Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.Der glaubige Christ dancket GOtt GOtt viel versprechen, wie sie, wenn sie GOttlässet gesund werden, wollen neue Creaturen, from- me Christen, eifrige Beter, fleißige Kirchen- Gänger, und von Leben, Hertzen und Sitten, gantz neu werden, ist auch gewiß. Aber daß die- ses Versprechen die allerwenigste halten, lehret lei- der die tägliche Erfahrung, da sie nach der erlang- ten Gesundheit wieder so eitel, boßhafftig, unbän- dig, unartig und frech werden, wie sie vorhero ge- wesen, wo sie nur nicht schlimmer werden: Da- hero sol ein wahrer Christ, wenn ihn GOtt von dem Krancken-Bette befreyet hat, 1) GOttes Allmacht erkennen, loben und preisen, wie GOt- tes Macht ihn auf einmahl aufs Bette hingeworf- fen, aber auch davon wieder aufgerichtet und ihn von der Todes-Gefahr gnädig befreyet habe. 2) Es sol ein solcher Krancker, der nun wieder ge- sund geworden ist, sein auf dem Sterbe-Bette gethanes Gelübde bezahlen, und sein Versprechen halten, darum weil er es GOtt und nicht Men- schen versprochen. Denn es ist besser, nichts ver- sprechen, als das versprochene nicht halten. 3) Hat er wieder, wie Hiskias, neue Kräffte erlanget, so sol er nicht allein zu Hause auf seinen Knien dem allmächtigen Helffer und Erretter dancken, son- dern auch in das Haus GOttes eilen, und da- selbst vor GOttes Angesicht sich niederwerffen, auch andern dadurch Gelegenheit geben, die Gna- de GOttes zu erkennen, die er ihm erwiesen hat. 4) Sol er auch an die Angst seiner Seelen geden- cken,
Der glaubige Chriſt dancket GOtt GOtt viel verſprechen, wie ſie, wenn ſie GOttlaͤſſet geſund werden, wollen neue Creaturen, from- me Chriſten, eifrige Beter, fleißige Kirchen- Gaͤnger, und von Leben, Hertzen und Sitten, gantz neu werden, iſt auch gewiß. Aber daß die- ſes Verſprechen die allerwenigſte halten, lehret lei- der die taͤgliche Erfahrung, da ſie nach der erlang- ten Geſundheit wieder ſo eitel, boßhafftig, unbaͤn- dig, unartig und frech werden, wie ſie vorhero ge- weſen, wo ſie nur nicht ſchlimmer werden: Da- hero ſol ein wahrer Chriſt, wenn ihn GOtt von dem Krancken-Bette befreyet hat, 1) GOttes Allmacht erkennen, loben und preiſen, wie GOt- tes Macht ihn auf einmahl aufs Bette hingeworf- fen, aber auch davon wieder aufgerichtet und ihn von der Todes-Gefahr gnaͤdig befreyet habe. 2) Es ſol ein ſolcher Krancker, der nun wieder ge- ſund geworden iſt, ſein auf dem Sterbe-Bette gethanes Geluͤbde bezahlen, und ſein Verſprechen halten, darum weil er es GOtt und nicht Men- ſchen verſprochen. Denn es iſt beſſer, nichts ver- ſprechen, als das verſprochene nicht halten. 3) Hat er wieder, wie Hiskias, neue Kraͤffte erlanget, ſo ſol er nicht allein zu Hauſe auf ſeinen Knien dem allmaͤchtigen Helffer und Erretter dancken, ſon- dern auch in das Haus GOttes eilen, und da- ſelbſt vor GOttes Angeſicht ſich niederwerffen, auch andern dadurch Gelegenheit geben, die Gna- de GOttes zu erkennen, die er ihm erwieſen hat. 4) Sol er auch an die Angſt ſeiner Seelen geden- cken,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0542" n="514"/><fw place="top" type="header">Der glaubige Chriſt dancket GOtt</fw><lb/> GOtt viel verſprechen, wie ſie, wenn ſie GOtt<lb/> laͤſſet geſund werden, wollen neue Creaturen, from-<lb/> me Chriſten, eifrige Beter, fleißige Kirchen-<lb/> Gaͤnger, und von Leben, Hertzen und Sitten,<lb/> gantz neu werden, iſt auch gewiß. Aber daß die-<lb/> ſes Verſprechen die allerwenigſte halten, lehret lei-<lb/> der die taͤgliche Erfahrung, da ſie nach der erlang-<lb/> ten Geſundheit wieder ſo eitel, boßhafftig, unbaͤn-<lb/> dig, unartig und frech werden, wie ſie vorhero ge-<lb/> weſen, wo ſie nur nicht ſchlimmer werden: Da-<lb/> hero ſol ein wahrer Chriſt, wenn ihn GOtt von<lb/> dem Krancken-Bette befreyet hat, 1) GOttes<lb/> Allmacht erkennen, loben und preiſen, wie GOt-<lb/> tes Macht ihn auf einmahl aufs Bette hingeworf-<lb/> fen, aber auch davon wieder aufgerichtet und ihn<lb/> von der Todes-Gefahr gnaͤdig befreyet habe.<lb/> 2) Es ſol ein ſolcher Krancker, der nun wieder ge-<lb/> ſund geworden iſt, ſein auf dem Sterbe-Bette<lb/> gethanes Geluͤbde bezahlen, und ſein Verſprechen<lb/> halten, darum weil er es GOtt und nicht Men-<lb/> ſchen verſprochen. Denn es iſt beſſer, nichts ver-<lb/> ſprechen, als das verſprochene nicht halten. 3) Hat<lb/> er wieder, wie Hiskias, neue Kraͤffte erlanget, ſo<lb/> ſol er nicht allein zu Hauſe auf ſeinen Knien dem<lb/> allmaͤchtigen Helffer und Erretter dancken, ſon-<lb/> dern auch in das Haus GOttes eilen, und da-<lb/> ſelbſt vor GOttes Angeſicht ſich niederwerffen,<lb/> auch andern dadurch Gelegenheit geben, die Gna-<lb/> de GOttes zu erkennen, die er ihm erwieſen hat.<lb/> 4) Sol er auch an die Angſt ſeiner Seelen geden-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">cken,</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [514/0542]
Der glaubige Chriſt dancket GOtt
GOtt viel verſprechen, wie ſie, wenn ſie GOtt
laͤſſet geſund werden, wollen neue Creaturen, from-
me Chriſten, eifrige Beter, fleißige Kirchen-
Gaͤnger, und von Leben, Hertzen und Sitten,
gantz neu werden, iſt auch gewiß. Aber daß die-
ſes Verſprechen die allerwenigſte halten, lehret lei-
der die taͤgliche Erfahrung, da ſie nach der erlang-
ten Geſundheit wieder ſo eitel, boßhafftig, unbaͤn-
dig, unartig und frech werden, wie ſie vorhero ge-
weſen, wo ſie nur nicht ſchlimmer werden: Da-
hero ſol ein wahrer Chriſt, wenn ihn GOtt von
dem Krancken-Bette befreyet hat, 1) GOttes
Allmacht erkennen, loben und preiſen, wie GOt-
tes Macht ihn auf einmahl aufs Bette hingeworf-
fen, aber auch davon wieder aufgerichtet und ihn
von der Todes-Gefahr gnaͤdig befreyet habe.
2) Es ſol ein ſolcher Krancker, der nun wieder ge-
ſund geworden iſt, ſein auf dem Sterbe-Bette
gethanes Geluͤbde bezahlen, und ſein Verſprechen
halten, darum weil er es GOtt und nicht Men-
ſchen verſprochen. Denn es iſt beſſer, nichts ver-
ſprechen, als das verſprochene nicht halten. 3) Hat
er wieder, wie Hiskias, neue Kraͤffte erlanget, ſo
ſol er nicht allein zu Hauſe auf ſeinen Knien dem
allmaͤchtigen Helffer und Erretter dancken, ſon-
dern auch in das Haus GOttes eilen, und da-
ſelbſt vor GOttes Angeſicht ſich niederwerffen,
auch andern dadurch Gelegenheit geben, die Gna-
de GOttes zu erkennen, die er ihm erwieſen hat.
4) Sol er auch an die Angſt ſeiner Seelen geden-
cken,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeAuflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr] Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |