Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_065.001 "Die einfache Synthese des Subjekts mit dem Objekte, pst_065.005 Dieser Zusatz ist bedeutend, wird aber im folgenden pst_065.011 "Dem Gefühle fehlt das Licht des Gegenschlags von pst_065.015 Das Gegenüber fällt weg, gewiß! Nicht aber deshalb, pst_065.019 Hier ist nun der Ort, den fundamentalen Begriff der pst_065.026 1 pst_065.029 Fr. Th. Vischer: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen, 2. Aufl. pst_065.030 München 1922-23, Bd. VI, S. 197. 2 pst_065.031
a. a. O. Bd. V, S. 10. pst_065.001 «Die einfache Synthese des Subjekts mit dem Objekte, pst_065.005 Dieser Zusatz ist bedeutend, wird aber im folgenden pst_065.011 «Dem Gefühle fehlt das Licht des Gegenschlags von pst_065.015 Das Gegenüber fällt weg, gewiß! Nicht aber deshalb, pst_065.019 Hier ist nun der Ort, den fundamentalen Begriff der pst_065.026 1 pst_065.029 Fr. Th. Vischer: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen, 2. Aufl. pst_065.030 München 1922–23, Bd. VI, S. 197. 2 pst_065.031
a. a. O. Bd. V, S. 10. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0069" n="65"/><lb n="pst_065.001"/> Einsicht aufblitzt, dann aber wieder von seinem Begriff <lb n="pst_065.002"/> der Subjektivität verdunkelt wird. Er führt die Lyrik <lb n="pst_065.003"/> ein mit den Worten:</p> <lb n="pst_065.004"/> <p> «Die einfache Synthese des Subjekts mit dem Objekte, <lb n="pst_065.005"/> worin jenes diesem sich unterordnet (im Epos), kann <lb n="pst_065.006"/> dem Geiste der Kunst nicht genügen; er fordert eine <lb n="pst_065.007"/> weitere Stufe, auf welcher dem Wesen nach die Welt <lb n="pst_065.008"/> in das Subjekt eingeht <hi rendition="#g">und von ihm durchdrungen <lb n="pst_065.009"/> wird.</hi>»<note xml:id="PST_065_1" place="foot" n="1"><lb n="pst_065.029"/> Fr. Th. Vischer: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen, 2. Aufl. <lb n="pst_065.030"/> München 1922–23, Bd. VI, S. 197.</note></p> <lb n="pst_065.010"/> <p> Dieser Zusatz ist bedeutend, wird aber im folgenden <lb n="pst_065.011"/> kaum beachtet. Der «Eingang der Welt in das Subjekt» <lb n="pst_065.012"/> gilt fast ausschließlich als Wesen der Lyrik. Ähnlich <lb n="pst_065.013"/> schildert er das Gefühl in der Darstellung der Musik:</p> <lb n="pst_065.014"/> <p> «Dem Gefühle fehlt das Licht des Gegenschlags von <lb n="pst_065.015"/> Subjekt und Objekt; es verhält sich zum Bewußtsein <lb n="pst_065.016"/> wie Schlaf zum Wachen, das Subjekt sinkt in sich hinein <lb n="pst_065.017"/> und verliert den Gegensatz zur Außenwelt.»<note xml:id="PST_065_2" place="foot" n="2"><lb n="pst_065.031"/> a. a. O. Bd. V, S. 10.</note></p> <lb n="pst_065.018"/> <p> Das Gegenüber fällt weg, gewiß! Nicht aber deshalb, <lb n="pst_065.019"/> wie Vischer sagt, weil das Subjekt in sich hineinsinkt. <lb n="pst_065.020"/> Es wäre ebenso richtig und falsch, zu sagen, es sinkt in <lb n="pst_065.021"/> die Außenwelt. Denn «ich» bin im Lyrischen nicht ein <lb n="pst_065.022"/> «moi», das sich seiner Identität bewußt bleibt, sondern <lb n="pst_065.023"/> ein «je», das sich nicht bewahrt, das in jedem Moment <lb n="pst_065.024"/> des Daseins aufgeht.</p> <lb n="pst_065.025"/> <p> Hier ist nun der Ort, den fundamentalen Begriff der <lb n="pst_065.026"/> Stimmung zu erklären. «Stimmung» bedeutet nicht das <lb n="pst_065.027"/> Vorfinden einer seelischen Situation. Als seelische Situation <lb n="pst_065.028"/> ist eine Stimmung bereits begriffen, künstlicher </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [65/0069]
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Einsicht aufblitzt, dann aber wieder von seinem Begriff pst_065.002
der Subjektivität verdunkelt wird. Er führt die Lyrik pst_065.003
ein mit den Worten:
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«Die einfache Synthese des Subjekts mit dem Objekte, pst_065.005
worin jenes diesem sich unterordnet (im Epos), kann pst_065.006
dem Geiste der Kunst nicht genügen; er fordert eine pst_065.007
weitere Stufe, auf welcher dem Wesen nach die Welt pst_065.008
in das Subjekt eingeht und von ihm durchdrungen pst_065.009
wird.» 1
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Dieser Zusatz ist bedeutend, wird aber im folgenden pst_065.011
kaum beachtet. Der «Eingang der Welt in das Subjekt» pst_065.012
gilt fast ausschließlich als Wesen der Lyrik. Ähnlich pst_065.013
schildert er das Gefühl in der Darstellung der Musik:
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«Dem Gefühle fehlt das Licht des Gegenschlags von pst_065.015
Subjekt und Objekt; es verhält sich zum Bewußtsein pst_065.016
wie Schlaf zum Wachen, das Subjekt sinkt in sich hinein pst_065.017
und verliert den Gegensatz zur Außenwelt.» 2
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Das Gegenüber fällt weg, gewiß! Nicht aber deshalb, pst_065.019
wie Vischer sagt, weil das Subjekt in sich hineinsinkt. pst_065.020
Es wäre ebenso richtig und falsch, zu sagen, es sinkt in pst_065.021
die Außenwelt. Denn «ich» bin im Lyrischen nicht ein pst_065.022
«moi», das sich seiner Identität bewußt bleibt, sondern pst_065.023
ein «je», das sich nicht bewahrt, das in jedem Moment pst_065.024
des Daseins aufgeht.
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Hier ist nun der Ort, den fundamentalen Begriff der pst_065.026
Stimmung zu erklären. «Stimmung» bedeutet nicht das pst_065.027
Vorfinden einer seelischen Situation. Als seelische Situation pst_065.028
ist eine Stimmung bereits begriffen, künstlicher
1 pst_065.029
Fr. Th. Vischer: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen, 2. Aufl. pst_065.030
München 1922–23, Bd. VI, S. 197.
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a. a. O. Bd. V, S. 10.
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