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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Maschengeflecht, die ebenfalls mit Blättern austapeziert waren. Die Körbe wurden
an Embirastreifen aufgehängt.

Das Mattenflechten spielte keine grosse Rolle. Ganz niedlich waren kleine
fächerförmige oder viereckige Matten, um das Feuer anzufachen. Grössere Matten
zum Schlafen fehlten, da man die Hängematten hatte. Bei der Mehlbereitung
wurden Matten gebraucht, einmal aus Palmblatt geflochtene Trockenmatten und
dann aus vierkantigen, mit Querfäden aneinander geschlungenen Rohrstäbchen
bestehende Siebmatten zum Durchseihen und Auspressen der auf palmstachel-
besetzten Reibbrettern zerkleinerten Wurzel. Aehnliche Stäbchenmatten dienten
als Mappen zum Aufbewahren von Federschmuck. Die Federn wurden wie in
einen Aktendeckel hineingelegt; die Matte erhielt man dann steif durch drei
Klammern, je eine oben, unten und in der Mitte, indem man gespaltene
Rohrstengel zusammenbog, mit der Schnittseite anliegend quer hinüberspannte
und die überstehenden Enden rechts aneinanderband.

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 32.

Feuerfächer. ( nat. Gr.)

Die Rohrdiademe und geflochtenen
Tanzanzüge werde ich in dem Masken-
kapitel besprechen.

Textilarbeiten. Das Material: Ana-
nasseide, Aloehanf, Palmfaser von der Tu-
kum und Buriti, und Baumwolle. Die
Fasern werden in feinen Bündeln aufgelegt,
auf dem Schenkel gedrillt, die Baumwoll-
flocken dagegen durch die ebenfalls auf
dem Schenkel rapid in Drehung versetzte
und dann frei tanzende Spindel zum Faden
ausgezogen. Nur die Frauen spinnen und
weben. Die Faserschnüre dienen als die
eigentlichen Bindfäden und Stricke; Fisch-
netze, Tragnetze und in bestimmten Fällen die Hängematten, endlich Bogensehnen
bestehen daraus. Man strickt mit Bambusstäbchen oder langen Holznadeln, die
offene Oehre haben.

Die Spindel ist eine Scheibe, durch die ein dünnes, zuweilen an der Spitze
abgekerbtes, nicht immer sehr gerades und glatt bearbeitetes Stöckchen gesteckt
wird. An ihm wird eine von den Kernen befreite Baumwollflocke befestigt, als-
dann der Wirtel rasch auf dem Oberschenkel gedreht und das Ganze hängen
gelassen; infolge der gleichmässigen Rotation dreht sich die Baumwolle zum Faden
aus. Der Faden wird auf das Stöckchen gewunden, bis ein dicker kegelförmiger
Knäuel dem Wirtel, der das Abgleiten verhindert, anliegt. Durchmesser der
Wirtelscheibe 51/2--6 cm, Länge des Spindelstocks 30--35 cm. Der Wirtel be-
steht meist aus einem Stück vom Bauchpanzer der Schildkröte, häufig aus Holz
und nur bei den Bakairi aus einer gewöhnlich plumpen Thonscheibe, die man
unter Umständen aus einem alten Topfboden brach und zuschliff. Von den auf

Maschengeflecht, die ebenfalls mit Blättern austapeziert waren. Die Körbe wurden
an Embirastreifen aufgehängt.

Das Mattenflechten spielte keine grosse Rolle. Ganz niedlich waren kleine
fächerförmige oder viereckige Matten, um das Feuer anzufachen. Grössere Matten
zum Schlafen fehlten, da man die Hängematten hatte. Bei der Mehlbereitung
wurden Matten gebraucht, einmal aus Palmblatt geflochtene Trockenmatten und
dann aus vierkantigen, mit Querfäden aneinander geschlungenen Rohrstäbchen
bestehende Siebmatten zum Durchseihen und Auspressen der auf palmstachel-
besetzten Reibbrettern zerkleinerten Wurzel. Aehnliche Stäbchenmatten dienten
als Mappen zum Aufbewahren von Federschmuck. Die Federn wurden wie in
einen Aktendeckel hineingelegt; die Matte erhielt man dann steif durch drei
Klammern, je eine oben, unten und in der Mitte, indem man gespaltene
Rohrstengel zusammenbog, mit der Schnittseite anliegend quer hinüberspannte
und die überstehenden Enden rechts aneinanderband.

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 32.

Feuerfächer. (⅑ nat. Gr.)

Die Rohrdiademe und geflochtenen
Tanzanzüge werde ich in dem Masken-
kapitel besprechen.

Textilarbeiten. Das Material: Ana-
nasseide, Aloehanf, Palmfaser von der Tu-
kum und Burití, und Baumwolle. Die
Fasern werden in feinen Bündeln aufgelegt,
auf dem Schenkel gedrillt, die Baumwoll-
flocken dagegen durch die ebenfalls auf
dem Schenkel rapid in Drehung versetzte
und dann frei tanzende Spindel zum Faden
ausgezogen. Nur die Frauen spinnen und
weben. Die Faserschnüre dienen als die
eigentlichen Bindfäden und Stricke; Fisch-
netze, Tragnetze und in bestimmten Fällen die Hängematten, endlich Bogensehnen
bestehen daraus. Man strickt mit Bambusstäbchen oder langen Holznadeln, die
offene Oehre haben.

Die Spindel ist eine Scheibe, durch die ein dünnes, zuweilen an der Spitze
abgekerbtes, nicht immer sehr gerades und glatt bearbeitetes Stöckchen gesteckt
wird. An ihm wird eine von den Kernen befreite Baumwollflocke befestigt, als-
dann der Wirtel rasch auf dem Oberschenkel gedreht und das Ganze hängen
gelassen; infolge der gleichmässigen Rotation dreht sich die Baumwolle zum Faden
aus. Der Faden wird auf das Stöckchen gewunden, bis ein dicker kegelförmiger
Knäuel dem Wirtel, der das Abgleiten verhindert, anliegt. Durchmesser der
Wirtelscheibe 5½—6 cm, Länge des Spindelstocks 30—35 cm. Der Wirtel be-
steht meist aus einem Stück vom Bauchpanzer der Schildkröte, häufig aus Holz
und nur bei den Bakaïrí aus einer gewöhnlich plumpen Thonscheibe, die man
unter Umständen aus einem alten Topfboden brach und zuschliff. Von den auf

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[238/0282] Maschengeflecht, die ebenfalls mit Blättern austapeziert waren. Die Körbe wurden an Embirastreifen aufgehängt. Das Mattenflechten spielte keine grosse Rolle. Ganz niedlich waren kleine fächerförmige oder viereckige Matten, um das Feuer anzufachen. Grössere Matten zum Schlafen fehlten, da man die Hängematten hatte. Bei der Mehlbereitung wurden Matten gebraucht, einmal aus Palmblatt geflochtene Trockenmatten und dann aus vierkantigen, mit Querfäden aneinander geschlungenen Rohrstäbchen bestehende Siebmatten zum Durchseihen und Auspressen der auf palmstachel- besetzten Reibbrettern zerkleinerten Wurzel. Aehnliche Stäbchenmatten dienten als Mappen zum Aufbewahren von Federschmuck. Die Federn wurden wie in einen Aktendeckel hineingelegt; die Matte erhielt man dann steif durch drei Klammern, je eine oben, unten und in der Mitte, indem man gespaltene Rohrstengel zusammenbog, mit der Schnittseite anliegend quer hinüberspannte und die überstehenden Enden rechts aneinanderband. [Abbildung] [Abbildung Abb. 32. Feuerfächer. (⅑ nat. Gr.) ] Die Rohrdiademe und geflochtenen Tanzanzüge werde ich in dem Masken- kapitel besprechen. Textilarbeiten. Das Material: Ana- nasseide, Aloehanf, Palmfaser von der Tu- kum und Burití, und Baumwolle. Die Fasern werden in feinen Bündeln aufgelegt, auf dem Schenkel gedrillt, die Baumwoll- flocken dagegen durch die ebenfalls auf dem Schenkel rapid in Drehung versetzte und dann frei tanzende Spindel zum Faden ausgezogen. Nur die Frauen spinnen und weben. Die Faserschnüre dienen als die eigentlichen Bindfäden und Stricke; Fisch- netze, Tragnetze und in bestimmten Fällen die Hängematten, endlich Bogensehnen bestehen daraus. Man strickt mit Bambusstäbchen oder langen Holznadeln, die offene Oehre haben. Die Spindel ist eine Scheibe, durch die ein dünnes, zuweilen an der Spitze abgekerbtes, nicht immer sehr gerades und glatt bearbeitetes Stöckchen gesteckt wird. An ihm wird eine von den Kernen befreite Baumwollflocke befestigt, als- dann der Wirtel rasch auf dem Oberschenkel gedreht und das Ganze hängen gelassen; infolge der gleichmässigen Rotation dreht sich die Baumwolle zum Faden aus. Der Faden wird auf das Stöckchen gewunden, bis ein dicker kegelförmiger Knäuel dem Wirtel, der das Abgleiten verhindert, anliegt. Durchmesser der Wirtelscheibe 5½—6 cm, Länge des Spindelstocks 30—35 cm. Der Wirtel be- steht meist aus einem Stück vom Bauchpanzer der Schildkröte, häufig aus Holz und nur bei den Bakaïrí aus einer gewöhnlich plumpen Thonscheibe, die man unter Umständen aus einem alten Topfboden brach und zuschliff. Von den auf

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/282>, abgerufen am 21.11.2024.