Stählein, Johann Michael: Der reisende Schneidergesell. Erfurt, 1783.ster, da noch vier ihrer Schiffe dazu kamen, Mich und noch 5 andere Unglükskame- mich )( 5
ſter, da noch vier ihrer Schiffe dazu kamen, Mich und noch 5 andere Ungluͤkskame- mich )( 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0011" n="9"/> ſter, da noch vier ihrer Schiffe dazu kamen,<lb/> und vor uns war alſo keine Huͤlfe mehr moͤglich.<lb/> Sie nahmen 150 in die Sklaverey, unter<lb/> denen ich mich, leider! auch befand. Sie<lb/> riſſen uns die Oberkleider vom Leibe, und feſ-<lb/> ſelten uns mit Ketten und Banden; liefer-<lb/> ten uns nach <hi rendition="#fr">Tunis,</hi> woſelbſt man uns wie<lb/> das Vieh auf den Markt trieb, um allda ver-<lb/> kauft zu werden. Man beſchauete uns von<lb/> oben an bis unten aus, Zaͤhne, Zunge und<lb/> Mund.</p><lb/> <p>Mich und noch 5 andere Ungluͤkskame-<lb/> raden kaufte ein Bauer, und fuͤhrte uns nach<lb/><hi rendition="#fr">Creor,</hi> 2 Stunden von <hi rendition="#fr">Oran,</hi> einer ſehr<lb/> veſten und wichtigen Stadt in <hi rendition="#fr">Afrika,</hi> in<lb/> der <hi rendition="#fr">Barbarey.</hi> Man zog uns nackend aus,<lb/> und wir wurden ſo, wie uns Gott erſchaffen<lb/> hat, mit Ketten und Banden um die Haͤnde<lb/> und Fuͤſſe, wie auch um den Hals und den<lb/> Leib beſpannt, und mußten zu 8 an dem<lb/> Pflug gehen, wie das Vieh; hinter uns gieng<lb/> ein Renegate, (der ein Abgefallener von der<lb/> chriſtlichen Religion,) welcher uns mit einem<lb/> Ochſenzimmer zur Arbeit antrieb. Unſere<lb/> Speiſe oder Futter waren Morgens, Mit-<lb/> tags und Abends, Zitronen, Pomeranzen<lb/> und Aprikoſen, wie auch das Gedaͤrme vom<lb/> Vieh, welches man an der Sonne kochte.<lb/> Jn dieſem großen Elend und Jammer habe<lb/> ich viel und oftmals gedacht: „der Herr hat<lb/> <fw place="bottom" type="sig">)( 5</fw><fw place="bottom" type="catch">mich</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0011]
ſter, da noch vier ihrer Schiffe dazu kamen,
und vor uns war alſo keine Huͤlfe mehr moͤglich.
Sie nahmen 150 in die Sklaverey, unter
denen ich mich, leider! auch befand. Sie
riſſen uns die Oberkleider vom Leibe, und feſ-
ſelten uns mit Ketten und Banden; liefer-
ten uns nach Tunis, woſelbſt man uns wie
das Vieh auf den Markt trieb, um allda ver-
kauft zu werden. Man beſchauete uns von
oben an bis unten aus, Zaͤhne, Zunge und
Mund.
Mich und noch 5 andere Ungluͤkskame-
raden kaufte ein Bauer, und fuͤhrte uns nach
Creor, 2 Stunden von Oran, einer ſehr
veſten und wichtigen Stadt in Afrika, in
der Barbarey. Man zog uns nackend aus,
und wir wurden ſo, wie uns Gott erſchaffen
hat, mit Ketten und Banden um die Haͤnde
und Fuͤſſe, wie auch um den Hals und den
Leib beſpannt, und mußten zu 8 an dem
Pflug gehen, wie das Vieh; hinter uns gieng
ein Renegate, (der ein Abgefallener von der
chriſtlichen Religion,) welcher uns mit einem
Ochſenzimmer zur Arbeit antrieb. Unſere
Speiſe oder Futter waren Morgens, Mit-
tags und Abends, Zitronen, Pomeranzen
und Aprikoſen, wie auch das Gedaͤrme vom
Vieh, welches man an der Sonne kochte.
Jn dieſem großen Elend und Jammer habe
ich viel und oftmals gedacht: „der Herr hat
mich
)( 5
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