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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Betrübte Wittwen schütten ihr Hertz
vor GOtt aus.
Aufmunterung.
2. B. Mos. XXII, 22. 23.
Ihr solt keine Wittwen und Wäysen belei-
digen: wirst du sie beleidigen, so werden
sie zu mir schreyen, und ich werde ihr
Schreyen erhören.

ICh bin eine Wittwe, ein Weib, das Leide
trägt, und mein Mann ist gestorben. Also
beschreibet das kluge Weib von Thekoa eine Witt-
we, 2. Sam. 14, 5. Es ist der Wittwen-
Stand 1) ein Trauer-Stand, indem ein Weib
ihres Ehmanns Hülffe, Rath, Trost, Gegen-
wart und Freundlichkeit muß entbehren, welches
auch reichen Wittwen gar empfindlich ist; armen
Wittwen thut es desto weher, weil ihnen die Per-
son durch den Tod ist beraubet, welche sie und
die Kinder ernähret, und durch GOttes Segen
versorget hat. Es ist der Wittwen-Stand 2) ein
betrübter Stand, weil offtmahls unchristliche
Leutze an Wittwen Gewalt üben, ihnen das Ihri-
ge nehmen, sie drücken, verachten, ihnen Unrecht
thun. Es ist aber der Wittwen-Stand 3) ein
von GOtt beschützter Stand. GOtt hat allen
Menschen anbefohlen, daß sie keine Wittwen
und Waysen beleidigen sollen, und hat ihnen ge-
drohet, wenn sie ihnen Unrecht thun würden, so

wolte
Y 3


Betruͤbte Wittwen ſchuͤtten ihr Hertz
vor GOtt aus.
Aufmunterung.
2. B. Moſ. XXII, 22. 23.
Ihr ſolt keine Wittwen und Waͤyſen belei-
digen: wirſt du ſie beleidigen, ſo werden
ſie zu mir ſchreyen, und ich werde ihr
Schreyen erhoͤren.

ICh bin eine Wittwe, ein Weib, das Leide
traͤgt, und mein Mann iſt geſtorben. Alſo
beſchreibet das kluge Weib von Thekoa eine Witt-
we, 2. Sam. 14, 5. Es iſt der Wittwen-
Stand 1) ein Trauer-Stand, indem ein Weib
ihres Ehmanns Huͤlffe, Rath, Troſt, Gegen-
wart und Freundlichkeit muß entbehren, welches
auch reichen Wittwen gar empfindlich iſt; armen
Wittwen thut es deſto weher, weil ihnen die Per-
ſon durch den Tod iſt beraubet, welche ſie und
die Kinder ernaͤhret, und durch GOttes Segen
verſorget hat. Es iſt der Wittwen-Stand 2) ein
betruͤbter Stand, weil offtmahls unchriſtliche
Leutze an Wittwen Gewalt uͤben, ihnen das Ihri-
ge nehmen, ſie druͤcken, verachten, ihnen Unrecht
thun. Es iſt aber der Wittwen-Stand 3) ein
von GOtt beſchuͤtzter Stand. GOtt hat allen
Menſchen anbefohlen, daß ſie keine Wittwen
und Wayſen beleidigen ſollen, und hat ihnen ge-
drohet, wenn ſie ihnen Unrecht thun wuͤrden, ſo

wolte
Y 3
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[341/0367] Betruͤbte Wittwen ſchuͤtten ihr Hertz vor GOtt aus. Aufmunterung. 2. B. Moſ. XXII, 22. 23. Ihr ſolt keine Wittwen und Waͤyſen belei- digen: wirſt du ſie beleidigen, ſo werden ſie zu mir ſchreyen, und ich werde ihr Schreyen erhoͤren. ICh bin eine Wittwe, ein Weib, das Leide traͤgt, und mein Mann iſt geſtorben. Alſo beſchreibet das kluge Weib von Thekoa eine Witt- we, 2. Sam. 14, 5. Es iſt der Wittwen- Stand 1) ein Trauer-Stand, indem ein Weib ihres Ehmanns Huͤlffe, Rath, Troſt, Gegen- wart und Freundlichkeit muß entbehren, welches auch reichen Wittwen gar empfindlich iſt; armen Wittwen thut es deſto weher, weil ihnen die Per- ſon durch den Tod iſt beraubet, welche ſie und die Kinder ernaͤhret, und durch GOttes Segen verſorget hat. Es iſt der Wittwen-Stand 2) ein betruͤbter Stand, weil offtmahls unchriſtliche Leutze an Wittwen Gewalt uͤben, ihnen das Ihri- ge nehmen, ſie druͤcken, verachten, ihnen Unrecht thun. Es iſt aber der Wittwen-Stand 3) ein von GOtt beſchuͤtzter Stand. GOtt hat allen Menſchen anbefohlen, daß ſie keine Wittwen und Wayſen beleidigen ſollen, und hat ihnen ge- drohet, wenn ſie ihnen Unrecht thun wuͤrden, ſo wolte Y 3

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/367>, abgerufen am 22.11.2024.