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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867.

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1790 die Oberaufsicht den Maires, dann bestimmter der Code Penal das
Recht der Fälschung und zwar mit dem charakteristischen Unterschiede,
daß Art. 423 eben nur die Strafe der Fälschung enthielt, während
Art. 471 die Buße für die Nichtbefolgung der polizeilichen Vorschrif-
ten feststellte. Der hier nur noch angedeutete sanitäre Gesichtspunkt ist
dann definitiv und mit großer Genauigkeit ausgebildet im Gesetz vom
27. März 1851 (zum Art. 423 des Code Penal). Dieß Gesetz ist das
ausführlichste und rationellste über die sanitäre Nahrungsmittelpolizei,
das mir bekannt ist. Tardieu hat in seinem citirten Dictionnaire so
ziemlich alle einzelnen subsistances, freilich wesentlich physiologisch unter-
sucht, aber auch nebst der französischen Literatur theilweise auf die Ge-
setze Rücksicht genommen. (Das Gesetz von 1851 bei Block Diction-
naire v. subsistances
). Ueber das Trinkwasser siehe speziell Tar-
dieu
: Eau, und dort eine Pariser Polizeivorschrift über die öffentlichen
Brunnen vom 15. Mai 1849. -- Die preußische Gesetzgebung hat auf
derselben Grundlage im Strafgesetzbuch (1851) §. 304 die Strafe für
wissentliche Beimischung gefährlicher Substanzen, von der Strafe des
Betruges (§. 241) und der Feilhaltung verdorbener Nahrungs-
mittel geschieden, und dazu durch Gesetz vom 11. März 1850 die Polizei
den Ortspolizeibehörden überwiesen (Horn, Medicinalwesen I. S. 107.
108. Rönne, Strafrecht II. 361). In ähnlicher Weise hat die bay-
rische
Gesetzgebung im neuen Polizeistrafgesetzbuch den gesundheitsge-
fährlichen Verkehr mit "ekelhaften (?), verdorbenen oder schädlichen Nah-
rungsmitteln" bestraft (Art. 132) und die Uebertretung der ortspoli-
zeilichen Vorschriften über den "angeordneten Beschein" mit Bußen be-
legt (Art. 131). -- In Württemberg: Strafe des Strafgesetzbuchs
für wissentliche Fälschung (Art. 270), und polizeiliche Strafe für Un-
vorsichtigkeit und Fahrlässigkeit nach dem Polizeistrafgesetzbuch (Art. 41),
nebst einer Reihe von einzelnen Polizeiverordnungen bei Roller Polizei-
recht §§. 141--156. Königreich Sachsen: die polizeilichen Verord-
nungen aus dem vorigen Jahrhundert gelten noch jetzt zum Theil bei
Fleisch und Brod (Funke, Polizeigesetze des Königreichs Sachsen III.
S. 234--257). Aufstellung von Fleischbeschauern in allen Ge-
meinden, nebst Pflicht der Anzeige. Sachsen-Meiningen (Verordnung
vom 11. März 1865). Viele Verordnungen wegen der Trichinen in
neuester Zeit. Sachsen-Weimar (Verordnung vom 1. Februar und
5. Mai 1866). Braunschweig (Verordnung vom 15. März 1866).
In Belgien hat sich der Code Penal Art. 301 und 318 im Wesent-
lichen an das französische Recht angeschlossen; das Gesetz vom 19. Mai
1829 aber hat die Grundsätze für das Polizeirecht der schädlichen Stoffe
bestimmt, die durch das Gesetz vom 17. März 1856 weiter ausgeführt

1790 die Oberaufſicht den Maires, dann beſtimmter der Code Pénal das
Recht der Fälſchung und zwar mit dem charakteriſtiſchen Unterſchiede,
daß Art. 423 eben nur die Strafe der Fälſchung enthielt, während
Art. 471 die Buße für die Nichtbefolgung der polizeilichen Vorſchrif-
ten feſtſtellte. Der hier nur noch angedeutete ſanitäre Geſichtspunkt iſt
dann definitiv und mit großer Genauigkeit ausgebildet im Geſetz vom
27. März 1851 (zum Art. 423 des Code Pénal). Dieß Geſetz iſt das
ausführlichſte und rationellſte über die ſanitäre Nahrungsmittelpolizei,
das mir bekannt iſt. Tardieu hat in ſeinem citirten Dictionnaire ſo
ziemlich alle einzelnen subsistances, freilich weſentlich phyſiologiſch unter-
ſucht, aber auch nebſt der franzöſiſchen Literatur theilweiſe auf die Ge-
ſetze Rückſicht genommen. (Das Geſetz von 1851 bei Block Diction-
naire v. subsistances
). Ueber das Trinkwaſſer ſiehe ſpeziell Tar-
dieu
: Eau, und dort eine Pariſer Polizeivorſchrift über die öffentlichen
Brunnen vom 15. Mai 1849. — Die preußiſche Geſetzgebung hat auf
derſelben Grundlage im Strafgeſetzbuch (1851) §. 304 die Strafe für
wiſſentliche Beimiſchung gefährlicher Subſtanzen, von der Strafe des
Betruges (§. 241) und der Feilhaltung verdorbener Nahrungs-
mittel geſchieden, und dazu durch Geſetz vom 11. März 1850 die Polizei
den Ortspolizeibehörden überwieſen (Horn, Medicinalweſen I. S. 107.
108. Rönne, Strafrecht II. 361). In ähnlicher Weiſe hat die bay-
riſche
Geſetzgebung im neuen Polizeiſtrafgeſetzbuch den geſundheitsge-
fährlichen Verkehr mit „ekelhaften (?), verdorbenen oder ſchädlichen Nah-
rungsmitteln“ beſtraft (Art. 132) und die Uebertretung der ortspoli-
zeilichen Vorſchriften über den „angeordneten Beſchein“ mit Bußen be-
legt (Art. 131). — In Württemberg: Strafe des Strafgeſetzbuchs
für wiſſentliche Fälſchung (Art. 270), und polizeiliche Strafe für Un-
vorſichtigkeit und Fahrläſſigkeit nach dem Polizeiſtrafgeſetzbuch (Art. 41),
nebſt einer Reihe von einzelnen Polizeiverordnungen bei Roller Polizei-
recht §§. 141—156. Königreich Sachſen: die polizeilichen Verord-
nungen aus dem vorigen Jahrhundert gelten noch jetzt zum Theil bei
Fleiſch und Brod (Funke, Polizeigeſetze des Königreichs Sachſen III.
S. 234—257). Aufſtellung von Fleiſchbeſchauern in allen Ge-
meinden, nebſt Pflicht der Anzeige. Sachſen-Meiningen (Verordnung
vom 11. März 1865). Viele Verordnungen wegen der Trichinen in
neueſter Zeit. Sachſen-Weimar (Verordnung vom 1. Februar und
5. Mai 1866). Braunſchweig (Verordnung vom 15. März 1866).
In Belgien hat ſich der Code Pénal Art. 301 und 318 im Weſent-
lichen an das franzöſiſche Recht angeſchloſſen; das Geſetz vom 19. Mai
1829 aber hat die Grundſätze für das Polizeirecht der ſchädlichen Stoffe
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[57/0073] 1790 die Oberaufſicht den Maires, dann beſtimmter der Code Pénal das Recht der Fälſchung und zwar mit dem charakteriſtiſchen Unterſchiede, daß Art. 423 eben nur die Strafe der Fälſchung enthielt, während Art. 471 die Buße für die Nichtbefolgung der polizeilichen Vorſchrif- ten feſtſtellte. Der hier nur noch angedeutete ſanitäre Geſichtspunkt iſt dann definitiv und mit großer Genauigkeit ausgebildet im Geſetz vom 27. März 1851 (zum Art. 423 des Code Pénal). Dieß Geſetz iſt das ausführlichſte und rationellſte über die ſanitäre Nahrungsmittelpolizei, das mir bekannt iſt. Tardieu hat in ſeinem citirten Dictionnaire ſo ziemlich alle einzelnen subsistances, freilich weſentlich phyſiologiſch unter- ſucht, aber auch nebſt der franzöſiſchen Literatur theilweiſe auf die Ge- ſetze Rückſicht genommen. (Das Geſetz von 1851 bei Block Diction- naire v. subsistances). Ueber das Trinkwaſſer ſiehe ſpeziell Tar- dieu: Eau, und dort eine Pariſer Polizeivorſchrift über die öffentlichen Brunnen vom 15. Mai 1849. — Die preußiſche Geſetzgebung hat auf derſelben Grundlage im Strafgeſetzbuch (1851) §. 304 die Strafe für wiſſentliche Beimiſchung gefährlicher Subſtanzen, von der Strafe des Betruges (§. 241) und der Feilhaltung verdorbener Nahrungs- mittel geſchieden, und dazu durch Geſetz vom 11. März 1850 die Polizei den Ortspolizeibehörden überwieſen (Horn, Medicinalweſen I. S. 107. 108. Rönne, Strafrecht II. 361). In ähnlicher Weiſe hat die bay- riſche Geſetzgebung im neuen Polizeiſtrafgeſetzbuch den geſundheitsge- fährlichen Verkehr mit „ekelhaften (?), verdorbenen oder ſchädlichen Nah- rungsmitteln“ beſtraft (Art. 132) und die Uebertretung der ortspoli- zeilichen Vorſchriften über den „angeordneten Beſchein“ mit Bußen be- legt (Art. 131). — In Württemberg: Strafe des Strafgeſetzbuchs für wiſſentliche Fälſchung (Art. 270), und polizeiliche Strafe für Un- vorſichtigkeit und Fahrläſſigkeit nach dem Polizeiſtrafgeſetzbuch (Art. 41), nebſt einer Reihe von einzelnen Polizeiverordnungen bei Roller Polizei- recht §§. 141—156. Königreich Sachſen: die polizeilichen Verord- nungen aus dem vorigen Jahrhundert gelten noch jetzt zum Theil bei Fleiſch und Brod (Funke, Polizeigeſetze des Königreichs Sachſen III. S. 234—257). Aufſtellung von Fleiſchbeſchauern in allen Ge- meinden, nebſt Pflicht der Anzeige. Sachſen-Meiningen (Verordnung vom 11. März 1865). Viele Verordnungen wegen der Trichinen in neueſter Zeit. Sachſen-Weimar (Verordnung vom 1. Februar und 5. Mai 1866). Braunſchweig (Verordnung vom 15. März 1866). In Belgien hat ſich der Code Pénal Art. 301 und 318 im Weſent- lichen an das franzöſiſche Recht angeſchloſſen; das Geſetz vom 19. Mai 1829 aber hat die Grundſätze für das Polizeirecht der ſchädlichen Stoffe beſtimmt, die durch das Geſetz vom 17. März 1856 weiter ausgeführt

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre03_1867/73>, abgerufen am 21.11.2024.