Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_040.001 Die Schuld an dem frostigen Eindruck tragen vor allem pst_040.004 "Wir wollen Erdbeern pflücken, pst_040.008 pst_040.011Es ist nicht weit zum Wald, pst_040.009 Und junge Rosen brechen, pst_040.010 Rosen verwelken so bald ..." Nicht gegen alle Konjunktionen sind Lieder gleich pst_040.012 "Mit meinem Saitenspiele, pst_040.018 Das schön geklungen hat, pst_040.019 Komm ich durch Länder viele pst_040.020 Zurück in diese Stadt. pst_040.021 Ich ziehe durch die Gassen, pst_040.022 So finster ist die Nacht, pst_040.023 Und alles so verlassen, pst_040.024 Hatt's anders mir gedacht. pst_040.025
Am Brunnen steh ich lange, pst_040.026 Der rauscht fort, wie vorher, pst_040.027 Kommt mancher wohl gegangen, pst_040.028 Es kennt mich keiner mehr. pst_040.001 Die Schuld an dem frostigen Eindruck tragen vor allem pst_040.004 «Wir wollen Erdbeern pflücken, pst_040.008 pst_040.011Es ist nicht weit zum Wald, pst_040.009 Und junge Rosen brechen, pst_040.010 Rosen verwelken so bald ...» Nicht gegen alle Konjunktionen sind Lieder gleich pst_040.012 «Mit meinem Saitenspiele, pst_040.018 Das schön geklungen hat, pst_040.019 Komm ich durch Länder viele pst_040.020 Zurück in diese Stadt. pst_040.021 Ich ziehe durch die Gassen, pst_040.022 So finster ist die Nacht, pst_040.023 Und alles so verlassen, pst_040.024 Hatt's anders mir gedacht. pst_040.025
Am Brunnen steh ich lange, pst_040.026 Der rauscht fort, wie vorher, pst_040.027 Kommt mancher wohl gegangen, pst_040.028 Es kennt mich keiner mehr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0044" n="40"/> <lb n="pst_040.001"/> <l>Nein, sie ist mir sehr willkommen,</l> <lb n="pst_040.002"/> <l> Denn die Mittagssonne sticht.»</l> </lg> <lb n="pst_040.003"/> <p>Die Schuld an dem frostigen Eindruck tragen vor allem <lb n="pst_040.004"/> die scheinbar harmlosen Wörtlein «doch», «ja», «nein», <lb n="pst_040.005"/> «denn». Fallen sie weg, so nähern sich diese belehrenden <lb n="pst_040.006"/> Verse schon eher dem Lied:</p> <lb n="pst_040.007"/> <lg> <l>«Wir wollen Erdbeern pflücken,</l> <lb n="pst_040.008"/> <l>Es ist nicht weit zum Wald,</l> <lb n="pst_040.009"/> <l>Und junge Rosen brechen,</l> <lb n="pst_040.010"/> <l>Rosen verwelken so bald ...»</l> </lg> <lb n="pst_040.011"/> <p> Nicht gegen alle Konjunktionen sind Lieder gleich <lb n="pst_040.012"/> empfindlich. Am unangenehmsten scheinen die kausalen <lb n="pst_040.013"/> und finalen zu wirken. Gelegentlich ein «wenn» <lb n="pst_040.014"/> oder «aber» beeinträchtigt die Stimmung kaum. Das <lb n="pst_040.015"/> Selbstverständlichste jedoch ist eine schlichte Parataxe <lb n="pst_040.016"/> wie etwa in Eichendorffs «Rückkehr»:</p> <lb n="pst_040.017"/> <lg> <l>«Mit meinem Saitenspiele,</l> <lb n="pst_040.018"/> <l>Das schön geklungen hat,</l> <lb n="pst_040.019"/> <l>Komm ich durch Länder viele</l> <lb n="pst_040.020"/> <l>Zurück in diese Stadt. </l> </lg> <lg> <lb n="pst_040.021"/> <l>Ich ziehe durch die Gassen,</l> <lb n="pst_040.022"/> <l>So finster ist die Nacht,</l> <lb n="pst_040.023"/> <l>Und alles so verlassen,</l> <lb n="pst_040.024"/> <l>Hatt's anders mir gedacht. </l> </lg> <lg> <lb n="pst_040.025"/> <l>Am Brunnen steh ich lange,</l> <lb n="pst_040.026"/> <l>Der rauscht fort, wie vorher,</l> <lb n="pst_040.027"/> <l>Kommt mancher wohl gegangen,</l> <lb n="pst_040.028"/> <l>Es kennt mich keiner mehr.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [40/0044]
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Nein, sie ist mir sehr willkommen, pst_040.002
Denn die Mittagssonne sticht.»
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Die Schuld an dem frostigen Eindruck tragen vor allem pst_040.004
die scheinbar harmlosen Wörtlein «doch», «ja», «nein», pst_040.005
«denn». Fallen sie weg, so nähern sich diese belehrenden pst_040.006
Verse schon eher dem Lied:
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«Wir wollen Erdbeern pflücken, pst_040.008
Es ist nicht weit zum Wald, pst_040.009
Und junge Rosen brechen, pst_040.010
Rosen verwelken so bald ...»
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Nicht gegen alle Konjunktionen sind Lieder gleich pst_040.012
empfindlich. Am unangenehmsten scheinen die kausalen pst_040.013
und finalen zu wirken. Gelegentlich ein «wenn» pst_040.014
oder «aber» beeinträchtigt die Stimmung kaum. Das pst_040.015
Selbstverständlichste jedoch ist eine schlichte Parataxe pst_040.016
wie etwa in Eichendorffs «Rückkehr»:
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«Mit meinem Saitenspiele, pst_040.018
Das schön geklungen hat, pst_040.019
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Zurück in diese Stadt.
pst_040.021
Ich ziehe durch die Gassen, pst_040.022
So finster ist die Nacht, pst_040.023
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Hatt's anders mir gedacht.
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Am Brunnen steh ich lange, pst_040.026
Der rauscht fort, wie vorher, pst_040.027
Kommt mancher wohl gegangen, pst_040.028
Es kennt mich keiner mehr.
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(2015-09-30T09:54:39Z)
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