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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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3. Carne secca, gesalzenes und an der Luft getrocknetes Fleisch, 4. Speck, 5. Reis,
6. Rapadura d. i. ungereinigter Zucker in Gestalt und Grösse unserer Ziegelsteine,
7. Gemüsetafeln (Melange, Kerbel, Sellerie) von A. Guhl in Hamburg, kondensirte
Suppen (Erbsen, Bohnen, Graupen) von R. Scheller in Hildburghausen, und
Kemmerich'sche Präparate (Fleischmehl, Fleischextrakt, Bouillonextrakt, Pepton
und etliche Dosen Zunge). Es ist vielleicht nicht uninteressant, die Einzelheiten
der übrigen Ausrüstung aufzuzählen. Da wären zu nennen:

Gewürze: Pfeffer oder "Pimenta", die frischen Früchte in dünnem Essig auf-
bewahrt, Senfpulver und ein paar Flaschen Worcestershiresauce. Getränke: Para-
guaythee, etwas chinesischer Thee und Kaffee; eine Liebesgabe von Eckauer
Doppelkümmel, und einheimischer Branntwein, "Cachaca" und "Caninha". Ferner
Becher, Teller, Gabeln, Löffel, Kochtöpfe, Theekessel und Beobachtungslaternen.
Beile, Pickäxte, Schippen, ein Brecheisen, die beiden letzteren Werkzeuge unent-
behrlich bei schweren Bachübergängen. Geschmiedeter Feuerstahl, schwedische
Streichhölzer, Brennöl, Spiritus, Pulver, Schrot, Zündhütchen, Seife, einige Pack
Papier, Handwerkszeug. Angeln und Angelschnüre, deren Qualität von grosser
Wichtigkeit ist, von W. Stork in München. Für die Tiere eine Madrinhaschelle,
Striegel, Stricke, Hufeisen, Nägel, Opodeldoc, Tartaro.

Als sogenannte "Dobres" d. h. den Tieren oberhalb der Bruacas aufgeladene
Packstücke gingen: Ochsenhäute, deren man immer zu wenig mitnimmt, unsere
beiden wasserdichten Zelte von Franz Clouth in Nippes bei Köln, die sich sehr
bewährt haben, unsere Nachtsäcke mit Hängematte, Moskiteiro, Ponchos, Decke
(vorzüglich sind die grossen Jäger-Decken) und einem Stück Gummituch, das zu
den wichtigsten Artikeln gehört. Dobres waren auch der Tabak, eine 50 m lange
Rolle schwarzen "Cuyabano's", der an Wichtigkeit den Lebensmitteln gleichsteht,
und Mais als Wegzehrung während einer Reihe von Tagen für die Maultiere.
Endlich Tauschwaaren, die wir aus Deutschland mitgebracht und dank dem Ent-
gegenkommen der brasilischen Behörden zollfrei eingeführt hatten: eine schwere
Ladung von Solinger Eisenwaaren von F. A. Wolff in Graefrath, hauptsächlich
Messern, Beilen, einigen Scheeren, Kuhketten zur Ausschmückung der Häuptlinge,
75 kg Perlen von Greiner & Co. in Bischofsgrün-Bayern, schliesslich Hemden,
Taschentücher, Spiegel, Mundharmonikas, Flöten und dergleichen Ueberraschungen
mehr. Für unsere Kameraden hatten wir mitgebracht: Hosen, Hemden, Wald-
messer, einfache Vorderlader und Revolver.

Der Monatssold der Kameraden beträgt durchschnittlich 30 Milreis (etwa
60 Mark). Erheblich teurer sind gute Arrieros.

Unsere fachliche Ausrüstung nahm auch einigen Raum in Anspruch. Behuß
astronomischer und geodätischer Messungen standen zur Verfügung: ein Prismen-
kreis von Pistor & Martins auf 20'' ablesbar, ein Quecksilberhorizont mit Marien-
glasdach von C. Bamberg, ein kleines Universalinstrument von Pistor & Martins, auf
30'' ablesbar, die uns die Direktion der Seewarte in Hamburg freundlichst leihweise
überlassen hatte, ein kleiner Reisetheodolit mit Stativ von Casella auf [1]' ablesbar,

3. Carne secca, gesalzenes und an der Luft getrocknetes Fleisch, 4. Speck, 5. Reis,
6. Rapadura d. i. ungereinigter Zucker in Gestalt und Grösse unserer Ziegelsteine,
7. Gemüsetafeln (Mélange, Kerbel, Sellerie) von A. Guhl in Hamburg, kondensirte
Suppen (Erbsen, Bohnen, Graupen) von R. Scheller in Hildburghausen, und
Kemmerich’sche Präparate (Fleischmehl, Fleischextrakt, Bouillonextrakt, Pepton
und etliche Dosen Zunge). Es ist vielleicht nicht uninteressant, die Einzelheiten
der übrigen Ausrüstung aufzuzählen. Da wären zu nennen:

Gewürze: Pfeffer oder »Pimenta«, die frischen Früchte in dünnem Essig auf-
bewahrt, Senfpulver und ein paar Flaschen Worcestershiresauce. Getränke: Para-
guaythee, etwas chinesischer Thee und Kaffee; eine Liebesgabe von Eckauer
Doppelkümmel, und einheimischer Branntwein, »Cachaça« und »Caninha«. Ferner
Becher, Teller, Gabeln, Löffel, Kochtöpfe, Theekessel und Beobachtungslaternen.
Beile, Pickäxte, Schippen, ein Brecheisen, die beiden letzteren Werkzeuge unent-
behrlich bei schweren Bachübergängen. Geschmiedeter Feuerstahl, schwedische
Streichhölzer, Brennöl, Spiritus, Pulver, Schrot, Zündhütchen, Seife, einige Pack
Papier, Handwerkszeug. Angeln und Angelschnüre, deren Qualität von grosser
Wichtigkeit ist, von W. Stork in München. Für die Tiere eine Madrinhaschelle,
Striegel, Stricke, Hufeisen, Nägel, Opodeldoc, Tartaro.

Als sogenannte »Dobres« d. h. den Tieren oberhalb der Bruacas aufgeladene
Packstücke gingen: Ochsenhäute, deren man immer zu wenig mitnimmt, unsere
beiden wasserdichten Zelte von Franz Clouth in Nippes bei Köln, die sich sehr
bewährt haben, unsere Nachtsäcke mit Hängematte, Moskiteiro, Ponchos, Decke
(vorzüglich sind die grossen Jäger-Decken) und einem Stück Gummituch, das zu
den wichtigsten Artikeln gehört. Dobres waren auch der Tabak, eine 50 m lange
Rolle schwarzen »Cuyabano’s«, der an Wichtigkeit den Lebensmitteln gleichsteht,
und Mais als Wegzehrung während einer Reihe von Tagen für die Maultiere.
Endlich Tauschwaaren, die wir aus Deutschland mitgebracht und dank dem Ent-
gegenkommen der brasilischen Behörden zollfrei eingeführt hatten: eine schwere
Ladung von Solinger Eisenwaaren von F. A. Wolff in Graefrath, hauptsächlich
Messern, Beilen, einigen Scheeren, Kuhketten zur Ausschmückung der Häuptlinge,
75 kg Perlen von Greiner & Co. in Bischofsgrün-Bayern, schliesslich Hemden,
Taschentücher, Spiegel, Mundharmonikas, Flöten und dergleichen Ueberraschungen
mehr. Für unsere Kameraden hatten wir mitgebracht: Hosen, Hemden, Wald-
messer, einfache Vorderlader und Revolver.

Der Monatssold der Kameraden beträgt durchschnittlich 30 Milreis (etwa
60 Mark). Erheblich teurer sind gute Arrieros.

Unsere fachliche Ausrüstung nahm auch einigen Raum in Anspruch. Behuß
astronomischer und geodätischer Messungen standen zur Verfügung: ein Prismen-
kreis von Pistor & Martins auf 20'' ablesbar, ein Quecksilberhorizont mit Marien-
glasdach von C. Bamberg, ein kleines Universalinstrument von Pistor & Martins, auf
30'' ablesbar, die uns die Direktion der Seewarte in Hamburg freundlichst leihweise
überlassen hatte, ein kleiner Reisetheodolit mit Stativ von Casella auf [1]' ablesbar,

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[14/0036] 3. Carne secca, gesalzenes und an der Luft getrocknetes Fleisch, 4. Speck, 5. Reis, 6. Rapadura d. i. ungereinigter Zucker in Gestalt und Grösse unserer Ziegelsteine, 7. Gemüsetafeln (Mélange, Kerbel, Sellerie) von A. Guhl in Hamburg, kondensirte Suppen (Erbsen, Bohnen, Graupen) von R. Scheller in Hildburghausen, und Kemmerich’sche Präparate (Fleischmehl, Fleischextrakt, Bouillonextrakt, Pepton und etliche Dosen Zunge). Es ist vielleicht nicht uninteressant, die Einzelheiten der übrigen Ausrüstung aufzuzählen. Da wären zu nennen: Gewürze: Pfeffer oder »Pimenta«, die frischen Früchte in dünnem Essig auf- bewahrt, Senfpulver und ein paar Flaschen Worcestershiresauce. Getränke: Para- guaythee, etwas chinesischer Thee und Kaffee; eine Liebesgabe von Eckauer Doppelkümmel, und einheimischer Branntwein, »Cachaça« und »Caninha«. Ferner Becher, Teller, Gabeln, Löffel, Kochtöpfe, Theekessel und Beobachtungslaternen. Beile, Pickäxte, Schippen, ein Brecheisen, die beiden letzteren Werkzeuge unent- behrlich bei schweren Bachübergängen. Geschmiedeter Feuerstahl, schwedische Streichhölzer, Brennöl, Spiritus, Pulver, Schrot, Zündhütchen, Seife, einige Pack Papier, Handwerkszeug. Angeln und Angelschnüre, deren Qualität von grosser Wichtigkeit ist, von W. Stork in München. Für die Tiere eine Madrinhaschelle, Striegel, Stricke, Hufeisen, Nägel, Opodeldoc, Tartaro. Als sogenannte »Dobres« d. h. den Tieren oberhalb der Bruacas aufgeladene Packstücke gingen: Ochsenhäute, deren man immer zu wenig mitnimmt, unsere beiden wasserdichten Zelte von Franz Clouth in Nippes bei Köln, die sich sehr bewährt haben, unsere Nachtsäcke mit Hängematte, Moskiteiro, Ponchos, Decke (vorzüglich sind die grossen Jäger-Decken) und einem Stück Gummituch, das zu den wichtigsten Artikeln gehört. Dobres waren auch der Tabak, eine 50 m lange Rolle schwarzen »Cuyabano’s«, der an Wichtigkeit den Lebensmitteln gleichsteht, und Mais als Wegzehrung während einer Reihe von Tagen für die Maultiere. Endlich Tauschwaaren, die wir aus Deutschland mitgebracht und dank dem Ent- gegenkommen der brasilischen Behörden zollfrei eingeführt hatten: eine schwere Ladung von Solinger Eisenwaaren von F. A. Wolff in Graefrath, hauptsächlich Messern, Beilen, einigen Scheeren, Kuhketten zur Ausschmückung der Häuptlinge, 75 kg Perlen von Greiner & Co. in Bischofsgrün-Bayern, schliesslich Hemden, Taschentücher, Spiegel, Mundharmonikas, Flöten und dergleichen Ueberraschungen mehr. Für unsere Kameraden hatten wir mitgebracht: Hosen, Hemden, Wald- messer, einfache Vorderlader und Revolver. Der Monatssold der Kameraden beträgt durchschnittlich 30 Milreis (etwa 60 Mark). Erheblich teurer sind gute Arrieros. Unsere fachliche Ausrüstung nahm auch einigen Raum in Anspruch. Behuß astronomischer und geodätischer Messungen standen zur Verfügung: ein Prismen- kreis von Pistor & Martins auf 20'' ablesbar, ein Quecksilberhorizont mit Marien- glasdach von C. Bamberg, ein kleines Universalinstrument von Pistor & Martins, auf 30'' ablesbar, die uns die Direktion der Seewarte in Hamburg freundlichst leihweise überlassen hatte, ein kleiner Reisetheodolit mit Stativ von Casella auf 1' ablesbar,

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/36>, abgerufen am 21.11.2024.