Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_130.001 pst_130.003 5. pst_130.004 Unter den "Teilen" haben wir den Anfang, die pst_130.005 Hegel erklärt in seiner "Ästhetik", der Alexanderzug pst_130.011 "So übertreffe ja ich gewaltig Götter und Menschen!" pst_130.027In diesen Versen scheint sich jedoch ein älterer Mythos pst_130.028 pst_130.001 pst_130.003 5. pst_130.004 Unter den «Teilen» haben wir den Anfang, die pst_130.005 Hegel erklärt in seiner «Ästhetik», der Alexanderzug pst_130.011 «So übertreffe ja ich gewaltig Götter und Menschen!» pst_130.027In diesen Versen scheint sich jedoch ein älterer Mythos pst_130.028 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0134" n="130"/><lb n="pst_130.001"/> im Freien ergehen will und den Weg zum Hügel oder <lb n="pst_130.002"/> in das nächste Dorf einschlägt.</p> </div> <div n="2"> <lb n="pst_130.003"/> <head> <hi rendition="#c">5.</hi> </head> <lb n="pst_130.004"/> <p> Unter den «Teilen» haben wir den Anfang, die <lb n="pst_130.005"/> Mitte, das Ende, Gesänge und einzelne Verse des Epos <lb n="pst_130.006"/> verstanden. Ihre Selbständigkeit ist aber nur möglich <lb n="pst_130.007"/> und sinnvoll, wenn auch die Teile des dargestellten Lebens <lb n="pst_130.008"/> selbständig sind. Gerade darin zeigt sich nun die <lb n="pst_130.009"/> einzigartige Kraft Homers.</p> <lb n="pst_130.010"/> <p> Hegel erklärt in seiner «Ästhetik», der Alexanderzug <lb n="pst_130.011"/> könne nicht als eigentlich episches Thema gelten, weil <lb n="pst_130.012"/> das Heer vor seinem Führer keine Selbständigkeit bewahre, <lb n="pst_130.013"/> sondern ihm, als einem Despoten, blind ergeben <lb n="pst_130.014"/> sei. Wie ganz anders ist Agamemnons Stellung in der <lb n="pst_130.015"/> «Ilias». Er führt zwar den Oberbefehl, doch mehr nur <lb n="pst_130.016"/> im Sinn eines «primus inter pares». Wehe ihm, wenn <lb n="pst_130.017"/> er sich einfallen läßt, auf seine Führerschaft zu pochen! <lb n="pst_130.018"/> Dann wird ihm erwidert, er habe nichts zu befehlen, <lb n="pst_130.019"/> man sei ihm freiwillig gefolgt. Eine Verpflichtung gebe <lb n="pst_130.020"/> es nicht. Jeder könne, sobald es ihm beliebe, wieder von <lb n="pst_130.021"/> dannen ziehen. In ähnlichem Verhältnis steht Zeus, der <lb n="pst_130.022"/> Göttervater, zu den Göttern. Am Anfang des achten <lb n="pst_130.023"/> Gesanges prahlt er zwar in einer gewaltigen Rede, er <lb n="pst_130.024"/> sei imstande, das Meer und die Erde samt allen Göttern, <lb n="pst_130.025"/> die sich daran hängen wollten, in die Lüfte zu reißen:</p> <lb n="pst_130.026"/> <lg> <l>«So übertreffe ja ich gewaltig Götter und Menschen!»</l> </lg> <lb n="pst_130.027"/> <p>In diesen Versen scheint sich jedoch ein älterer Mythos <lb n="pst_130.028"/> erhalten zu haben, die Spur einer ungeheueren Welt, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0134]
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im Freien ergehen will und den Weg zum Hügel oder pst_130.002
in das nächste Dorf einschlägt.
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5. pst_130.004
Unter den «Teilen» haben wir den Anfang, die pst_130.005
Mitte, das Ende, Gesänge und einzelne Verse des Epos pst_130.006
verstanden. Ihre Selbständigkeit ist aber nur möglich pst_130.007
und sinnvoll, wenn auch die Teile des dargestellten Lebens pst_130.008
selbständig sind. Gerade darin zeigt sich nun die pst_130.009
einzigartige Kraft Homers.
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Hegel erklärt in seiner «Ästhetik», der Alexanderzug pst_130.011
könne nicht als eigentlich episches Thema gelten, weil pst_130.012
das Heer vor seinem Führer keine Selbständigkeit bewahre, pst_130.013
sondern ihm, als einem Despoten, blind ergeben pst_130.014
sei. Wie ganz anders ist Agamemnons Stellung in der pst_130.015
«Ilias». Er führt zwar den Oberbefehl, doch mehr nur pst_130.016
im Sinn eines «primus inter pares». Wehe ihm, wenn pst_130.017
er sich einfallen läßt, auf seine Führerschaft zu pochen! pst_130.018
Dann wird ihm erwidert, er habe nichts zu befehlen, pst_130.019
man sei ihm freiwillig gefolgt. Eine Verpflichtung gebe pst_130.020
es nicht. Jeder könne, sobald es ihm beliebe, wieder von pst_130.021
dannen ziehen. In ähnlichem Verhältnis steht Zeus, der pst_130.022
Göttervater, zu den Göttern. Am Anfang des achten pst_130.023
Gesanges prahlt er zwar in einer gewaltigen Rede, er pst_130.024
sei imstande, das Meer und die Erde samt allen Göttern, pst_130.025
die sich daran hängen wollten, in die Lüfte zu reißen:
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«So übertreffe ja ich gewaltig Götter und Menschen!»
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In diesen Versen scheint sich jedoch ein älterer Mythos pst_130.028
erhalten zu haben, die Spur einer ungeheueren Welt,
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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