3 kompensirte Ankeruhren. Zu erdmagnetischen Messungen: ein Deviationsmagne- tometer von C. Bamberg (Seewarte), zwei Magnete mit Schwingungskasten von einem Lamontschen Reisetheodoliten. Zur Terrainaufnahme und zu Höhenbe- stimmungen: ein Siedepunktapparat von Fuess, ein Naudetsches Aneroid von Feiglstock in Etui zum Umhängen, ein Aneroid nach Goldschmidt von Hottinger, zwei Taschenaneroide von Campbell, eine Schmalkalderbussole mit Kreis von 7 cm Durchmesser, ein "Skizzenbrett" nach Naumann von G. Heide, mehrere Taschenkompasse, zwei Schrittzähler. Ein Registriraneroid von Richard Freres blieb zum Zweck korrespondirender Aufzeichnungen in Cuyaba zurück und wurde von Herrn Andre Vergilio d'Albuquerque bedient. Zu meteorologischen Beo- bachtungen: ein Maximal- und ein Minimalthermometer von Fuess, ein Schleuder- apparat nach Rung mit 3 Thermometern (Seewarte), ein kleines Taschenhygro- meter, ein Pinselthermometer für Wassertemperaturen. Ausserdem noch Schleuder- thermometer und Extremthermometer. Ferner eine reichhaltige und wohlüber- legte photographische Ausrüstung mit Steinheil'schem Apparat, das Virchow'sche anthropologische Instrumentarium, Chemikalien, etliche Spiritusgläser für kleine zoologische Ausbeute, Zeichen- und Malutensilien, vorgedruckte anthropologische Tabellen und sprachliche Verzeichnisse. Das geringste Gewicht brachten die wenigen und dünnen Bücher "Reiselektüre", deren Jeder eines oder anderes mit- führte; Friederike Kempner, die unentbehrlichste Trösterin auf prosaischem Marsch in fernen Landen, sagt es ja selbst: "Das Gute ist so federleicht".
Die letzten Tage waren natürlich eitel Packerei und Plackerei. Am Nach- mittag des 28. Juli zogen wir aus und schlugen eine halbe Stunde vor der Stadt das Nachtlager auf. Am ersten Tag kommt es nur darauf an, aus der Stadt heraus zu gelangen, und auch an den nächstfolgenden Tagen werden, wenn man nicht über eine Tropa miteinander gewöhnter Tiere verfügt, nur geringe Marsch- leistungen zu Stande gebracht. Da heisst es mehr denn je "Paciencia" und wieder "Paciencia, Senhor!"
3 kompensirte Ankeruhren. Zu erdmagnetischen Messungen: ein Deviationsmagne- tometer von C. Bamberg (Seewarte), zwei Magnete mit Schwingungskasten von einem Lamontschen Reisetheodoliten. Zur Terrainaufnahme und zu Höhenbe- stimmungen: ein Siedepunktapparat von Fuess, ein Naudetsches Aneroid von Feiglstock in Etui zum Umhängen, ein Aneroid nach Goldschmidt von Hottinger, zwei Taschenaneroide von Campbell, eine Schmalkalderbussole mit Kreis von 7 cm Durchmesser, ein »Skizzenbrett« nach Naumann von G. Heide, mehrere Taschenkompasse, zwei Schrittzähler. Ein Registriraneroid von Richard Frères blieb zum Zweck korrespondirender Aufzeichnungen in Cuyabá zurück und wurde von Herrn André Vergilio d’Albuquerque bedient. Zu meteorologischen Beo- bachtungen: ein Maximal- und ein Minimalthermometer von Fuess, ein Schleuder- apparat nach Rung mit 3 Thermometern (Seewarte), ein kleines Taschenhygro- meter, ein Pinselthermometer für Wassertemperaturen. Ausserdem noch Schleuder- thermometer und Extremthermometer. Ferner eine reichhaltige und wohlüber- legte photographische Ausrüstung mit Steinheil’schem Apparat, das Virchow’sche anthropologische Instrumentarium, Chemikalien, etliche Spiritusgläser für kleine zoologische Ausbeute, Zeichen- und Malutensilien, vorgedruckte anthropologische Tabellen und sprachliche Verzeichnisse. Das geringste Gewicht brachten die wenigen und dünnen Bücher »Reiselektüre«, deren Jeder eines oder anderes mit- führte; Friederike Kempner, die unentbehrlichste Trösterin auf prosaischem Marsch in fernen Landen, sagt es ja selbst: »Das Gute ist so federleicht«.
Die letzten Tage waren natürlich eitel Packerei und Plackerei. Am Nach- mittag des 28. Juli zogen wir aus und schlugen eine halbe Stunde vor der Stadt das Nachtlager auf. Am ersten Tag kommt es nur darauf an, aus der Stadt heraus zu gelangen, und auch an den nächstfolgenden Tagen werden, wenn man nicht über eine Tropa miteinander gewöhnter Tiere verfügt, nur geringe Marsch- leistungen zu Stande gebracht. Da heisst es mehr denn je »Paciencia« und wieder »Paciencia, Senhor!«
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0037"n="15"/>
3 kompensirte Ankeruhren. Zu erdmagnetischen Messungen: ein Deviationsmagne-<lb/>
tometer von C. Bamberg (Seewarte), zwei Magnete mit Schwingungskasten von<lb/>
einem Lamontschen Reisetheodoliten. Zur Terrainaufnahme und zu Höhenbe-<lb/>
stimmungen: ein Siedepunktapparat von Fuess, ein Naudetsches Aneroid von<lb/>
Feiglstock in Etui zum Umhängen, ein Aneroid nach Goldschmidt von Hottinger,<lb/>
zwei Taschenaneroide von Campbell, eine Schmalkalderbussole mit Kreis von<lb/>
7 cm Durchmesser, ein »Skizzenbrett« nach Naumann von G. Heide, mehrere<lb/>
Taschenkompasse, zwei Schrittzähler. Ein Registriraneroid von Richard Frères<lb/>
blieb zum Zweck korrespondirender Aufzeichnungen in Cuyabá zurück und wurde<lb/>
von Herrn André Vergilio d’Albuquerque bedient. Zu meteorologischen Beo-<lb/>
bachtungen: ein Maximal- und ein Minimalthermometer von Fuess, ein Schleuder-<lb/>
apparat nach Rung mit 3 Thermometern (Seewarte), ein kleines Taschenhygro-<lb/>
meter, ein Pinselthermometer für Wassertemperaturen. Ausserdem noch Schleuder-<lb/>
thermometer und Extremthermometer. Ferner eine reichhaltige und wohlüber-<lb/>
legte photographische Ausrüstung mit Steinheil’schem Apparat, das Virchow’sche<lb/>
anthropologische Instrumentarium, Chemikalien, etliche Spiritusgläser für kleine<lb/>
zoologische Ausbeute, Zeichen- und Malutensilien, vorgedruckte anthropologische<lb/>
Tabellen und sprachliche Verzeichnisse. Das geringste Gewicht brachten die<lb/>
wenigen und dünnen Bücher »Reiselektüre«, deren Jeder eines oder anderes mit-<lb/>
führte; <hirendition="#g">Friederike Kempner</hi>, die unentbehrlichste Trösterin auf prosaischem<lb/>
Marsch in fernen Landen, sagt es ja selbst: »Das Gute ist so federleicht«.</p><lb/><p>Die letzten Tage waren natürlich eitel Packerei und Plackerei. Am Nach-<lb/>
mittag des 28. Juli zogen wir aus und schlugen eine halbe Stunde vor der Stadt<lb/>
das Nachtlager auf. Am ersten Tag kommt es nur darauf an, aus der Stadt<lb/>
heraus zu gelangen, und auch an den nächstfolgenden Tagen werden, wenn man<lb/>
nicht über eine Tropa miteinander gewöhnter Tiere verfügt, nur geringe Marsch-<lb/>
leistungen zu Stande gebracht. Da heisst es mehr denn je »Paciencia« und<lb/>
wieder »Paciencia, Senhor!«</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></body></text></TEI>
[15/0037]
3 kompensirte Ankeruhren. Zu erdmagnetischen Messungen: ein Deviationsmagne-
tometer von C. Bamberg (Seewarte), zwei Magnete mit Schwingungskasten von
einem Lamontschen Reisetheodoliten. Zur Terrainaufnahme und zu Höhenbe-
stimmungen: ein Siedepunktapparat von Fuess, ein Naudetsches Aneroid von
Feiglstock in Etui zum Umhängen, ein Aneroid nach Goldschmidt von Hottinger,
zwei Taschenaneroide von Campbell, eine Schmalkalderbussole mit Kreis von
7 cm Durchmesser, ein »Skizzenbrett« nach Naumann von G. Heide, mehrere
Taschenkompasse, zwei Schrittzähler. Ein Registriraneroid von Richard Frères
blieb zum Zweck korrespondirender Aufzeichnungen in Cuyabá zurück und wurde
von Herrn André Vergilio d’Albuquerque bedient. Zu meteorologischen Beo-
bachtungen: ein Maximal- und ein Minimalthermometer von Fuess, ein Schleuder-
apparat nach Rung mit 3 Thermometern (Seewarte), ein kleines Taschenhygro-
meter, ein Pinselthermometer für Wassertemperaturen. Ausserdem noch Schleuder-
thermometer und Extremthermometer. Ferner eine reichhaltige und wohlüber-
legte photographische Ausrüstung mit Steinheil’schem Apparat, das Virchow’sche
anthropologische Instrumentarium, Chemikalien, etliche Spiritusgläser für kleine
zoologische Ausbeute, Zeichen- und Malutensilien, vorgedruckte anthropologische
Tabellen und sprachliche Verzeichnisse. Das geringste Gewicht brachten die
wenigen und dünnen Bücher »Reiselektüre«, deren Jeder eines oder anderes mit-
führte; Friederike Kempner, die unentbehrlichste Trösterin auf prosaischem
Marsch in fernen Landen, sagt es ja selbst: »Das Gute ist so federleicht«.
Die letzten Tage waren natürlich eitel Packerei und Plackerei. Am Nach-
mittag des 28. Juli zogen wir aus und schlugen eine halbe Stunde vor der Stadt
das Nachtlager auf. Am ersten Tag kommt es nur darauf an, aus der Stadt
heraus zu gelangen, und auch an den nächstfolgenden Tagen werden, wenn man
nicht über eine Tropa miteinander gewöhnter Tiere verfügt, nur geringe Marsch-
leistungen zu Stande gebracht. Da heisst es mehr denn je »Paciencia« und
wieder »Paciencia, Senhor!«
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/37>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.