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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der Betrübte bittet
ansetzet, wie dorten von Christo stehet: und da er
mit dem Tode rang, betet er hefftiger. Derohal-
ben sol der Betrübte erwegen 1) das sey Gedult,
wenn der Mensch stille unter seinem Creutz blei-
bet, und mit sich lässet umgehen, wie GOTT
will; er weiß, daß seine Trübsal von GOtt kommt,
der sie auch wieder abnehmen kan: er weiß, daß
ihn GOtt im Creutz doch hertzlich liebe, und daß
er darum nicht habe aufgehöret Vater zu seyn, ob
er ihn gleich mit Creutz beleget hat. Darum
2) murret ein Betrübter nicht wieder GOTT,
ob es gleich lang und schwer wird, sondern saget:
ich will schweigen, und meinen Mund nicht auf-
thun, du wirst es wohl machen. Solte er 3) ja
durch die hefftige Schmertzen, durch das vielfäl-
tige Leiden, kleinmüthig werden wollen, so muß
er GOtt um Stärcke anruffen: GOTT aber
stärcket Betrübte, theils, wenn er ihnen in ihrem
Hertzen zu erkennen gibt, es werde das Creutz
bald aufhören, theils, Er wolle sie nicht verlassen,
theils auch, wenn er einige Hülffe und Linderung
ihnen wiederfahren lässet. Dadurch 4) wird ein
Betrübter wiederum starck werden in dem HErrn,
und in der Macht seiner Särcke. Für Ungedult
sol sich ja ein Mensch hüten, denn GOtt hat uns
verheissen, er wolle uns helffen das Creutz tragen,
aber nicht die Ungedult, weil dieselbe nicht von
GOTT, sondern von unserm Fleisch und Blut
herkommt; die Gedult bringet eine rechte Stille
des Hertzens und des Gemüths.

Gebet.

Der Betruͤbte bittet
anſetzet, wie dorten von Chriſto ſtehet: und da er
mit dem Tode rang, betet er hefftiger. Derohal-
ben ſol der Betruͤbte erwegen 1) das ſey Gedult,
wenn der Menſch ſtille unter ſeinem Creutz blei-
bet, und mit ſich laͤſſet umgehen, wie GOTT
will; er weiß, daß ſeine Truͤbſal von GOtt kommt,
der ſie auch wieder abnehmen kan: er weiß, daß
ihn GOtt im Creutz doch hertzlich liebe, und daß
er darum nicht habe aufgehoͤret Vater zu ſeyn, ob
er ihn gleich mit Creutz beleget hat. Darum
2) murret ein Betruͤbter nicht wieder GOTT,
ob es gleich lang und ſchwer wird, ſondern ſaget:
ich will ſchweigen, und meinen Mund nicht auf-
thun, du wirſt es wohl machen. Solte er 3) ja
durch die hefftige Schmertzen, durch das vielfaͤl-
tige Leiden, kleinmuͤthig werden wollen, ſo muß
er GOtt um Staͤrcke anruffen: GOTT aber
ſtaͤrcket Betruͤbte, theils, wenn er ihnen in ihrem
Hertzen zu erkennen gibt, es werde das Creutz
bald aufhoͤren, theils, Er wolle ſie nicht verlaſſen,
theils auch, wenn er einige Huͤlffe und Linderung
ihnen wiederfahren laͤſſet. Dadurch 4) wird ein
Betruͤbter wiederum ſtarck werden in dem HErrn,
und in der Macht ſeiner Saͤrcke. Fuͤr Ungedult
ſol ſich ja ein Menſch huͤten, denn GOtt hat uns
verheiſſen, er wolle uns helffen das Creutz tragen,
aber nicht die Ungedult, weil dieſelbe nicht von
GOTT, ſondern von unſerm Fleiſch und Blut
herkommt; die Gedult bringet eine rechte Stille
des Hertzens und des Gemuͤths.

Gebet.
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[322/0348] Der Betruͤbte bittet anſetzet, wie dorten von Chriſto ſtehet: und da er mit dem Tode rang, betet er hefftiger. Derohal- ben ſol der Betruͤbte erwegen 1) das ſey Gedult, wenn der Menſch ſtille unter ſeinem Creutz blei- bet, und mit ſich laͤſſet umgehen, wie GOTT will; er weiß, daß ſeine Truͤbſal von GOtt kommt, der ſie auch wieder abnehmen kan: er weiß, daß ihn GOtt im Creutz doch hertzlich liebe, und daß er darum nicht habe aufgehoͤret Vater zu ſeyn, ob er ihn gleich mit Creutz beleget hat. Darum 2) murret ein Betruͤbter nicht wieder GOTT, ob es gleich lang und ſchwer wird, ſondern ſaget: ich will ſchweigen, und meinen Mund nicht auf- thun, du wirſt es wohl machen. Solte er 3) ja durch die hefftige Schmertzen, durch das vielfaͤl- tige Leiden, kleinmuͤthig werden wollen, ſo muß er GOtt um Staͤrcke anruffen: GOTT aber ſtaͤrcket Betruͤbte, theils, wenn er ihnen in ihrem Hertzen zu erkennen gibt, es werde das Creutz bald aufhoͤren, theils, Er wolle ſie nicht verlaſſen, theils auch, wenn er einige Huͤlffe und Linderung ihnen wiederfahren laͤſſet. Dadurch 4) wird ein Betruͤbter wiederum ſtarck werden in dem HErrn, und in der Macht ſeiner Saͤrcke. Fuͤr Ungedult ſol ſich ja ein Menſch huͤten, denn GOtt hat uns verheiſſen, er wolle uns helffen das Creutz tragen, aber nicht die Ungedult, weil dieſelbe nicht von GOTT, ſondern von unſerm Fleiſch und Blut herkommt; die Gedult bringet eine rechte Stille des Hertzens und des Gemuͤths. Gebet.

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/348>, abgerufen am 22.11.2024.