Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.Von dieser Elephantiasis abgesehen ist die Modellierung gar nicht so übel. Be- Wachsfiguren. Wiederum wie beim Mais nur [Abbildung]
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Abb. 72. modelliert. Die zivilisierten und zum Christentum bekehrten Indianer haben denWachsfigur: alten Brauch dahin verändert, dass sie Heiligenbildchen aus Wachs herstellen und verkaufen. Am bildsamen Wachs zeigte sich am besten, was die Künstler ver- mögen. Einige Tiere waren sehr gut modelliert, so das kleine, 6,5 cm lange Pekari oder Nabel- schwein der Abbildung 72, Di- cotyles torquatus. Die Augen sind durch ein paar Muschel- plättchen wiedergegeben, die Nasenlöcher der Rüsselschnauze tief eingestochen. Von den Säugetieren sahen wir sonst noch den grossen Sumpfhirsch und einen Brüllaffen als Wachs- [Abbildung]
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Abb. 73. figuren. Häufiger waren die hängenden Vögel, oft rot bemalt. In der Illustration 73Wachsfigur: Karijo-Taube. Mehinaku. sehen wir eine Karijo-Taube; die Figur, 15 cm lang, mit den kurzen Flügel- stummeln, war recht steif geraten. Holzfiguren. Beim Tanzschmuck werde ich die geschnitzten und bemalten Von dieser Elephantiasis abgesehen ist die Modellierung gar nicht so übel. Be- Wachsfiguren. Wiederum wie beim Mais nur [Abbildung]
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Abb. 72. modelliert. Die zivilisierten und zum Christentum bekehrten Indianer haben denWachsfigur: alten Brauch dahin verändert, dass sie Heiligenbildchen aus Wachs herstellen und verkaufen. Am bildsamen Wachs zeigte sich am besten, was die Künstler ver- mögen. Einige Tiere waren sehr gut modelliert, so das kleine, 6,5 cm lange Pekari oder Nabel- schwein der Abbildung 72, Di- cotyles torquatus. Die Augen sind durch ein paar Muschel- plättchen wiedergegeben, die Nasenlöcher der Rüsselschnauze tief eingestochen. Von den Säugetieren sahen wir sonst noch den grossen Sumpfhirsch und einen Brüllaffen als Wachs- [Abbildung]
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Abb. 73. figuren. Häufiger waren die hängenden Vögel, oft rot bemalt. In der Illustration 73Wachsfigur: Karijo-Taube. Mehinaku. sehen wir eine Karijo-Taube; die Figur, 15 cm lang, mit den kurzen Flügel- stummeln, war recht steif geraten. Holzfiguren. Beim Tanzschmuck werde ich die geschnitzten und bemalten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0343" n="283"/> Von dieser Elephantiasis abgesehen ist die Modellierung gar nicht so übel. Be-<lb/> sonders der Rumpf ist lobenswert, der Nabel sitzt an der richtigen Stelle, und<lb/> der Rücken erscheint sowohl in seinem Verlauf mit der Furche der Wirbelsäule<lb/> als dort, wo er aufhört, mit einer etwas tief eingeschnittenen Teilung frei von<lb/> allem Schematismus. Der Kopf erinnert an den eines Eskimo in der runden<lb/> Kapuze, was einmal von dem Fehlen des Halses herrührt und dann an der<lb/> flachen Vertiefung liegt, die unterhalb des haarrandes für das Gesicht gegraben<lb/> wurde und in der man die Nase stehen liess. An dem Lehmmann der Bakaïrí<lb/> ist bei genauerem Zusehen zu erkennen, dass man<lb/> auch eine (nur äusserst flache) Vertiefung für das Gesicht<lb/> angelegt hat.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Wachsfiguren.</hi> Wiederum wie beim Mais nur<lb/> eine kunstsinnige Art, das Material aufzubewahren.<lb/> Das schwarze Wachs wurde, und zwar am hübschesten<lb/> bei den Mehinakú, zu niedlichen Tiergestalten geformt<lb/> und so aufgehängt oder auch in den Korb gelegt,<lb/> bis man es gebrauchte. Bei den Bakaïrí fanden wir<lb/> eine menschliche Figur, besser als die Lehmpuppen<lb/><figure/> <figure><head>Abb. 72. </head><p><hi rendition="#g">Wachsfigur:<lb/> Nabelschwein</hi>. Mehinakú.<lb/> (½ nat. Gr.)</p></figure><lb/> modelliert. Die zivilisierten und zum Christentum bekehrten Indianer haben den<lb/> alten Brauch dahin verändert, dass sie Heiligenbildchen aus Wachs herstellen und<lb/> verkaufen. Am bildsamen Wachs zeigte sich am besten, was die Künstler ver-<lb/> mögen. Einige Tiere waren sehr<lb/> gut modelliert, so das kleine,<lb/> 6,5 cm lange Pekari oder Nabel-<lb/> schwein der Abbildung 72, Di-<lb/> cotyles torquatus. Die Augen<lb/> sind durch ein paar Muschel-<lb/> plättchen wiedergegeben, die<lb/> Nasenlöcher der Rüsselschnauze<lb/> tief eingestochen. Von den<lb/> Säugetieren sahen wir sonst noch<lb/> den grossen Sumpfhirsch und<lb/> einen Brüllaffen als Wachs-<lb/><figure/> <figure><head>Abb. 73. </head><p><hi rendition="#g">Wachsfigur: Karijo-Taube</hi>. Mehinaku.<lb/> (½ nat. Gr.)</p></figure><lb/> figuren. Häufiger waren die hängenden Vögel, oft rot bemalt. In der Illustration 73<lb/> sehen wir eine Karijo-Taube; die Figur, 15 cm lang, mit den kurzen Flügel-<lb/> stummeln, war recht steif geraten.</p><lb/> <p><hi rendition="#b">Holzfiguren.</hi> Beim Tanzschmuck werde ich die geschnitzten und bemalten<lb/> Holzmasken für sich behandeln. Die Bakaïrí, deren Festputz zumeist aus Stroh-<lb/> mützen, Strohanzügen und auf dem Kopf getragenen Strohtieren bestand,<lb/> schnitzten für ihre Kopfansätze Vögel aus leichtem Holz. Vom Batovy haben<lb/> wir 1884 ein wundersames Kopfgerüst mitgebracht (abgebildet »Durch Central-<lb/> brasilien« p. 322), wo sieben buntbemalte Vögel drei langen mit Baumwollflocken<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0343]
Von dieser Elephantiasis abgesehen ist die Modellierung gar nicht so übel. Be-
sonders der Rumpf ist lobenswert, der Nabel sitzt an der richtigen Stelle, und
der Rücken erscheint sowohl in seinem Verlauf mit der Furche der Wirbelsäule
als dort, wo er aufhört, mit einer etwas tief eingeschnittenen Teilung frei von
allem Schematismus. Der Kopf erinnert an den eines Eskimo in der runden
Kapuze, was einmal von dem Fehlen des Halses herrührt und dann an der
flachen Vertiefung liegt, die unterhalb des haarrandes für das Gesicht gegraben
wurde und in der man die Nase stehen liess. An dem Lehmmann der Bakaïrí
ist bei genauerem Zusehen zu erkennen, dass man
auch eine (nur äusserst flache) Vertiefung für das Gesicht
angelegt hat.
Wachsfiguren. Wiederum wie beim Mais nur
eine kunstsinnige Art, das Material aufzubewahren.
Das schwarze Wachs wurde, und zwar am hübschesten
bei den Mehinakú, zu niedlichen Tiergestalten geformt
und so aufgehängt oder auch in den Korb gelegt,
bis man es gebrauchte. Bei den Bakaïrí fanden wir
eine menschliche Figur, besser als die Lehmpuppen
[Abbildung]
[Abbildung Abb. 72. Wachsfigur:
Nabelschwein. Mehinakú.
(½ nat. Gr.)]
modelliert. Die zivilisierten und zum Christentum bekehrten Indianer haben den
alten Brauch dahin verändert, dass sie Heiligenbildchen aus Wachs herstellen und
verkaufen. Am bildsamen Wachs zeigte sich am besten, was die Künstler ver-
mögen. Einige Tiere waren sehr
gut modelliert, so das kleine,
6,5 cm lange Pekari oder Nabel-
schwein der Abbildung 72, Di-
cotyles torquatus. Die Augen
sind durch ein paar Muschel-
plättchen wiedergegeben, die
Nasenlöcher der Rüsselschnauze
tief eingestochen. Von den
Säugetieren sahen wir sonst noch
den grossen Sumpfhirsch und
einen Brüllaffen als Wachs-
[Abbildung]
[Abbildung Abb. 73. Wachsfigur: Karijo-Taube. Mehinaku.
(½ nat. Gr.)]
figuren. Häufiger waren die hängenden Vögel, oft rot bemalt. In der Illustration 73
sehen wir eine Karijo-Taube; die Figur, 15 cm lang, mit den kurzen Flügel-
stummeln, war recht steif geraten.
Holzfiguren. Beim Tanzschmuck werde ich die geschnitzten und bemalten
Holzmasken für sich behandeln. Die Bakaïrí, deren Festputz zumeist aus Stroh-
mützen, Strohanzügen und auf dem Kopf getragenen Strohtieren bestand,
schnitzten für ihre Kopfansätze Vögel aus leichtem Holz. Vom Batovy haben
wir 1884 ein wundersames Kopfgerüst mitgebracht (abgebildet »Durch Central-
brasilien« p. 322), wo sieben buntbemalte Vögel drei langen mit Baumwollflocken
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