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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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"O Großvater, das war so schön!" rief es, noch bevor
es bei ihm war, das Feuer und die Rosen am Felsen und
die blauen und gelben Blumen und sieh', was ich dir
bringe!" Und damit schüttete Heidi seinen ganzen Blumen¬
reichthum aus dem gefalteten Schürzchen vor den Gro߬
vater hin. Aber wie sahen die armen Blümchen aus!
Heidi erkannte sie nicht mehr. Es war Alles wie Heu und
kein einziges Kelchlein stand mehr offen.

"O Großvater, was haben sie?" rief Heidi ganz er¬
schrocken aus, "so waren sie nicht, warum sehen sie so
aus?"

"Die wollen draußen stehen in der Sonne und nicht
in's Schürzchen hinein", sagte der Großvater.

"Dann will ich gar keine mehr mitnehmen. Aber, Gro߬
vater, warum hat der Raubvogel so gekrächzt?" fragte Heidi
nun angelegentlich.

"Jetzt gehst du in's Wasser und ich in den Stall und
hole Milch, und nachher kommen wir hinein zusammen in
die Hütte und essen zu Nacht, dann sag' ich dir's."

So wurde gethan, und wie nun später Heidi auf seinem
hohen Stuhl saß vor seinem Milchschüsselchen und der Gro߬
vater neben ihm, da kam das Kind gleich wieder mit seiner
Frage: "Warum krächzt der Raubvogel so und schreit immer
so herunter, Großvater?"

"Der höhnt die Leute aus dort unten, daß sie so Viele
zusammensitzen in den Dörfern und einander bös machen.

„O Großvater, das war ſo ſchön!“ rief es, noch bevor
es bei ihm war, das Feuer und die Roſen am Felſen und
die blauen und gelben Blumen und ſieh', was ich dir
bringe!“ Und damit ſchüttete Heidi ſeinen ganzen Blumen¬
reichthum aus dem gefalteten Schürzchen vor den Gro߬
vater hin. Aber wie ſahen die armen Blümchen aus!
Heidi erkannte ſie nicht mehr. Es war Alles wie Heu und
kein einziges Kelchlein ſtand mehr offen.

„O Großvater, was haben ſie?“ rief Heidi ganz er¬
ſchrocken aus, „ſo waren ſie nicht, warum ſehen ſie ſo
aus?“

„Die wollen draußen ſtehen in der Sonne und nicht
in's Schürzchen hinein“, ſagte der Großvater.

„Dann will ich gar keine mehr mitnehmen. Aber, Gro߬
vater, warum hat der Raubvogel ſo gekrächzt?“ fragte Heidi
nun angelegentlich.

„Jetzt gehſt du in's Waſſer und ich in den Stall und
hole Milch, und nachher kommen wir hinein zuſammen in
die Hütte und eſſen zu Nacht, dann ſag' ich dir's.“

So wurde gethan, und wie nun ſpäter Heidi auf ſeinem
hohen Stuhl ſaß vor ſeinem Milchſchüſſelchen und der Gro߬
vater neben ihm, da kam das Kind gleich wieder mit ſeiner
Frage: „Warum krächzt der Raubvogel ſo und ſchreit immer
ſo herunter, Großvater?“

„Der höhnt die Leute aus dort unten, daß ſie ſo Viele
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[48/0058] „O Großvater, das war ſo ſchön!“ rief es, noch bevor es bei ihm war, das Feuer und die Roſen am Felſen und die blauen und gelben Blumen und ſieh', was ich dir bringe!“ Und damit ſchüttete Heidi ſeinen ganzen Blumen¬ reichthum aus dem gefalteten Schürzchen vor den Gro߬ vater hin. Aber wie ſahen die armen Blümchen aus! Heidi erkannte ſie nicht mehr. Es war Alles wie Heu und kein einziges Kelchlein ſtand mehr offen. „O Großvater, was haben ſie?“ rief Heidi ganz er¬ ſchrocken aus, „ſo waren ſie nicht, warum ſehen ſie ſo aus?“ „Die wollen draußen ſtehen in der Sonne und nicht in's Schürzchen hinein“, ſagte der Großvater. „Dann will ich gar keine mehr mitnehmen. Aber, Gro߬ vater, warum hat der Raubvogel ſo gekrächzt?“ fragte Heidi nun angelegentlich. „Jetzt gehſt du in's Waſſer und ich in den Stall und hole Milch, und nachher kommen wir hinein zuſammen in die Hütte und eſſen zu Nacht, dann ſag' ich dir's.“ So wurde gethan, und wie nun ſpäter Heidi auf ſeinem hohen Stuhl ſaß vor ſeinem Milchſchüſſelchen und der Gro߬ vater neben ihm, da kam das Kind gleich wieder mit ſeiner Frage: „Warum krächzt der Raubvogel ſo und ſchreit immer ſo herunter, Großvater?“ „Der höhnt die Leute aus dort unten, daß ſie ſo Viele zuſammenſitzen in den Dörfern und einander bös machen.

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/58>, abgerufen am 23.11.2024.