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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 5. Stuttgart, 1868.

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Entwicklung zu einem Systeme ist fakultativ: "für größere Städte ist es
erlaubt, Schulen mit erweitertem Lehrplan einzurichten" (Holtzmann
a. a. O. 392). Die höhere Bürgerschule jedoch erscheint schon als Real-
schule. Ueber Waisenhäuser, Rettungsanstalten u. s. w. (Holtzmann
S. 416). Das Ganze ist noch rein dem Vereinswesen überlassen und
wenig ausgebildet. Taubstummenlehranstalt seit 1783. Ein Kinder-
hospital in Heidelberg ist eine Art Kinderschule.

Hannover. Schulpflicht schon seit der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts. Landschulen einklassig, Stadtschulen mehrklassig. Rettungs-
anstalten, Taubstummen- und Bildungsanstalten bei Pabst a. a. O. 335.
Der Mangel des hannover'schen Volksschulwesens liegt in dem des
mangelnden Systems, das die individuelle Tüchtigkeit der Lehrer er-
setzen muß.

Kurhessen. Ein eigentliches System mangelt offenbar; es ist
den örtlichen Verhältnissen überlassen. Grund ist der Mangel an einem
Schulgesetz. Meist bestehen drei Abtheilungen. Normallehrplan fehlt.
Neben den Volksschulen bestehen einzelne Fabrikschulen (Hanau).
Die Handwerksschulen sind unorganische Reste der Zunftepoche und
vertreten die Sonn- und Feiertagsschulen, ohne öffentlichen Lehrplan
(Bezzenberger a. a. O. 483. 484). Ueber die Waisenhäuser und Ret-
tungsanstalten, zum Theil schon seit dem 17ten Jahrhundert als ein-
zelne Stiftungen bestehend (Bezzenberger das. 507 ff.); Taubstummen-
anstalt seit 1838. Kleinkinderschulen sind auch hier nur städtische Ver-
einsanstalten.

Hessen-Darmstadt. Schulpflicht seit dem 17ten Jahrhundert
ausgesprochen. 1634 Ordnung von fleißiger Uebung Katechismi. Das
Klassensystem scheint auch hier in seiner Ausführung von localen Ver-
hältnissen abhängig. In allen Provinzen Rettungsanstalten; daneben
Waisenhäuser, Taubstummen- und Blindenanstalt. Kleinkinderschulen
werden 24 angegeben; Fortbildungsanstalten finden sich nicht (Strack
a. a. O. 530 ff.).

Waldeck. Frühere Schulordnung Gesetz vom 30. Januar 1846;
neuere Organisation im Wesentlichen nach preußischem Muster und sehr
rationell durchgeführt (Gesetz vom 9. Juli 1855).

Belgien. Schulpflicht existirt nicht; vergeblicher Versuch im Jahre
1859, dieselbe einzuführen (Batbie, Dr. publ. et adm. III. S. 259).
Das Klassensystem ist dem französischen der inst. primaire elementaire
und superieure nachgebildet. Nach de Fooz (Droit administrativ.
Belge IV.
343) hat man die ecoles primaires superieures parmi les
etablissements d'instruction moyenne
gereiht und damit unter das
Gesetz von 1850 gestellt. Das Verhältniß wird nicht recht klar (vergl.

Entwicklung zu einem Syſteme iſt fakultativ: „für größere Städte iſt es
erlaubt, Schulen mit erweitertem Lehrplan einzurichten“ (Holtzmann
a. a. O. 392). Die höhere Bürgerſchule jedoch erſcheint ſchon als Real-
ſchule. Ueber Waiſenhäuſer, Rettungsanſtalten u. ſ. w. (Holtzmann
S. 416). Das Ganze iſt noch rein dem Vereinsweſen überlaſſen und
wenig ausgebildet. Taubſtummenlehranſtalt ſeit 1783. Ein Kinder-
hoſpital in Heidelberg iſt eine Art Kinderſchule.

Hannover. Schulpflicht ſchon ſeit der Mitte des vorigen Jahr-
hunderts. Landſchulen einklaſſig, Stadtſchulen mehrklaſſig. Rettungs-
anſtalten, Taubſtummen- und Bildungsanſtalten bei Pabſt a. a. O. 335.
Der Mangel des hannover’ſchen Volksſchulweſens liegt in dem des
mangelnden Syſtems, das die individuelle Tüchtigkeit der Lehrer er-
ſetzen muß.

Kurheſſen. Ein eigentliches Syſtem mangelt offenbar; es iſt
den örtlichen Verhältniſſen überlaſſen. Grund iſt der Mangel an einem
Schulgeſetz. Meiſt beſtehen drei Abtheilungen. Normallehrplan fehlt.
Neben den Volksſchulen beſtehen einzelne Fabrikſchulen (Hanau).
Die Handwerksſchulen ſind unorganiſche Reſte der Zunftepoche und
vertreten die Sonn- und Feiertagsſchulen, ohne öffentlichen Lehrplan
(Bezzenberger a. a. O. 483. 484). Ueber die Waiſenhäuſer und Ret-
tungsanſtalten, zum Theil ſchon ſeit dem 17ten Jahrhundert als ein-
zelne Stiftungen beſtehend (Bezzenberger daſ. 507 ff.); Taubſtummen-
anſtalt ſeit 1838. Kleinkinderſchulen ſind auch hier nur ſtädtiſche Ver-
einsanſtalten.

Heſſen-Darmſtadt. Schulpflicht ſeit dem 17ten Jahrhundert
ausgeſprochen. 1634 Ordnung von fleißiger Uebung Katechismi. Das
Klaſſenſyſtem ſcheint auch hier in ſeiner Ausführung von localen Ver-
hältniſſen abhängig. In allen Provinzen Rettungsanſtalten; daneben
Waiſenhäuſer, Taubſtummen- und Blindenanſtalt. Kleinkinderſchulen
werden 24 angegeben; Fortbildungsanſtalten finden ſich nicht (Strack
a. a. O. 530 ff.).

Waldeck. Frühere Schulordnung Geſetz vom 30. Januar 1846;
neuere Organiſation im Weſentlichen nach preußiſchem Muſter und ſehr
rationell durchgeführt (Geſetz vom 9. Juli 1855).

Belgien. Schulpflicht exiſtirt nicht; vergeblicher Verſuch im Jahre
1859, dieſelbe einzuführen (Batbie, Dr. publ. et adm. III. S. 259).
Das Klaſſenſyſtem iſt dem franzöſiſchen der inst. primaire élémentaire
und supérieure nachgebildet. Nach de Fooz (Droit administrativ.
Belge IV.
343) hat man die écoles primaires supérieures parmi les
établissements d’instruction moyenne
gereiht und damit unter das
Geſetz von 1850 geſtellt. Das Verhältniß wird nicht recht klar (vergl.

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[144/0172] Entwicklung zu einem Syſteme iſt fakultativ: „für größere Städte iſt es erlaubt, Schulen mit erweitertem Lehrplan einzurichten“ (Holtzmann a. a. O. 392). Die höhere Bürgerſchule jedoch erſcheint ſchon als Real- ſchule. Ueber Waiſenhäuſer, Rettungsanſtalten u. ſ. w. (Holtzmann S. 416). Das Ganze iſt noch rein dem Vereinsweſen überlaſſen und wenig ausgebildet. Taubſtummenlehranſtalt ſeit 1783. Ein Kinder- hoſpital in Heidelberg iſt eine Art Kinderſchule. Hannover. Schulpflicht ſchon ſeit der Mitte des vorigen Jahr- hunderts. Landſchulen einklaſſig, Stadtſchulen mehrklaſſig. Rettungs- anſtalten, Taubſtummen- und Bildungsanſtalten bei Pabſt a. a. O. 335. Der Mangel des hannover’ſchen Volksſchulweſens liegt in dem des mangelnden Syſtems, das die individuelle Tüchtigkeit der Lehrer er- ſetzen muß. Kurheſſen. Ein eigentliches Syſtem mangelt offenbar; es iſt den örtlichen Verhältniſſen überlaſſen. Grund iſt der Mangel an einem Schulgeſetz. Meiſt beſtehen drei Abtheilungen. Normallehrplan fehlt. Neben den Volksſchulen beſtehen einzelne Fabrikſchulen (Hanau). Die Handwerksſchulen ſind unorganiſche Reſte der Zunftepoche und vertreten die Sonn- und Feiertagsſchulen, ohne öffentlichen Lehrplan (Bezzenberger a. a. O. 483. 484). Ueber die Waiſenhäuſer und Ret- tungsanſtalten, zum Theil ſchon ſeit dem 17ten Jahrhundert als ein- zelne Stiftungen beſtehend (Bezzenberger daſ. 507 ff.); Taubſtummen- anſtalt ſeit 1838. Kleinkinderſchulen ſind auch hier nur ſtädtiſche Ver- einsanſtalten. Heſſen-Darmſtadt. Schulpflicht ſeit dem 17ten Jahrhundert ausgeſprochen. 1634 Ordnung von fleißiger Uebung Katechismi. Das Klaſſenſyſtem ſcheint auch hier in ſeiner Ausführung von localen Ver- hältniſſen abhängig. In allen Provinzen Rettungsanſtalten; daneben Waiſenhäuſer, Taubſtummen- und Blindenanſtalt. Kleinkinderſchulen werden 24 angegeben; Fortbildungsanſtalten finden ſich nicht (Strack a. a. O. 530 ff.). Waldeck. Frühere Schulordnung Geſetz vom 30. Januar 1846; neuere Organiſation im Weſentlichen nach preußiſchem Muſter und ſehr rationell durchgeführt (Geſetz vom 9. Juli 1855). Belgien. Schulpflicht exiſtirt nicht; vergeblicher Verſuch im Jahre 1859, dieſelbe einzuführen (Batbie, Dr. publ. et adm. III. S. 259). Das Klaſſenſyſtem iſt dem franzöſiſchen der inst. primaire élémentaire und supérieure nachgebildet. Nach de Fooz (Droit administrativ. Belge IV. 343) hat man die écoles primaires supérieures parmi les établissements d’instruction moyenne gereiht und damit unter das Geſetz von 1850 geſtellt. Das Verhältniß wird nicht recht klar (vergl.

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 5. Stuttgart, 1868, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre05_1868/172>, abgerufen am 21.11.2024.