eure Sache", warf die Dete zurück; Die Dete hatte kein recht gutes Gewissen bei der Sache, „Das iſt dann Eure Sache“, warf die Dete zurück; Die Dete hatte kein recht gutes Gewiſſen bei der Sache, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0028" n="18"/> <p>„Das iſt dann Eure Sache“, warf die Dete zurück;<lb/> „ich meine faſt, es habe mir auch kein Menſch geſagt, wie<lb/> ich es mit dem Kleinen anzufangen habe, als es mir auf<lb/> den Händen lag, ein einziges Jährchen alt, und ich ſchon für<lb/> mich und die Mutter genug zu thun hatte. Jetzt muß ich<lb/> meinem Verdienſt nach und Ihr ſeid der Nächſte am Kind;<lb/> wenn Ihr's nicht haben könnt, ſo macht mit ihm, was Ihr<lb/> wollt, dann habt Ihr's zu verantworten, wenn's verdirbt,<lb/> und Ihr werdet wohl nicht nöthig haben, noch etwas auf¬<lb/> zuladen.“</p><lb/> <p>Die Dete hatte kein recht gutes Gewiſſen bei der Sache,<lb/> darum war ſie ſo hitzig geworden und hatte mehr geſagt,<lb/> als ſie im Sinn gehabt hatte. Bei ihren letzten Worten<lb/> war der Oehi aufgeſtanden; er ſchaute ſie ſo an, daß ſie<lb/> einige Schritte zurückwich; dann ſtreckte er den Arm aus<lb/> und ſagte befehlend: „Mach', daß du hinunterkommſt, wo<lb/> du heraufgekommen biſt, und zeig' dich nicht ſo bald wieder!“<lb/> Das ließ ſich die Dete nicht zwei Mal ſagen. „So lebt<lb/> wohl, und du auch, Heidi“, ſagte ſie ſchnell und lief den<lb/> Berg hinunter in Einem Trab bis in's Dörfli hinab, denn<lb/> die innere Aufregung trieb ſie vorwärts, ſo wie ein wirk¬<lb/> ſamer Dampf. Im Dörfli wurde ſie diesmal noch viel<lb/> mehr angerufen, denn es wunderte die Leute, wo das Kind<lb/> ſei; ſie kannten ja Alle die Dete genau und wußten, wem<lb/> das Kind gehörte, und Alles, was mit ihm vorgegangen<lb/> war. Als es nun aus allen Thüren und Fenſtern tönte:<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0028]
„Das iſt dann Eure Sache“, warf die Dete zurück;
„ich meine faſt, es habe mir auch kein Menſch geſagt, wie
ich es mit dem Kleinen anzufangen habe, als es mir auf
den Händen lag, ein einziges Jährchen alt, und ich ſchon für
mich und die Mutter genug zu thun hatte. Jetzt muß ich
meinem Verdienſt nach und Ihr ſeid der Nächſte am Kind;
wenn Ihr's nicht haben könnt, ſo macht mit ihm, was Ihr
wollt, dann habt Ihr's zu verantworten, wenn's verdirbt,
und Ihr werdet wohl nicht nöthig haben, noch etwas auf¬
zuladen.“
Die Dete hatte kein recht gutes Gewiſſen bei der Sache,
darum war ſie ſo hitzig geworden und hatte mehr geſagt,
als ſie im Sinn gehabt hatte. Bei ihren letzten Worten
war der Oehi aufgeſtanden; er ſchaute ſie ſo an, daß ſie
einige Schritte zurückwich; dann ſtreckte er den Arm aus
und ſagte befehlend: „Mach', daß du hinunterkommſt, wo
du heraufgekommen biſt, und zeig' dich nicht ſo bald wieder!“
Das ließ ſich die Dete nicht zwei Mal ſagen. „So lebt
wohl, und du auch, Heidi“, ſagte ſie ſchnell und lief den
Berg hinunter in Einem Trab bis in's Dörfli hinab, denn
die innere Aufregung trieb ſie vorwärts, ſo wie ein wirk¬
ſamer Dampf. Im Dörfli wurde ſie diesmal noch viel
mehr angerufen, denn es wunderte die Leute, wo das Kind
ſei; ſie kannten ja Alle die Dete genau und wußten, wem
das Kind gehörte, und Alles, was mit ihm vorgegangen
war. Als es nun aus allen Thüren und Fenſtern tönte:
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