Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Krancke erkennet
welches geschiehet durch Kranckheit; denn wenn er
die Gesunden lässet schwach, die schönen Rosen welk,
die starcken Riesen durch die Kranckheit matt wer-
den, da mercken sie erst ihre Vergänglichkeit Recht-
schaffene Christen sollen derohalben 1) alle Tage
an ihre Sterblichkeit gedencken, und sich derselben
erinnern, wenn sie ihre Kleider austhun, und ihr
Schlaff-Geräth anlegen, und alsdann in ihrem
Hertzen gedencken: So werde ich nach meinem To-
de auch entkleidet, und mit meinem Todten-Ge-
wand umhüllet werden. 2) Lässet GOtt aber einen
Menschen kranck werden, so soll man wiederum
sich seinen bevorstehenden Tod vorstellen. Es ist
ein Betrug des Satans, daß man meynet, wenn
man an den Tod nicht gedächte, so stürbe man
nicht: denn man mag daran gedencken oder nicht,
so kommt unser Ende, wenn es GOtt gefället:
wer sich aber zum seligen Tod bereitet, der stirbt
desto seliger. 3) Es soll sich der Mensch auch sei-
ner Sterblichkeit erinnern, wenn er an seine ver-
storbene Nachbarn, Vorfahren und Freunde ge-
dencket, und glauben, die Reihe werde ihn auch
einmahl treffen. Darum 4) selig ist, wer in
Betrachtung der Sterblichkeit im Glauben JE-
sum Christum ergreiffet, und in einem Christlichen
und frommen Leben verharret bis in den Tod, der
wird, wenn er stirbt, nicht sterben, sondern um
JEsu willen zur Seelen-Seligkeit eingehen.

Gebet.

Der Krancke erkennet
welches geſchiehet durch Kranckheit; denn wenn er
die Geſunden laͤſſet ſchwach, die ſchoͤnen Roſen welk,
die ſtarcken Rieſen durch die Kranckheit matt wer-
den, da mercken ſie erſt ihre Vergaͤnglichkeit Recht-
ſchaffene Chriſten ſollen derohalben 1) alle Tage
an ihre Sterblichkeit gedencken, und ſich derſelben
erinnern, wenn ſie ihre Kleider austhun, und ihr
Schlaff-Geraͤth anlegen, und alsdann in ihrem
Hertzen gedencken: So werde ich nach meinem To-
de auch entkleidet, und mit meinem Todten-Ge-
wand umhuͤllet werden. 2) Laͤſſet GOtt aber einen
Menſchen kranck werden, ſo ſoll man wiederum
ſich ſeinen bevorſtehenden Tod vorſtellen. Es iſt
ein Betrug des Satans, daß man meynet, wenn
man an den Tod nicht gedaͤchte, ſo ſtuͤrbe man
nicht: denn man mag daran gedencken oder nicht,
ſo kommt unſer Ende, wenn es GOtt gefaͤllet:
wer ſich aber zum ſeligen Tod bereitet, der ſtirbt
deſto ſeliger. 3) Es ſoll ſich der Menſch auch ſei-
ner Sterblichkeit erinnern, wenn er an ſeine ver-
ſtorbene Nachbarn, Vorfahren und Freunde ge-
dencket, und glauben, die Reihe werde ihn auch
einmahl treffen. Darum 4) ſelig iſt, wer in
Betrachtung der Sterblichkeit im Glauben JE-
ſum Chriſtum ergreiffet, und in einem Chriſtlichen
und frommen Leben verharret bis in den Tod, der
wird, wenn er ſtirbt, nicht ſterben, ſondern um
JEſu willen zur Seelen-Seligkeit eingehen.

Gebet.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0434" n="406"/><fw place="top" type="header">Der Krancke erkennet</fw><lb/>
welches ge&#x017F;chiehet durch Kranckheit; denn wenn er<lb/>
die Ge&#x017F;unden la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et &#x017F;chwach, die &#x017F;cho&#x0364;nen Ro&#x017F;en welk,<lb/>
die &#x017F;tarcken Rie&#x017F;en durch die Kranckheit matt wer-<lb/>
den, da mercken &#x017F;ie er&#x017F;t ihre Verga&#x0364;nglichkeit Recht-<lb/>
&#x017F;chaffene Chri&#x017F;ten &#x017F;ollen derohalben 1) alle Tage<lb/>
an ihre Sterblichkeit gedencken, und &#x017F;ich der&#x017F;elben<lb/>
erinnern, wenn &#x017F;ie ihre Kleider austhun, und ihr<lb/>
Schlaff-Gera&#x0364;th anlegen, und alsdann in ihrem<lb/>
Hertzen gedencken: So werde ich nach meinem To-<lb/>
de auch entkleidet, und mit meinem Todten-Ge-<lb/>
wand umhu&#x0364;llet werden. 2) La&#x0364;&#x017F;&#x017F;et GOtt aber einen<lb/>
Men&#x017F;chen kranck werden, &#x017F;o &#x017F;oll man wiederum<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;einen bevor&#x017F;tehenden Tod vor&#x017F;tellen. Es i&#x017F;t<lb/>
ein Betrug des Satans, daß man meynet, wenn<lb/>
man an den Tod nicht geda&#x0364;chte, &#x017F;o &#x017F;tu&#x0364;rbe man<lb/>
nicht: denn man mag daran gedencken oder nicht,<lb/>
&#x017F;o kommt un&#x017F;er Ende, wenn es GOtt gefa&#x0364;llet:<lb/>
wer &#x017F;ich aber zum &#x017F;eligen Tod bereitet, der &#x017F;tirbt<lb/>
de&#x017F;to &#x017F;eliger. 3) Es &#x017F;oll &#x017F;ich der Men&#x017F;ch auch &#x017F;ei-<lb/>
ner Sterblichkeit erinnern, wenn er an &#x017F;eine ver-<lb/>
&#x017F;torbene Nachbarn, Vorfahren und Freunde ge-<lb/>
dencket, und glauben, die Reihe werde ihn auch<lb/>
einmahl treffen. Darum 4) &#x017F;elig i&#x017F;t, wer in<lb/>
Betrachtung der Sterblichkeit im Glauben JE-<lb/>
&#x017F;um Chri&#x017F;tum ergreiffet, und in einem Chri&#x017F;tlichen<lb/>
und frommen Leben verharret bis in den Tod, der<lb/>
wird, wenn er &#x017F;tirbt, nicht &#x017F;terben, &#x017F;ondern um<lb/>
JE&#x017F;u willen zur Seelen-Seligkeit eingehen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Gebet.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[406/0434] Der Krancke erkennet welches geſchiehet durch Kranckheit; denn wenn er die Geſunden laͤſſet ſchwach, die ſchoͤnen Roſen welk, die ſtarcken Rieſen durch die Kranckheit matt wer- den, da mercken ſie erſt ihre Vergaͤnglichkeit Recht- ſchaffene Chriſten ſollen derohalben 1) alle Tage an ihre Sterblichkeit gedencken, und ſich derſelben erinnern, wenn ſie ihre Kleider austhun, und ihr Schlaff-Geraͤth anlegen, und alsdann in ihrem Hertzen gedencken: So werde ich nach meinem To- de auch entkleidet, und mit meinem Todten-Ge- wand umhuͤllet werden. 2) Laͤſſet GOtt aber einen Menſchen kranck werden, ſo ſoll man wiederum ſich ſeinen bevorſtehenden Tod vorſtellen. Es iſt ein Betrug des Satans, daß man meynet, wenn man an den Tod nicht gedaͤchte, ſo ſtuͤrbe man nicht: denn man mag daran gedencken oder nicht, ſo kommt unſer Ende, wenn es GOtt gefaͤllet: wer ſich aber zum ſeligen Tod bereitet, der ſtirbt deſto ſeliger. 3) Es ſoll ſich der Menſch auch ſei- ner Sterblichkeit erinnern, wenn er an ſeine ver- ſtorbene Nachbarn, Vorfahren und Freunde ge- dencket, und glauben, die Reihe werde ihn auch einmahl treffen. Darum 4) ſelig iſt, wer in Betrachtung der Sterblichkeit im Glauben JE- ſum Chriſtum ergreiffet, und in einem Chriſtlichen und frommen Leben verharret bis in den Tod, der wird, wenn er ſtirbt, nicht ſterben, ſondern um JEſu willen zur Seelen-Seligkeit eingehen. Gebet.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/434
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/434>, abgerufen am 24.11.2024.