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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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dass sie auf der Schnur eine dünne biegsame Schlange bilden. Sie pflegen mit
gleichgestalteten Tukumperlen (Bactris) zu wechseln, die aus der Schale der
Palmnuss abgebissen sind. Die Tukumperlen werden ebenfalls mit dem Zahn des
Hundsfisches durchbohrt. Bei ihnen und den Muschelscheibchen wird die Gleich-
mässigkeit dadurch erreicht, dass man die Perlen aufreiht und die Rolle nicht
auf Stein schleift, sondern zwischen zwei Topfscherben reibt und glättet. Die
Muschelperlen sind ein sehr natürliches Erzeugnis, wenn man überhaupt bunte
oder glänzende Schalenstücke aufbewahrt; man reiht sie auf eine Schnur, da sie
sich anders schlecht befestigen lassen, man macht sie untereinander gleich und
erreicht dies am bequemsten, wenn man sie einfach rundum schleift. So sind
die verschiedenartigsten Naturvölker mit ihrem betreffenden Muschelmaterial zu
Perlen gelangt, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Perlen haben aber
auch alle Eigenschaften, um dort, wo Verkehr stattfindet, von Stamm zu Stamm
zu wandern, und geben die beste Gelegenheit, den Umfang des Verkehrs, der
Manchen für unbegrenzt gilt, kennen zu lernen. Die Bakairi des Batovy sind
mehr als die des Kulisehu "zoto", Herren, der Muschelketten.

Die Tukumperlen werden hauptsächlich von den Nahuqua verfertigt; diese
hatten als Muschelperlen besonders rosafarbene Spindelstückchen von Bulimus,
deren "zoto" sie waren, und von denen ein einzelnes in kleinen Abständen die
Schlange der Nussperlen zu unterbrechen pflegte. Die Nahuqua zeichneten sich
durch einen grossen Reichtum von Ketten, namentlich aus pflanzlichem Material,
aus, das übrigens auch bei den Bakairi eine grössere Rolle spielte, als bei den
abwärts wohnenden Stämmen. Die Bakairi von Maigeri schätzten "Grasperlen" sehr
hoch, kanakuni, die Antonio für Früchte eines hohen, an Lagunen wachsenden,
seltenen Grases erklärte, und deren jeder Halm nur wenige hervorbringe.

Wir fanden Halmstücke, Rindenstücke, Samenkerne und Beeren der ver-
schiedensten Art: Nussperlen von der grossen und der kleinen Tukumpalme,
Früchte einer Schlingpflanze, eines Kampbaumes Takipe, einer Pflanze namens
(Bakairi) udayaki, roten und schwarzen Samen von Papilionaceen, von Mamona-
Ricinus, Tonkabohnen (Dipteryx odorata), bei den Auetö Kuyensamen und
Almeiscakerne, ja eine kleine 7 cm lange flaschenförmige Kuye.

Bei den Yaulapiti, Trumai und von ihnen herrührend, bei ihren Nachbarn,
waren Steinketten häufig: durchbohrte Scheiben und Zilinder, die die Nahuqua
in dem bernsteinähnlichen Jatobaharz und in Thon nachbildeten. Es war der
Diorit der Steinbeile und Wurfholz-Pfeile; er wurde mit dem an dem Quirlstock
befestigten Steinsplitter unter Zusatz von Sand durchbohrt. Kleine Steinbirnen,
wie sie zu den Wurfpfeilen gehören, wurden mit Vorliebe von den Mehinaku und
Auetö an Kinderketten gehängt.

Es waren also deutlich Unterschiede in dem Material vorhanden, die wahr-
scheinlich, wie es für die Steine ja sicher ist, örtlich bedingt waren. Alle Ketten
aus den weissen Muschelstücken gingen auf die Bakairi, alle aus den roten auf
die Nahuqua, alle aus Steinen auf die Trumai oder Yaulapiti zurück.


dass sie auf der Schnur eine dünne biegsame Schlange bilden. Sie pflegen mit
gleichgestalteten Tukumperlen (Bactris) zu wechseln, die aus der Schale der
Palmnuss abgebissen sind. Die Tukumperlen werden ebenfalls mit dem Zahn des
Hundsfisches durchbohrt. Bei ihnen und den Muschelscheibchen wird die Gleich-
mässigkeit dadurch erreicht, dass man die Perlen aufreiht und die Rolle nicht
auf Stein schleift, sondern zwischen zwei Topfscherben reibt und glättet. Die
Muschelperlen sind ein sehr natürliches Erzeugnis, wenn man überhaupt bunte
oder glänzende Schalenstücke aufbewahrt; man reiht sie auf eine Schnur, da sie
sich anders schlecht befestigen lassen, man macht sie untereinander gleich und
erreicht dies am bequemsten, wenn man sie einfach rundum schleift. So sind
die verschiedenartigsten Naturvölker mit ihrem betreffenden Muschelmaterial zu
Perlen gelangt, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Perlen haben aber
auch alle Eigenschaften, um dort, wo Verkehr stattfindet, von Stamm zu Stamm
zu wandern, und geben die beste Gelegenheit, den Umfang des Verkehrs, der
Manchen für unbegrenzt gilt, kennen zu lernen. Die Bakaïrí des Batovy sind
mehr als die des Kulisehu „zóto“, Herren, der Muschelketten.

Die Tukumperlen werden hauptsächlich von den Nahuquá verfertigt; diese
hatten als Muschelperlen besonders rosafarbene Spindelstückchen von Bulimus,
deren „zóto“ sie waren, und von denen ein einzelnes in kleinen Abständen die
Schlange der Nussperlen zu unterbrechen pflegte. Die Nahuquá zeichneten sich
durch einen grossen Reichtum von Ketten, namentlich aus pflanzlichem Material,
aus, das übrigens auch bei den Bakaïrí eine grössere Rolle spielte, als bei den
abwärts wohnenden Stämmen. Die Bakaïrí von Maigéri schätzten »Grasperlen« sehr
hoch, kanakúni, die Antonio für Früchte eines hohen, an Lagunen wachsenden,
seltenen Grases erklärte, und deren jeder Halm nur wenige hervorbringe.

Wir fanden Halmstücke, Rindenstücke, Samenkerne und Beeren der ver-
schiedensten Art: Nussperlen von der grossen und der kleinen Tukumpalme,
Früchte einer Schlingpflanze, eines Kampbaumes Takipé, einer Pflanze namens
(Bakaïrí) udayáki, roten und schwarzen Samen von Papilionaceen, von Mamona-
Ricinus, Tonkabohnen (Dipteryx odorata), bei den Auetö́ Kuyensamen und
Almeiscakerne, ja eine kleine 7 cm lange flaschenförmige Kuye.

Bei den Yaulapiti, Trumaí und von ihnen herrührend, bei ihren Nachbarn,
waren Steinketten häufig: durchbohrte Scheiben und Zilinder, die die Nahuquá
in dem bernsteinähnlichen Jatobáharz und in Thon nachbildeten. Es war der
Diorit der Steinbeile und Wurfholz-Pfeile; er wurde mit dem an dem Quirlstock
befestigten Steinsplitter unter Zusatz von Sand durchbohrt. Kleine Steinbirnen,
wie sie zu den Wurfpfeilen gehören, wurden mit Vorliebe von den Mehinakú und
Auetö́ an Kinderketten gehängt.

Es waren also deutlich Unterschiede in dem Material vorhanden, die wahr-
scheinlich, wie es für die Steine ja sicher ist, örtlich bedingt waren. Alle Ketten
aus den weissen Muschelstücken gingen auf die Bakaïrí, alle aus den roten auf
die Nahuquá, alle aus Steinen auf die Trumaí oder Yaulapiti zurück.


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[183/0227] dass sie auf der Schnur eine dünne biegsame Schlange bilden. Sie pflegen mit gleichgestalteten Tukumperlen (Bactris) zu wechseln, die aus der Schale der Palmnuss abgebissen sind. Die Tukumperlen werden ebenfalls mit dem Zahn des Hundsfisches durchbohrt. Bei ihnen und den Muschelscheibchen wird die Gleich- mässigkeit dadurch erreicht, dass man die Perlen aufreiht und die Rolle nicht auf Stein schleift, sondern zwischen zwei Topfscherben reibt und glättet. Die Muschelperlen sind ein sehr natürliches Erzeugnis, wenn man überhaupt bunte oder glänzende Schalenstücke aufbewahrt; man reiht sie auf eine Schnur, da sie sich anders schlecht befestigen lassen, man macht sie untereinander gleich und erreicht dies am bequemsten, wenn man sie einfach rundum schleift. So sind die verschiedenartigsten Naturvölker mit ihrem betreffenden Muschelmaterial zu Perlen gelangt, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen. Die Perlen haben aber auch alle Eigenschaften, um dort, wo Verkehr stattfindet, von Stamm zu Stamm zu wandern, und geben die beste Gelegenheit, den Umfang des Verkehrs, der Manchen für unbegrenzt gilt, kennen zu lernen. Die Bakaïrí des Batovy sind mehr als die des Kulisehu „zóto“, Herren, der Muschelketten. Die Tukumperlen werden hauptsächlich von den Nahuquá verfertigt; diese hatten als Muschelperlen besonders rosafarbene Spindelstückchen von Bulimus, deren „zóto“ sie waren, und von denen ein einzelnes in kleinen Abständen die Schlange der Nussperlen zu unterbrechen pflegte. Die Nahuquá zeichneten sich durch einen grossen Reichtum von Ketten, namentlich aus pflanzlichem Material, aus, das übrigens auch bei den Bakaïrí eine grössere Rolle spielte, als bei den abwärts wohnenden Stämmen. Die Bakaïrí von Maigéri schätzten »Grasperlen« sehr hoch, kanakúni, die Antonio für Früchte eines hohen, an Lagunen wachsenden, seltenen Grases erklärte, und deren jeder Halm nur wenige hervorbringe. Wir fanden Halmstücke, Rindenstücke, Samenkerne und Beeren der ver- schiedensten Art: Nussperlen von der grossen und der kleinen Tukumpalme, Früchte einer Schlingpflanze, eines Kampbaumes Takipé, einer Pflanze namens (Bakaïrí) udayáki, roten und schwarzen Samen von Papilionaceen, von Mamona- Ricinus, Tonkabohnen (Dipteryx odorata), bei den Auetö́ Kuyensamen und Almeiscakerne, ja eine kleine 7 cm lange flaschenförmige Kuye. Bei den Yaulapiti, Trumaí und von ihnen herrührend, bei ihren Nachbarn, waren Steinketten häufig: durchbohrte Scheiben und Zilinder, die die Nahuquá in dem bernsteinähnlichen Jatobáharz und in Thon nachbildeten. Es war der Diorit der Steinbeile und Wurfholz-Pfeile; er wurde mit dem an dem Quirlstock befestigten Steinsplitter unter Zusatz von Sand durchbohrt. Kleine Steinbirnen, wie sie zu den Wurfpfeilen gehören, wurden mit Vorliebe von den Mehinakú und Auetö́ an Kinderketten gehängt. Es waren also deutlich Unterschiede in dem Material vorhanden, die wahr- scheinlich, wie es für die Steine ja sicher ist, örtlich bedingt waren. Alle Ketten aus den weissen Muschelstücken gingen auf die Bakaïrí, alle aus den roten auf die Nahuquá, alle aus Steinen auf die Trumaí oder Yaulapiti zurück.

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/227>, abgerufen am 21.11.2024.