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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der glaubige Christ bittet
Fall, aber demüthig müssen wir werden durch
die Gnade. Wer nicht demüthig wird, kan
GOtt nicht gefallen, und auch nicht Christi Jün-
ger seyn. Wenn nun dieses ein glaubiger Christ
erweget, so bittet er GOTT um ein demüthig
Hertz, 1) gegen GOtt. Denn es ist dir ge-
sagt, Mensch! was gut ist, und was der HERR
von dir fordert, nemlich GOttes Wort halten,
Liebe üben und demüthig seyn für deinem GOtt,
Micha. 6, 8. Er wird gegen GOTT aber de-
müthig werden, wenn er bedencket GOttes Ho-
heit, Majestät und Herrlichkeit, wie ihn alle En-
gel und Seraphinen, Cherubinen und alle Aus-
erwehlte anbeten und preisen: und hingegen auch
erweget, wie er ein armer Wurm und Made, ja
nichts als ein elender Mensch ist, den GOTT in
einem Augenblick verderben kan. Es wird ein glau-
biger Christ demüthig werden, 2) gegen den
Nächsten,
wenn er sich gering gegen ihn achtet,
und gedencket, wie sein Nächster vielleicht viel
frömmer, andächtiger, und dahero GOtt an-
genehmer sey, als er; wie er habe ein Wort, ei-
ne Tauffe, ein heilig Abendmahl, einen Himmel,
ja daß er im Grabe, wie der ärmste Bettler, wird
verfaulen und zu Aschen werden. Es wird ein
glaubiger Christ auch demüthig werden 3) ge-
gen sich selbst,
wenn er erweget, daß er alles,
was er hat, alle Gaben, Geschicklichkeit, Segen,
Leben, Glück, Wohlergehen nicht von sich selbst,
sondern allein von GOtt habe, der ihm alles

bald

Der glaubige Chriſt bittet
Fall, aber demuͤthig muͤſſen wir werden durch
die Gnade. Wer nicht demuͤthig wird, kan
GOtt nicht gefallen, und auch nicht Chriſti Juͤn-
ger ſeyn. Wenn nun dieſes ein glaubiger Chriſt
erweget, ſo bittet er GOTT um ein demuͤthig
Hertz, 1) gegen GOtt. Denn es iſt dir ge-
ſagt, Menſch! was gut iſt, und was der HERR
von dir fordert, nemlich GOttes Wort halten,
Liebe uͤben und demuͤthig ſeyn fuͤr deinem GOtt,
Micha. 6, 8. Er wird gegen GOTT aber de-
muͤthig werden, wenn er bedencket GOttes Ho-
heit, Majeſtaͤt und Herrlichkeit, wie ihn alle En-
gel und Seraphinen, Cherubinen und alle Aus-
erwehlte anbeten und preiſen: und hingegen auch
erweget, wie er ein armer Wurm und Made, ja
nichts als ein elender Menſch iſt, den GOTT in
einem Augenblick verderben kan. Es wird ein glau-
biger Chriſt demuͤthig werden, 2) gegen den
Naͤchſten,
wenn er ſich gering gegen ihn achtet,
und gedencket, wie ſein Naͤchſter vielleicht viel
froͤmmer, andaͤchtiger, und dahero GOtt an-
genehmer ſey, als er; wie er habe ein Wort, ei-
ne Tauffe, ein heilig Abendmahl, einen Himmel,
ja daß er im Grabe, wie der aͤrmſte Bettler, wird
verfaulen und zu Aſchen werden. Es wird ein
glaubiger Chriſt auch demuͤthig werden 3) ge-
gen ſich ſelbſt,
wenn er erweget, daß er alles,
was er hat, alle Gaben, Geſchicklichkeit, Segen,
Leben, Gluͤck, Wohlergehen nicht von ſich ſelbſt,
ſondern allein von GOtt habe, der ihm alles

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[154/0178] Der glaubige Chriſt bittet Fall, aber demuͤthig muͤſſen wir werden durch die Gnade. Wer nicht demuͤthig wird, kan GOtt nicht gefallen, und auch nicht Chriſti Juͤn- ger ſeyn. Wenn nun dieſes ein glaubiger Chriſt erweget, ſo bittet er GOTT um ein demuͤthig Hertz, 1) gegen GOtt. Denn es iſt dir ge- ſagt, Menſch! was gut iſt, und was der HERR von dir fordert, nemlich GOttes Wort halten, Liebe uͤben und demuͤthig ſeyn fuͤr deinem GOtt, Micha. 6, 8. Er wird gegen GOTT aber de- muͤthig werden, wenn er bedencket GOttes Ho- heit, Majeſtaͤt und Herrlichkeit, wie ihn alle En- gel und Seraphinen, Cherubinen und alle Aus- erwehlte anbeten und preiſen: und hingegen auch erweget, wie er ein armer Wurm und Made, ja nichts als ein elender Menſch iſt, den GOTT in einem Augenblick verderben kan. Es wird ein glau- biger Chriſt demuͤthig werden, 2) gegen den Naͤchſten, wenn er ſich gering gegen ihn achtet, und gedencket, wie ſein Naͤchſter vielleicht viel froͤmmer, andaͤchtiger, und dahero GOtt an- genehmer ſey, als er; wie er habe ein Wort, ei- ne Tauffe, ein heilig Abendmahl, einen Himmel, ja daß er im Grabe, wie der aͤrmſte Bettler, wird verfaulen und zu Aſchen werden. Es wird ein glaubiger Chriſt auch demuͤthig werden 3) ge- gen ſich ſelbſt, wenn er erweget, daß er alles, was er hat, alle Gaben, Geſchicklichkeit, Segen, Leben, Gluͤck, Wohlergehen nicht von ſich ſelbſt, ſondern allein von GOtt habe, der ihm alles bald

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/178>, abgerufen am 27.11.2024.