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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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ich nie mehr bewundert, -- ohne Sonne, ohne Hiebmarken schlenderte er auf
seinem Schlangenweg dem Orte zu und fand den richtigen Hügelzug, auf dem
nach einigem Suchen auch der richtige Baum entdeckt wurde. Die beiden
Fähnchen waren noch vorhanden. Von Perrot's und Januario's Besuch keine
Spur. Die Antwort Rondon's, mit Bleistift am 4. September 1887 geschrieben,
lag in der Büchse. Sie sprach sich dahin aus, dass der Weg auch in der Regen-
zeit passierbar sein werde und Alles nur von dem Wasserstand des Paranatinga
abhänge. Die Entfernung nach der Fazenda S. Manoel wurde auf 16 Leguas
(99 km) geschätzt. Der Weg von S. Manoel nach Ponte alta sei fest, ohne
Hindernis in den Serras und 25 Leguas (144,5 km) lang.

"Ich bin", lautete das sehr liebenswürdig gehaltene Schreiben des Jose da
Silva Rondon weiter, "bei der Untersuchung der Flüsse, die ich antraf, nicht so
glücklich gewesen, als Ew. Hochwohlgeboren mir gewünscht haben. Ich stiess mit
Indianern "de ma conducta", von schlechter Aufführung, zusammen, verlor in dem
Kampf einen Gefährten, der fiel, und zwei, die versprengt wurden; zwei andere
erhielten leichte Pfeilwunden."

Das waren nun auch Schingu-Indianer, aber die uns unbekannten der Ronuro-
Quellflüsse gewesen. Halt, da standen auf der vierten Seite des Briefbogens
noch ein paar Zeilen in anderer Handschrift und anderer Orthographie. "Am
12. September bin ich hier am Schingu vorbeigekommen. Francisco Chivier
da Silva Velho." Der Name war uns nicht fremd; es war der des weithin
bekannten Sertanejo Chico Velho, des Führers von Rondon, offenbar des einen
der zwei Versprengten. Acht Tage nach Rondon und allein! Das liess tief
blicken.

Betreffs der Leguas der berittenen Sertanejos waren wir etwas misstrauisch
geworden; jedenfalls konnten Perrot und Januario, die immer geglaubt hatten,
dass die Fazenda leicht in zwei Tagen zu erreichen sei, schweren Täuschungen
zum Opfer fallen, wenn sie durch irgend einen Umstand veranlasst worden waren,
vorauszureiten. Ihr Schicksal trat jetzt in den Vordergrund aller Ueberlegung.
Dass sie sich verirrt hatten, konnten wir nicht begreifen, weil der erfahrene
Januario den Weg dreimal gemacht hatte, sie auch irgendwo auf unsern alten
Weg oder auf die Rondonstrasse stossen mussten und eine Aussicht auf den
Batovyberg überall zu gewinnen war. Wir thaten bis zum Mittag des 3. Dezember
Alles, was in unsern Kräften stand, durchkreuzten das ganze Terrain in allen
Richtungen mit Patrouillen, durften aber nicht vergessen, dass die Beiden beritten
waren und wir nicht, dass auch für uns viel auf dem Spiele stand, und dass jene
vielleicht in Sicherheit waren.

Wir wanderten nun auf der Rondonstrasse in das Paranatingagebiet. Der
Pfad war meist leicht erkennbar, oft mit grosser Geschicklichkeit um die Hügel
geführt und mit wuchtigen Hieben markiert. Chico Velho's Hand schrieb sicherer
auf Baumrinde als auf Papier. Wir fanden auch Brücken, doch waren sie nur
zum kleineren Teile noch brauchbar.


ich nie mehr bewundert, — ohne Sonne, ohne Hiebmarken schlenderte er auf
seinem Schlangenweg dem Orte zu und fand den richtigen Hügelzug, auf dem
nach einigem Suchen auch der richtige Baum entdeckt wurde. Die beiden
Fähnchen waren noch vorhanden. Von Perrot’s und Januario’s Besuch keine
Spur. Die Antwort Rondon’s, mit Bleistift am 4. September 1887 geschrieben,
lag in der Büchse. Sie sprach sich dahin aus, dass der Weg auch in der Regen-
zeit passierbar sein werde und Alles nur von dem Wasserstand des Paranatinga
abhänge. Die Entfernung nach der Fazenda S. Manoel wurde auf 16 Leguas
(99 km) geschätzt. Der Weg von S. Manoel nach Ponte alta sei fest, ohne
Hindernis in den Serras und 25 Leguas (144,5 km) lang.

»Ich bin«, lautete das sehr liebenswürdig gehaltene Schreiben des José da
Silva Rondon weiter, »bei der Untersuchung der Flüsse, die ich antraf, nicht so
glücklich gewesen, als Ew. Hochwohlgeboren mir gewünscht haben. Ich stiess mit
Indianern »de má conducta«, von schlechter Aufführung, zusammen, verlor in dem
Kampf einen Gefährten, der fiel, und zwei, die versprengt wurden; zwei andere
erhielten leichte Pfeilwunden.«

Das waren nun auch Schingú-Indianer, aber die uns unbekannten der Ronuro-
Quellflüsse gewesen. Halt, da standen auf der vierten Seite des Briefbogens
noch ein paar Zeilen in anderer Handschrift und anderer Orthographie. »Am
12. September bin ich hier am Schingú vorbeigekommen. Francisco Chivier
da Silva Velho.« Der Name war uns nicht fremd; es war der des weithin
bekannten Sertanejo Chico Velho, des Führers von Rondon, offenbar des einen
der zwei Versprengten. Acht Tage nach Rondon und allein! Das liess tief
blicken.

Betreffs der Leguas der berittenen Sertanejos waren wir etwas misstrauisch
geworden; jedenfalls konnten Perrot und Januario, die immer geglaubt hatten,
dass die Fazenda leicht in zwei Tagen zu erreichen sei, schweren Täuschungen
zum Opfer fallen, wenn sie durch irgend einen Umstand veranlasst worden waren,
vorauszureiten. Ihr Schicksal trat jetzt in den Vordergrund aller Ueberlegung.
Dass sie sich verirrt hatten, konnten wir nicht begreifen, weil der erfahrene
Januario den Weg dreimal gemacht hatte, sie auch irgendwo auf unsern alten
Weg oder auf die Rondonstrasse stossen mussten und eine Aussicht auf den
Batovyberg überall zu gewinnen war. Wir thaten bis zum Mittag des 3. Dezember
Alles, was in unsern Kräften stand, durchkreuzten das ganze Terrain in allen
Richtungen mit Patrouillen, durften aber nicht vergessen, dass die Beiden beritten
waren und wir nicht, dass auch für uns viel auf dem Spiele stand, und dass jene
vielleicht in Sicherheit waren.

Wir wanderten nun auf der Rondonstrasse in das Paranatingagebiet. Der
Pfad war meist leicht erkennbar, oft mit grosser Geschicklichkeit um die Hügel
geführt und mit wuchtigen Hieben markiert. Chico Velho’s Hand schrieb sicherer
auf Baumrinde als auf Papier. Wir fanden auch Brücken, doch waren sie nur
zum kleineren Teile noch brauchbar.


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[142/0182] ich nie mehr bewundert, — ohne Sonne, ohne Hiebmarken schlenderte er auf seinem Schlangenweg dem Orte zu und fand den richtigen Hügelzug, auf dem nach einigem Suchen auch der richtige Baum entdeckt wurde. Die beiden Fähnchen waren noch vorhanden. Von Perrot’s und Januario’s Besuch keine Spur. Die Antwort Rondon’s, mit Bleistift am 4. September 1887 geschrieben, lag in der Büchse. Sie sprach sich dahin aus, dass der Weg auch in der Regen- zeit passierbar sein werde und Alles nur von dem Wasserstand des Paranatinga abhänge. Die Entfernung nach der Fazenda S. Manoel wurde auf 16 Leguas (99 km) geschätzt. Der Weg von S. Manoel nach Ponte alta sei fest, ohne Hindernis in den Serras und 25 Leguas (144,5 km) lang. »Ich bin«, lautete das sehr liebenswürdig gehaltene Schreiben des José da Silva Rondon weiter, »bei der Untersuchung der Flüsse, die ich antraf, nicht so glücklich gewesen, als Ew. Hochwohlgeboren mir gewünscht haben. Ich stiess mit Indianern »de má conducta«, von schlechter Aufführung, zusammen, verlor in dem Kampf einen Gefährten, der fiel, und zwei, die versprengt wurden; zwei andere erhielten leichte Pfeilwunden.« Das waren nun auch Schingú-Indianer, aber die uns unbekannten der Ronuro- Quellflüsse gewesen. Halt, da standen auf der vierten Seite des Briefbogens noch ein paar Zeilen in anderer Handschrift und anderer Orthographie. »Am 12. September bin ich hier am Schingú vorbeigekommen. Francisco Chivier da Silva Velho.« Der Name war uns nicht fremd; es war der des weithin bekannten Sertanejo Chico Velho, des Führers von Rondon, offenbar des einen der zwei Versprengten. Acht Tage nach Rondon und allein! Das liess tief blicken. Betreffs der Leguas der berittenen Sertanejos waren wir etwas misstrauisch geworden; jedenfalls konnten Perrot und Januario, die immer geglaubt hatten, dass die Fazenda leicht in zwei Tagen zu erreichen sei, schweren Täuschungen zum Opfer fallen, wenn sie durch irgend einen Umstand veranlasst worden waren, vorauszureiten. Ihr Schicksal trat jetzt in den Vordergrund aller Ueberlegung. Dass sie sich verirrt hatten, konnten wir nicht begreifen, weil der erfahrene Januario den Weg dreimal gemacht hatte, sie auch irgendwo auf unsern alten Weg oder auf die Rondonstrasse stossen mussten und eine Aussicht auf den Batovyberg überall zu gewinnen war. Wir thaten bis zum Mittag des 3. Dezember Alles, was in unsern Kräften stand, durchkreuzten das ganze Terrain in allen Richtungen mit Patrouillen, durften aber nicht vergessen, dass die Beiden beritten waren und wir nicht, dass auch für uns viel auf dem Spiele stand, und dass jene vielleicht in Sicherheit waren. Wir wanderten nun auf der Rondonstrasse in das Paranatingagebiet. Der Pfad war meist leicht erkennbar, oft mit grosser Geschicklichkeit um die Hügel geführt und mit wuchtigen Hieben markiert. Chico Velho’s Hand schrieb sicherer auf Baumrinde als auf Papier. Wir fanden auch Brücken, doch waren sie nur zum kleineren Teile noch brauchbar.

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/182>, abgerufen am 24.11.2024.