Auf dem ersten Lagerplatz, noch in dichtester Nähe von Cuyaba, schloss sich uns endlich der kleine Mulatte Manoel an. Er wollte uns durchaus begleiten, obgleich seine Ausrüstung nur in der Hose und dem zerrissenen Hemd bestand, die er anhatte; mochte er Einiges dazu bekommen und in aller Heiligen Namen als Küchenjunge mitlaufen.
Ein langes Kapitel war die Lasttierfrage gewesen. Die Maultiere kosteten im Durchschnitt 150 Milreis, damals etwa 300 Mark. Wir verzichteten auf Reit- tiere und gingen zu Fuss, gebrauchten aber dennoch 12 Lasttiere. Perrot ritt sein Pferd und stellte für sich und seine Soldaten 4 Maultiere. Ausserdem half er mit einem alten Gaul dem Bedürfnis nach einer Madrinha aus, wie das den übrigen Tieren vorausschreitende Leittier genannt wird. Dazu kam endlich das für Januario gekaufte vortreffliche Reitmaultier, so dass die ganze Tropa aus 19 Tieren bestand. Jedes Lasttier trägt zwei "Bruacas," grosse Ledersäcke, die aus Ochsenhaut so ausgeschnitten und zusammengenäht werden, dass oben ein Deckel übergreift. Mit ein paar ledernen Henkeln werden sie an den "Cangalhas" aufgehängt: so heissen die Tragsättel, die aus einem hölzernen Gestell bestehen und zum Schutz gegen den Druck mit grasgefütterten Kissen unterpolstert sind.
Unser Plan war, die Tiere bis zum Einschiffungsplatz mit uns zu führen, und dort unter Aufsicht zurückzulassen, während wir die Flussreise machten und die Indianer besuchten. Nach glücklicher Rückkehr zum Hafen fiel dann den Tieren die Hauptaufgabe zu, unsere Sammlungen nach Cuyaba zu bringen. Da- mit für diese Raum bleibe, mussten wir uns in der Belastung der Tiere nach Möglichkeit beschränken. Das Rechenexempel gestaltete sich nur insofern nicht ungünstig, als wir ja sicher sein konnten, dass von jenem Zeitpunkte ab aller von Lebensmitteln beanspruchte Platz zur freien Verfügung stand; nur wenige Büchsen mit Suppentafeln und "Kemmerich" mochten bis dahin gerettet werden können. Mandiokamehl hofften wir von den Indianern zu erhalten; im Übrigen mussten wir von Jagd und Fischfang leben. Denn hätten wir für eine Reihe von 5 oder 6 Monaten ausreichenden Proviant mitnehmen wollen, so hätten wir eine Truppe organisieren müssen von einem weit unsere Mittel übersteigenden Umfang, und diese Möglichkeit selbst vorausgesetzt, hätten wir für die grössere Zahl von Tieren auch wieder einer grösseren Zahl von Leuten bedurft, der Gang des Marsches wäre in weglosem Terrain doppelt und dreifach erschwert und in dem Fall, dass die Expedition wie so viele andere im Matogrosso scheiterte, das Unglück unverhältnismässig gesteigert worden.
Perrot transportierte den Proviant für sich und seine vier Unteroffiziere auf den der Regierung gehörigen Maultieren, den "Reunas". Er führte ausserdem 3 Zelte mit, ein grosses für sich und zwei kleine für je 2 Mann.
Von unsern 24 Bruacas war die Hälfte für die Lebensmittel bestimmt; im Ueberfluss nahmen wir nur das unentbehrliche Salz mit, das für mehr als ein halbes Jahr ausgereicht hätte, 3 Sack = 150 Liter. Die übrigen Hauptartikel waren: 1. die ausgezeichneten braunen Bohnen, 2. Farinha, die Mandiokagrütze,
Auf dem ersten Lagerplatz, noch in dichtester Nähe von Cuyabá, schloss sich uns endlich der kleine Mulatte Manoel an. Er wollte uns durchaus begleiten, obgleich seine Ausrüstung nur in der Hose und dem zerrissenen Hemd bestand, die er anhatte; mochte er Einiges dazu bekommen und in aller Heiligen Namen als Küchenjunge mitlaufen.
Ein langes Kapitel war die Lasttierfrage gewesen. Die Maultiere kosteten im Durchschnitt 150 Milreis, damals etwa 300 Mark. Wir verzichteten auf Reit- tiere und gingen zu Fuss, gebrauchten aber dennoch 12 Lasttiere. Perrot ritt sein Pferd und stellte für sich und seine Soldaten 4 Maultiere. Ausserdem half er mit einem alten Gaul dem Bedürfnis nach einer Madrinha aus, wie das den übrigen Tieren vorausschreitende Leittier genannt wird. Dazu kam endlich das für Januario gekaufte vortreffliche Reitmaultier, so dass die ganze Tropa aus 19 Tieren bestand. Jedes Lasttier trägt zwei »Bruacas,« grosse Ledersäcke, die aus Ochsenhaut so ausgeschnitten und zusammengenäht werden, dass oben ein Deckel übergreift. Mit ein paar ledernen Henkeln werden sie an den »Cangalhas« aufgehängt: so heissen die Tragsättel, die aus einem hölzernen Gestell bestehen und zum Schutz gegen den Druck mit grasgefütterten Kissen unterpolstert sind.
Unser Plan war, die Tiere bis zum Einschiffungsplatz mit uns zu führen, und dort unter Aufsicht zurückzulassen, während wir die Flussreise machten und die Indianer besuchten. Nach glücklicher Rückkehr zum Hafen fiel dann den Tieren die Hauptaufgabe zu, unsere Sammlungen nach Cuyabá zu bringen. Da- mit für diese Raum bleibe, mussten wir uns in der Belastung der Tiere nach Möglichkeit beschränken. Das Rechenexempel gestaltete sich nur insofern nicht ungünstig, als wir ja sicher sein konnten, dass von jenem Zeitpunkte ab aller von Lebensmitteln beanspruchte Platz zur freien Verfügung stand; nur wenige Büchsen mit Suppentafeln und »Kemmerich« mochten bis dahin gerettet werden können. Mandiokamehl hofften wir von den Indianern zu erhalten; im Übrigen mussten wir von Jagd und Fischfang leben. Denn hätten wir für eine Reihe von 5 oder 6 Monaten ausreichenden Proviant mitnehmen wollen, so hätten wir eine Truppe organisieren müssen von einem weit unsere Mittel übersteigenden Umfang, und diese Möglichkeit selbst vorausgesetzt, hätten wir für die grössere Zahl von Tieren auch wieder einer grösseren Zahl von Leuten bedurft, der Gang des Marsches wäre in weglosem Terrain doppelt und dreifach erschwert und in dem Fall, dass die Expedition wie so viele andere im Matogrosso scheiterte, das Unglück unverhältnismässig gesteigert worden.
Perrot transportierte den Proviant für sich und seine vier Unteroffiziere auf den der Regierung gehörigen Maultieren, den »Reunas«. Er führte ausserdem 3 Zelte mit, ein grosses für sich und zwei kleine für je 2 Mann.
Von unsern 24 Bruacas war die Hälfte für die Lebensmittel bestimmt; im Ueberfluss nahmen wir nur das unentbehrliche Salz mit, das für mehr als ein halbes Jahr ausgereicht hätte, 3 Sack = 150 Liter. Die übrigen Hauptartikel waren: 1. die ausgezeichneten braunen Bohnen, 2. Farinha, die Mandiokagrütze,
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Auf dem ersten Lagerplatz, noch in dichtester Nähe von Cuyabá, schloss
sich uns endlich der kleine Mulatte Manoel an. Er wollte uns durchaus begleiten,
obgleich seine Ausrüstung nur in der Hose und dem zerrissenen Hemd bestand,
die er anhatte; mochte er Einiges dazu bekommen und in aller Heiligen Namen
als Küchenjunge mitlaufen.
Ein langes Kapitel war die Lasttierfrage gewesen. Die Maultiere kosteten
im Durchschnitt 150 Milreis, damals etwa 300 Mark. Wir verzichteten auf Reit-
tiere und gingen zu Fuss, gebrauchten aber dennoch 12 Lasttiere. Perrot ritt
sein Pferd und stellte für sich und seine Soldaten 4 Maultiere. Ausserdem half
er mit einem alten Gaul dem Bedürfnis nach einer Madrinha aus, wie das den
übrigen Tieren vorausschreitende Leittier genannt wird. Dazu kam endlich das
für Januario gekaufte vortreffliche Reitmaultier, so dass die ganze Tropa aus
19 Tieren bestand. Jedes Lasttier trägt zwei »Bruacas,« grosse Ledersäcke, die
aus Ochsenhaut so ausgeschnitten und zusammengenäht werden, dass oben ein
Deckel übergreift. Mit ein paar ledernen Henkeln werden sie an den »Cangalhas«
aufgehängt: so heissen die Tragsättel, die aus einem hölzernen Gestell bestehen
und zum Schutz gegen den Druck mit grasgefütterten Kissen unterpolstert sind.
Unser Plan war, die Tiere bis zum Einschiffungsplatz mit uns zu führen,
und dort unter Aufsicht zurückzulassen, während wir die Flussreise machten und
die Indianer besuchten. Nach glücklicher Rückkehr zum Hafen fiel dann den
Tieren die Hauptaufgabe zu, unsere Sammlungen nach Cuyabá zu bringen. Da-
mit für diese Raum bleibe, mussten wir uns in der Belastung der Tiere nach
Möglichkeit beschränken. Das Rechenexempel gestaltete sich nur insofern nicht
ungünstig, als wir ja sicher sein konnten, dass von jenem Zeitpunkte ab aller
von Lebensmitteln beanspruchte Platz zur freien Verfügung stand; nur wenige
Büchsen mit Suppentafeln und »Kemmerich« mochten bis dahin gerettet werden
können. Mandiokamehl hofften wir von den Indianern zu erhalten; im Übrigen
mussten wir von Jagd und Fischfang leben. Denn hätten wir für eine Reihe
von 5 oder 6 Monaten ausreichenden Proviant mitnehmen wollen, so hätten wir
eine Truppe organisieren müssen von einem weit unsere Mittel übersteigenden
Umfang, und diese Möglichkeit selbst vorausgesetzt, hätten wir für die grössere
Zahl von Tieren auch wieder einer grösseren Zahl von Leuten bedurft, der Gang
des Marsches wäre in weglosem Terrain doppelt und dreifach erschwert und in
dem Fall, dass die Expedition wie so viele andere im Matogrosso scheiterte, das
Unglück unverhältnismässig gesteigert worden.
Perrot transportierte den Proviant für sich und seine vier Unteroffiziere auf
den der Regierung gehörigen Maultieren, den »Reunas«. Er führte ausserdem
3 Zelte mit, ein grosses für sich und zwei kleine für je 2 Mann.
Von unsern 24 Bruacas war die Hälfte für die Lebensmittel bestimmt; im
Ueberfluss nahmen wir nur das unentbehrliche Salz mit, das für mehr als ein
halbes Jahr ausgereicht hätte, 3 Sack = 150 Liter. Die übrigen Hauptartikel
waren: 1. die ausgezeichneten braunen Bohnen, 2. Farinha, die Mandiokagrütze,
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/35>, abgerufen am 03.12.2024.
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