Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.Lehmpuppen. Eine ähnliche unerwartete Verbindung des Schönen und [Abbildung]
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Abb. 70. Ausbuchtung des Körperklumpens erzeugt werden,Lehmpuppe. sind die Extremitäten, ein kubischer ungeschlachter Vorsprung das Haupt. Zwei Löchlein die Augen, eine Vertiefung der stark abwärts gerutschte Mund und ein Löchlein wiederum der Nabel. Dieser rote Lehm- mann ist eine essbare Kinderpuppe. Er besteht aus dem Stoff, von dem die Bakairi sagen, dass ihre Gross- väter ihn verzehrten, bevor sie die Mandioka kannten. Heute wird der schwere fette Teig wohl kein ge- schätzter Leckerbissen mehr sein. Zum Spielen ist die Puppe nach ihrem Gewicht auch wenig geeignet. Dass die Kinder daran schleckten, wurde mir ange- geben. Doch haben wir ähnliche Puppen aus weiss- lichem, härterem, nicht essbarem Lehm gefunden und bei den Kulisehu-Indianern nichts vom Lehmessen bemerkt, während ich bei den Bo- roro allerdings gesehen habe, dass sie von der Wand des Stationshauses, vor der wir plaudernd standen, wie in Gedanken Stückchen abbrachen und aufmummelten. [Abbildung]
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Abb. 71. Thonpuppe. Auetö. (3/4 nat. Gr.) Bei den Bakairi entdeckten wir eine kleine weibliche Puppe aus gebackenem Lehmpuppen. Eine ähnliche unerwartete Verbindung des Schönen und [Abbildung]
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Abb. 70. Ausbuchtung des Körperklumpens erzeugt werden,Lehmpuppe. sind die Extremitäten, ein kubischer ungeschlachter Vorsprung das Haupt. Zwei Löchlein die Augen, eine Vertiefung der stark abwärts gerutschte Mund und ein Löchlein wiederum der Nabel. Dieser rote Lehm- mann ist eine essbare Kinderpuppe. Er besteht aus dem Stoff, von dem die Bakaïrí sagen, dass ihre Gross- väter ihn verzehrten, bevor sie die Mandioka kannten. Heute wird der schwere fette Teig wohl kein ge- schätzter Leckerbissen mehr sein. Zum Spielen ist die Puppe nach ihrem Gewicht auch wenig geeignet. Dass die Kinder daran schleckten, wurde mir ange- geben. Doch haben wir ähnliche Puppen aus weiss- lichem, härterem, nicht essbarem Lehm gefunden und bei den Kulisehu-Indianern nichts vom Lehmessen bemerkt, während ich bei den Bo- roró allerdings gesehen habe, dass sie von der Wand des Stationshauses, vor der wir plaudernd standen, wie in Gedanken Stückchen abbrachen und aufmummelten. [Abbildung]
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Abb. 71. Thonpuppe. Auetö́. (¾ nat. Gr.) Bei den Bakaïrí entdeckten wir eine kleine weibliche Puppe aus gebackenem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0342" n="282"/> <p><hi rendition="#b">Lehmpuppen.</hi> Eine ähnliche unerwartete Verbindung des Schönen und<lb/> Nützlichen zeigt eine rote schwere Lehmpuppe, 30 cm lang, 24 cm breit und 7 cm<lb/> dick, Abb. 70. Vier rundliche Stummel, die durch zwei seitliche und eine untere<lb/><figure/> <figure><head>Abb. 70. </head><p><hi rendition="#g">Lehmpuppe.<lb/> Bakaïrí</hi>. (⅙—⅐ nat. Gr.)</p></figure><lb/> Ausbuchtung des Körperklumpens erzeugt werden,<lb/> sind die Extremitäten, ein kubischer ungeschlachter<lb/> Vorsprung das Haupt. Zwei Löchlein die Augen, eine<lb/> Vertiefung der stark abwärts gerutschte Mund und<lb/> ein Löchlein wiederum der Nabel. Dieser rote Lehm-<lb/> mann ist eine essbare Kinderpuppe. Er besteht aus<lb/> dem Stoff, von dem die Bakaïrí sagen, dass ihre Gross-<lb/> väter ihn verzehrten, bevor sie die Mandioka kannten.<lb/> Heute wird der schwere fette Teig wohl kein ge-<lb/> schätzter Leckerbissen mehr sein. Zum Spielen ist<lb/> die Puppe nach ihrem Gewicht auch wenig geeignet.<lb/> Dass die Kinder daran schleckten, wurde mir ange-<lb/> geben. Doch haben wir ähnliche Puppen aus weiss-<lb/> lichem, härterem, nicht essbarem Lehm gefunden und<lb/> bei den Kulisehu-Indianern nichts vom Lehmessen bemerkt, während ich bei den Bo-<lb/> roró allerdings gesehen habe, dass sie von der Wand des Stationshauses, vor der wir<lb/> plaudernd standen, wie in Gedanken Stückchen abbrachen und aufmummelten.</p><lb/> <figure/> <figure/> <figure> <head>Abb. 71. </head> <p><hi rendition="#g">Thonpuppe. Auetö́</hi>. (¾ nat. Gr.)</p> </figure><lb/> <p>Bei den Bakaïrí entdeckten wir eine kleine weibliche Puppe aus gebackenem<lb/> Thon, die sie den Auetö́ zuschrieben, die einzige ihrer Art. Bei den Auetö́<lb/> selbst fanden wir nichts Aehnliches. Die Arme sind dicht am Ansatz, die Beine<lb/> etwas tiefer inmitten der unförmlich angeschwollenen Oberschenkel abgebrochen.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [282/0342]
Lehmpuppen. Eine ähnliche unerwartete Verbindung des Schönen und
Nützlichen zeigt eine rote schwere Lehmpuppe, 30 cm lang, 24 cm breit und 7 cm
dick, Abb. 70. Vier rundliche Stummel, die durch zwei seitliche und eine untere
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[Abbildung Abb. 70. Lehmpuppe.
Bakaïrí. (⅙—⅐ nat. Gr.)]
Ausbuchtung des Körperklumpens erzeugt werden,
sind die Extremitäten, ein kubischer ungeschlachter
Vorsprung das Haupt. Zwei Löchlein die Augen, eine
Vertiefung der stark abwärts gerutschte Mund und
ein Löchlein wiederum der Nabel. Dieser rote Lehm-
mann ist eine essbare Kinderpuppe. Er besteht aus
dem Stoff, von dem die Bakaïrí sagen, dass ihre Gross-
väter ihn verzehrten, bevor sie die Mandioka kannten.
Heute wird der schwere fette Teig wohl kein ge-
schätzter Leckerbissen mehr sein. Zum Spielen ist
die Puppe nach ihrem Gewicht auch wenig geeignet.
Dass die Kinder daran schleckten, wurde mir ange-
geben. Doch haben wir ähnliche Puppen aus weiss-
lichem, härterem, nicht essbarem Lehm gefunden und
bei den Kulisehu-Indianern nichts vom Lehmessen bemerkt, während ich bei den Bo-
roró allerdings gesehen habe, dass sie von der Wand des Stationshauses, vor der wir
plaudernd standen, wie in Gedanken Stückchen abbrachen und aufmummelten.
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[Abbildung Abb. 71. Thonpuppe. Auetö́. (¾ nat. Gr.) ]
Bei den Bakaïrí entdeckten wir eine kleine weibliche Puppe aus gebackenem
Thon, die sie den Auetö́ zuschrieben, die einzige ihrer Art. Bei den Auetö́
selbst fanden wir nichts Aehnliches. Die Arme sind dicht am Ansatz, die Beine
etwas tiefer inmitten der unförmlich angeschwollenen Oberschenkel abgebrochen.
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