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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867.

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bisher diesen eben so logischen als praktischen Grundsatz nicht ange-
nommen, und stehen statt auf dem rechtlichen, noch auf dem polizei-
lichen Standpunkt, auf welchem die Ortsbehörde die Aufsicht, die
Fachmänner die Beweise und Gutachten, und die Gerichte die Ent-
scheidung
haben.


Hauptschriftsteller für die wissenschaftliche Begründung und die histo-
rische Auffassung auch dieses Gebiets bleibt Frank a. a. O. Bd. III,
wo die früheren Gesetze, die bis ins sechzehnte Jahrhundert reichen, auf-
geführt sind, und jedes Nahrungsmittel für sich behandelt wird. Fleisch
III. 1. 1. Trinkwasser III. 1. 2. Fische III. 1. 3. Pflanzen III. 1. 4.
Gewürze III. 1. 5. Bier III. 2. 2. Wein III. 2. 3. (schon Polizei im
Reichsabschied 1487 und 1497). -- Jedes Land hat dann eine Menge
einzelner Verordnungen über die einzelnen Nahrungsmittel. Frühere
Geschichte und Rechte (Erhardt III. 236 ff.) Sanitäre Städtepoli-
zei
der Nahrungsmittel (Berg, Polizeirecht IV. mehrfach. Ehrhardt
III. 113 f.) Oesterreich. Ausführliche Gesetzgebung über die Polizei
der Nahrungsmittel schon seit dem siebzehnten Jahrhundert. Die be-
treffenden, meist örtlichen Bestimmungen sind jedoch vorwiegend Maaß-
und Gewichtspolizei; der sanitäre Standpunkt kommt fast nur beim
Fleische zur Geltung. Fleischbeschau (N. Oesterr.) schon vor 1559;
Uebergang zur gewerblichen Schlachterordnung (Kopetz, Polizeigesetze II.
§. 707.) Wiederholung: Verordnung seit 1802 (Stubenrauch §. 270 ff.)
-- Mühlordnungen seit 1661, 1695, 1735; namentlich gegen Mehl-
fälschung; neue Mühlordnung vom 1. December 1814. Bäckerord-
nung seit 1718; spätere Verordnung Stubenrauch §. 270. -- Wein-
gärtnerordnung
aus dem siebzehnten Jahrhundert (Kopetz a. a. O.)
Die alten Verordnungen bestehen übrigens wohl nur noch formell; an
ihre Stelle ist wesentlich die Bestimmung des Strafgesetzbuchs §. 407
getreten, nach dem die Gefährdung der Gesundheit durch Fälschung, so
wie durch Zubereitung der Nahrungsmittel mit Strafen bedroht ist.
Doch bestehen über einzelne Theile der Nahrungsmittelproduktion, spe-
ziell über das Fleisch, noch eine Reihe von örtlichen Verordnungen,
die Ausführung betreffend (Stubenrauch a. a. O. §. 271--275), wäh-
rend im Allgemeinen der Grundsatz anerkannt ist, daß die Gemeinde
die Behörde der Ueberwachung ist (Gemeindeordnung vom 17. März
1844, §. 119).

In Frankreich trat dagegen mit der Revolution und der Auf-
hebung aller früheren Bestimmungen die Nothwendigkeit einer einheitlichen
Gesetzgebung zuerst auf. Zuerst übergab das Gesetz vom 16--24. August

bisher dieſen eben ſo logiſchen als praktiſchen Grundſatz nicht ange-
nommen, und ſtehen ſtatt auf dem rechtlichen, noch auf dem polizei-
lichen Standpunkt, auf welchem die Ortsbehörde die Aufſicht, die
Fachmänner die Beweiſe und Gutachten, und die Gerichte die Ent-
ſcheidung
haben.


Hauptſchriftſteller für die wiſſenſchaftliche Begründung und die hiſto-
riſche Auffaſſung auch dieſes Gebiets bleibt Frank a. a. O. Bd. III,
wo die früheren Geſetze, die bis ins ſechzehnte Jahrhundert reichen, auf-
geführt ſind, und jedes Nahrungsmittel für ſich behandelt wird. Fleiſch
III. 1. 1. Trinkwaſſer III. 1. 2. Fiſche III. 1. 3. Pflanzen III. 1. 4.
Gewürze III. 1. 5. Bier III. 2. 2. Wein III. 2. 3. (ſchon Polizei im
Reichsabſchied 1487 und 1497). — Jedes Land hat dann eine Menge
einzelner Verordnungen über die einzelnen Nahrungsmittel. Frühere
Geſchichte und Rechte (Erhardt III. 236 ff.) Sanitäre Städtepoli-
zei
der Nahrungsmittel (Berg, Polizeirecht IV. mehrfach. Ehrhardt
III. 113 f.) Oeſterreich. Ausführliche Geſetzgebung über die Polizei
der Nahrungsmittel ſchon ſeit dem ſiebzehnten Jahrhundert. Die be-
treffenden, meiſt örtlichen Beſtimmungen ſind jedoch vorwiegend Maaß-
und Gewichtspolizei; der ſanitäre Standpunkt kommt faſt nur beim
Fleiſche zur Geltung. Fleiſchbeſchau (N. Oeſterr.) ſchon vor 1559;
Uebergang zur gewerblichen Schlachterordnung (Kopetz, Polizeigeſetze II.
§. 707.) Wiederholung: Verordnung ſeit 1802 (Stubenrauch §. 270 ff.)
Mühlordnungen ſeit 1661, 1695, 1735; namentlich gegen Mehl-
fälſchung; neue Mühlordnung vom 1. December 1814. Bäckerord-
nung ſeit 1718; ſpätere Verordnung Stubenrauch §. 270. — Wein-
gärtnerordnung
aus dem ſiebzehnten Jahrhundert (Kopetz a. a. O.)
Die alten Verordnungen beſtehen übrigens wohl nur noch formell; an
ihre Stelle iſt weſentlich die Beſtimmung des Strafgeſetzbuchs §. 407
getreten, nach dem die Gefährdung der Geſundheit durch Fälſchung, ſo
wie durch Zubereitung der Nahrungsmittel mit Strafen bedroht iſt.
Doch beſtehen über einzelne Theile der Nahrungsmittelproduktion, ſpe-
ziell über das Fleiſch, noch eine Reihe von örtlichen Verordnungen,
die Ausführung betreffend (Stubenrauch a. a. O. §. 271—275), wäh-
rend im Allgemeinen der Grundſatz anerkannt iſt, daß die Gemeinde
die Behörde der Ueberwachung iſt (Gemeindeordnung vom 17. März
1844, §. 119).

In Frankreich trat dagegen mit der Revolution und der Auf-
hebung aller früheren Beſtimmungen die Nothwendigkeit einer einheitlichen
Geſetzgebung zuerſt auf. Zuerſt übergab das Geſetz vom 16—24. Auguſt

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[56/0072] bisher dieſen eben ſo logiſchen als praktiſchen Grundſatz nicht ange- nommen, und ſtehen ſtatt auf dem rechtlichen, noch auf dem polizei- lichen Standpunkt, auf welchem die Ortsbehörde die Aufſicht, die Fachmänner die Beweiſe und Gutachten, und die Gerichte die Ent- ſcheidung haben. Hauptſchriftſteller für die wiſſenſchaftliche Begründung und die hiſto- riſche Auffaſſung auch dieſes Gebiets bleibt Frank a. a. O. Bd. III, wo die früheren Geſetze, die bis ins ſechzehnte Jahrhundert reichen, auf- geführt ſind, und jedes Nahrungsmittel für ſich behandelt wird. Fleiſch III. 1. 1. Trinkwaſſer III. 1. 2. Fiſche III. 1. 3. Pflanzen III. 1. 4. Gewürze III. 1. 5. Bier III. 2. 2. Wein III. 2. 3. (ſchon Polizei im Reichsabſchied 1487 und 1497). — Jedes Land hat dann eine Menge einzelner Verordnungen über die einzelnen Nahrungsmittel. Frühere Geſchichte und Rechte (Erhardt III. 236 ff.) Sanitäre Städtepoli- zei der Nahrungsmittel (Berg, Polizeirecht IV. mehrfach. Ehrhardt III. 113 f.) Oeſterreich. Ausführliche Geſetzgebung über die Polizei der Nahrungsmittel ſchon ſeit dem ſiebzehnten Jahrhundert. Die be- treffenden, meiſt örtlichen Beſtimmungen ſind jedoch vorwiegend Maaß- und Gewichtspolizei; der ſanitäre Standpunkt kommt faſt nur beim Fleiſche zur Geltung. Fleiſchbeſchau (N. Oeſterr.) ſchon vor 1559; Uebergang zur gewerblichen Schlachterordnung (Kopetz, Polizeigeſetze II. §. 707.) Wiederholung: Verordnung ſeit 1802 (Stubenrauch §. 270 ff.) — Mühlordnungen ſeit 1661, 1695, 1735; namentlich gegen Mehl- fälſchung; neue Mühlordnung vom 1. December 1814. Bäckerord- nung ſeit 1718; ſpätere Verordnung Stubenrauch §. 270. — Wein- gärtnerordnung aus dem ſiebzehnten Jahrhundert (Kopetz a. a. O.) Die alten Verordnungen beſtehen übrigens wohl nur noch formell; an ihre Stelle iſt weſentlich die Beſtimmung des Strafgeſetzbuchs §. 407 getreten, nach dem die Gefährdung der Geſundheit durch Fälſchung, ſo wie durch Zubereitung der Nahrungsmittel mit Strafen bedroht iſt. Doch beſtehen über einzelne Theile der Nahrungsmittelproduktion, ſpe- ziell über das Fleiſch, noch eine Reihe von örtlichen Verordnungen, die Ausführung betreffend (Stubenrauch a. a. O. §. 271—275), wäh- rend im Allgemeinen der Grundſatz anerkannt iſt, daß die Gemeinde die Behörde der Ueberwachung iſt (Gemeindeordnung vom 17. März 1844, §. 119). In Frankreich trat dagegen mit der Revolution und der Auf- hebung aller früheren Beſtimmungen die Nothwendigkeit einer einheitlichen Geſetzgebung zuerſt auf. Zuerſt übergab das Geſetz vom 16—24. Auguſt

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre03_1867/72>, abgerufen am 21.11.2024.