Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.Haken und besonders Angelhaken pinda, und nach diesem Wort wird in beiden Die Netze, nur kleine Handnetze, waren aus der gedrillten, sehr widerstands- [Abbildung]
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Abb. 30. mit beiden Enden rundovalBratständer (Trempe). ( nat. Gr.) zusammengebogener Schling- pflanze. Von Reusen wurden zwei Arten unterschieden, eine puroschi der Bakairi, breiter, voller, mit horizontalen recht- eckigen Zwischenräumen, und die andere, tamaschi, schmal, lang, mit weiten hohen Ver- tikalmaschen. Der Fangkorb kutu war ein stumpfkegeliges, oben und unten offenes Flecht- gerüst aus spitzen Reiser- stöcken. Ich sah Paleko zu, wie er, um einen Fangkorb zu bauen, ein Bündel bereits zugespitzter Stöcke, die noch verschiedene Länge hatten, gleich machte. Er hatte fol- gende Art Massstab. Er nahm ein Stück Schaftrohr a--b und ein anderes c--d, band sie untereinander parallel bei b und c zusammen und gebrauchte nun das freie Stück von c--d zum Messen, indem er den zu messenden Stock entlang legte, bei b aufstützte, bei d scharf umritzte und abbrach. Die Indianer ziehen häufig für einige Tage aus, um dem Fischfang obzuliegen. Haken und besonders Angelhaken pinda, und nach diesem Wort wird in beiden Die Netze, nur kleine Handnetze, waren aus der gedrillten, sehr widerstands- [Abbildung]
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Abb. 30. mit beiden Enden rundovalBratständer (Trempe). ( nat. Gr.) zusammengebogener Schling- pflanze. Von Reusen wurden zwei Arten unterschieden, eine puroschi der Bakaïrí, breiter, voller, mit horizontalen recht- eckigen Zwischenräumen, und die andere, tamaschi, schmal, lang, mit weiten hohen Ver- tikalmaschen. Der Fangkorb kutu war ein stumpfkegeliges, oben und unten offenes Flecht- gerüst aus spitzen Reiser- stöcken. Ich sah Paleko zu, wie er, um einen Fangkorb zu bauen, ein Bündel bereits zugespitzter Stöcke, die noch verschiedene Länge hatten, gleich machte. Er hatte fol- gende Art Massstab. Er nahm ein Stück Schaftrohr a—b und ein anderes c—d, band sie untereinander parallel bei b und c zusammen und gebrauchte nun das freie Stück von c—d zum Messen, indem er den zu messenden Stock entlang legte, bei b aufstützte, bei d scharf umritzte und abbrach. Die Indianer ziehen häufig für einige Tage aus, um dem Fischfang obzuliegen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0280" n="236"/> Haken und besonders Angelhaken <hi rendition="#i">pinda</hi>, und nach diesem Wort wird in beiden<lb/> Dialekten Xylopia frutescens, die die Angelrute liefert, <hi rendition="#i">pinda-iba</hi> = Haken-Rute<lb/> genannt. Den Kamayurá, die gewiss an Tupí-Reinheit nichts zu wünschen übrig<lb/> lassen, und denen wir beim Vergleichen der uns gemeinsamen Wörter als Stammes-<lb/> brüder erschienen, versagte die Uebereinstimmung gerade bei dieser Pflanze: sie<lb/><hi rendition="#g">kannten</hi> <hi rendition="#i">pindaiba</hi> <hi rendition="#g">nicht</hi> und nannten sie <hi rendition="#i">ivira</hi> oder <hi rendition="#i">ivít</hi>, das <hi rendition="#i">ymbira</hi> des Tupí<lb/> oder <hi rendition="#i">hybir</hi> des Guaraní (= »Hautbaum«), nach <hi rendition="#g">Martius</hi> »Name verschiedener<lb/> Bombaceen und Xylopien«. Die dekadente Gesellschaft hat auch den Pflanzen-<lb/> namen »Haken-Rute« vergessen, obwohl er für sie so leicht zu behalten war.</p><lb/> <p>Die Netze, nur kleine Handnetze, waren aus der gedrillten, sehr widerstands-<lb/> fähigen Tukumpalmfaser geflochten. Sie hingen als Beutel von einem Stück<lb/><figure/> <figure><head>Abb. 30. </head><p><hi rendition="#g">Bratständer</hi> (<hi rendition="#g">Trempe</hi>). (<formula notation="TeX">\frac{1}{30}</formula> nat. Gr.)</p></figure><lb/> mit beiden Enden rundoval<lb/> zusammengebogener Schling-<lb/> pflanze. Von Reusen wurden<lb/> zwei Arten unterschieden, eine<lb/><hi rendition="#i">puroschi</hi> der Bakaïrí, breiter,<lb/> voller, mit horizontalen recht-<lb/> eckigen Zwischenräumen, und<lb/> die andere, <hi rendition="#i">tamaschi</hi>, schmal,<lb/> lang, mit weiten hohen Ver-<lb/> tikalmaschen. Der Fangkorb<lb/><hi rendition="#i">kutu</hi> war ein stumpfkegeliges,<lb/> oben und unten offenes Flecht-<lb/> gerüst aus spitzen Reiser-<lb/> stöcken. Ich sah Paleko zu,<lb/> wie er, um einen Fangkorb<lb/> zu bauen, ein Bündel bereits<lb/> zugespitzter Stöcke, die noch<lb/> verschiedene Länge hatten,<lb/> gleich machte. Er hatte fol-<lb/> gende Art Massstab. Er nahm ein Stück Schaftrohr a—b und ein anderes c—d,<lb/> band sie untereinander parallel bei b und c zusammen und gebrauchte nun das<lb/> freie Stück von c—d zum Messen, indem er den zu messenden Stock entlang<lb/> legte, bei b aufstützte, bei d scharf umritzte und abbrach.</p><lb/> <p>Die Indianer ziehen häufig für einige Tage aus, um dem Fischfang obzuliegen.<lb/> Sie bringen gebackene Fische mit nach Hause, doch scheinen sie auch schon<lb/> damit zufrieden zu sein, sich einmal draussen recht satt zu essen. Die Pyramide<lb/> des Bratrosts, »Trempe« der Brasilier, die man fast immer findet, wo die Indianer<lb/> sich zum Fischen oder Kanubauen über die Nacht hinaus aufgehalten haben, ist im<lb/> Nu fertig. Drei Stöcke werden wie Gewehre zusammengestellt und oben mit<lb/> Bast vereinigt, etwas unterhalb der Mitte wird von einem Stock zu den beiden<lb/> Nachbarn je ein Stäbchen quer gespannt und angeflochten, und dieser Winkel<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0280]
Haken und besonders Angelhaken pinda, und nach diesem Wort wird in beiden
Dialekten Xylopia frutescens, die die Angelrute liefert, pinda-iba = Haken-Rute
genannt. Den Kamayurá, die gewiss an Tupí-Reinheit nichts zu wünschen übrig
lassen, und denen wir beim Vergleichen der uns gemeinsamen Wörter als Stammes-
brüder erschienen, versagte die Uebereinstimmung gerade bei dieser Pflanze: sie
kannten pindaiba nicht und nannten sie ivira oder ivít, das ymbira des Tupí
oder hybir des Guaraní (= »Hautbaum«), nach Martius »Name verschiedener
Bombaceen und Xylopien«. Die dekadente Gesellschaft hat auch den Pflanzen-
namen »Haken-Rute« vergessen, obwohl er für sie so leicht zu behalten war.
Die Netze, nur kleine Handnetze, waren aus der gedrillten, sehr widerstands-
fähigen Tukumpalmfaser geflochten. Sie hingen als Beutel von einem Stück
[Abbildung]
[Abbildung Abb. 30. Bratständer (Trempe). ([FORMEL] nat. Gr.)]
mit beiden Enden rundoval
zusammengebogener Schling-
pflanze. Von Reusen wurden
zwei Arten unterschieden, eine
puroschi der Bakaïrí, breiter,
voller, mit horizontalen recht-
eckigen Zwischenräumen, und
die andere, tamaschi, schmal,
lang, mit weiten hohen Ver-
tikalmaschen. Der Fangkorb
kutu war ein stumpfkegeliges,
oben und unten offenes Flecht-
gerüst aus spitzen Reiser-
stöcken. Ich sah Paleko zu,
wie er, um einen Fangkorb
zu bauen, ein Bündel bereits
zugespitzter Stöcke, die noch
verschiedene Länge hatten,
gleich machte. Er hatte fol-
gende Art Massstab. Er nahm ein Stück Schaftrohr a—b und ein anderes c—d,
band sie untereinander parallel bei b und c zusammen und gebrauchte nun das
freie Stück von c—d zum Messen, indem er den zu messenden Stock entlang
legte, bei b aufstützte, bei d scharf umritzte und abbrach.
Die Indianer ziehen häufig für einige Tage aus, um dem Fischfang obzuliegen.
Sie bringen gebackene Fische mit nach Hause, doch scheinen sie auch schon
damit zufrieden zu sein, sich einmal draussen recht satt zu essen. Die Pyramide
des Bratrosts, »Trempe« der Brasilier, die man fast immer findet, wo die Indianer
sich zum Fischen oder Kanubauen über die Nacht hinaus aufgehalten haben, ist im
Nu fertig. Drei Stöcke werden wie Gewehre zusammengestellt und oben mit
Bast vereinigt, etwas unterhalb der Mitte wird von einem Stock zu den beiden
Nachbarn je ein Stäbchen quer gespannt und angeflochten, und dieser Winkel
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