mit einem plumpen Kopf nebst wohlausgearbeitetem Hals, einem langen schild- artigen Rücken und einem langen etwas aufgerichteten Schwanz. Vortrefflich sind die Katzenohren wiedergegeben, die Nase beschränkt sich auf eine unbe- stimmte Erhöhung, das Maul ist eine breite Querrinne und die Augen sind ein paar runde Unio-Muschelstücke mit Perlmutterglanz.
Töpfe. Die Grundform der Thonnäpfe (vgl. Seite 241, 242), mit denen wir es hier allein zu thun haben, ist wie die der Kuyen halbkugelig bis fast halbeiförmig. Die auf den beiden Tafeln 23 und 24 gezeichneten Töpfe befinden sich sämtlich im Berliner Museum für Völkerkunde. Sie stammen aus beliebigen Dörfern, sind aber ausschliesslich von Nu-Aruakfrauen gemacht worden. Mit Ausnahme der Nummern 25, 26, 27 der zweiten Tafel sind alle Formen Tiermotive. Den Topf Nr. 26 erhielten wir bei den Mehinaku, er wurde den Waurafrauen zugeschrieben, den Hauptkünstlerinnen der Nu-Aruakgruppe; er besteht aus rötlichem Thon, was die Aehnlichkeit mit einer wirklichen Kuye noch steigert, ist mit einem zierlichen Mereschu-Muster bedeckt und hat eine Schnur angebunden. Nr. 25, die stachlige Schale einer Waldfrucht, erwarben wir von der Familie der Yanumakapü-Nahuqua, die wir im Auetö-Hafen kennen lernten. Als Farbtöpfchen der Waura, aussen am Rand gekerbt, gilt Nr. 27 mit der "Pokalform". Becher und Pokal sind noch nicht zu unsern Indianern gedrungen; auch diese Form enthält ein Kuyenmotiv, das ihr allerdings weniger anzusehen als anzuhören ist. Die flache Kugel am Grund ist nicht etwa nur für den bequemen Griff angesetzt, sondern stellt eben den wesentlichen Teil der plastischen Leistung dar, einen Rasselkürbis. Sie birgt im Innern ein paar Steinchen oder Kerne, die ein ziemlich schwaches Rasseln er- tönen lassen, wenn man den "Pokal" schüttelt.
Während diese drei Töpfe einen freien Rand haben, sind alle übrigen durch eine kleinere oder grössere Zahl von Zacken ausgezeichnet. Diese auf sehr ver- schiedene Art modellierten Zacken charakterisieren das dargestellte Tier. Fast überall ist noch die Kürbiswölbung beibehalten, ja es ist unverkennbar, dass sie gerade der künstlerischen Idee die Richtung gegeben hat. Wie die gewöhnlich einfach halbmondförmigen Scheiben der Beijuwender den Tierkörper darstellen, sobald man einen als Hals und Kopf geschnitzten Griff ansetzt, genau so wird hier die gewölbte Schale zum Tierleib, wenn man mit den Randzacken Kopf und Gliedmassen ansetzt. Das ist also eine klare und eindeutige Entwicklungsgeschichte. Sobald einmal das neue künstlerische Element gewonnen ist, entfaltet es sich in selbständiger Freiheit, drängt zu wechselnder Gestaltung und verfällt in den be- liebtesten und oft wiederholten Formen rasch der Stilisierung.
Die häufigste, weitaus häufigste Form des Topfes ist die mit dem Fleder- mausmotiv. Offenbar wird der indianische Sinn nicht von unsern verfeinerten Geschmacksrücksichten geleitet. Unsere Damen würden nicht angenehm berührt sein, wenn sie aus Fledermäusen, Kröten und Zecken speisen sollten; wir Männer können aber unsere Hände in Unschuld waschen, denn es sind Frauen, die jene unzarten Einfälle gehabt haben. Zu ihren Gunsten nehme ich an, dass sie in
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 19
mit einem plumpen Kopf nebst wohlausgearbeitetem Hals, einem langen schild- artigen Rücken und einem langen etwas aufgerichteten Schwanz. Vortrefflich sind die Katzenohren wiedergegeben, die Nase beschränkt sich auf eine unbe- stimmte Erhöhung, das Maul ist eine breite Querrinne und die Augen sind ein paar runde Unio-Muschelstücke mit Perlmutterglanz.
Töpfe. Die Grundform der Thonnäpfe (vgl. Seite 241, 242), mit denen wir es hier allein zu thun haben, ist wie die der Kuyen halbkugelig bis fast halbeiförmig. Die auf den beiden Tafeln 23 und 24 gezeichneten Töpfe befinden sich sämtlich im Berliner Museum für Völkerkunde. Sie stammen aus beliebigen Dörfern, sind aber ausschliesslich von Nu-Aruakfrauen gemacht worden. Mit Ausnahme der Nummern 25, 26, 27 der zweiten Tafel sind alle Formen Tiermotive. Den Topf Nr. 26 erhielten wir bei den Mehinakú, er wurde den Wauráfrauen zugeschrieben, den Hauptkünstlerinnen der Nu-Aruakgruppe; er besteht aus rötlichem Thon, was die Aehnlichkeit mit einer wirklichen Kuye noch steigert, ist mit einem zierlichen Mereschu-Muster bedeckt und hat eine Schnur angebunden. Nr. 25, die stachlige Schale einer Waldfrucht, erwarben wir von der Familie der Yanumakapü-Nahuquá, die wir im Auetö́-Hafen kennen lernten. Als Farbtöpfchen der Waurá, aussen am Rand gekerbt, gilt Nr. 27 mit der »Pokalform«. Becher und Pokal sind noch nicht zu unsern Indianern gedrungen; auch diese Form enthält ein Kuyenmotiv, das ihr allerdings weniger anzusehen als anzuhören ist. Die flache Kugel am Grund ist nicht etwa nur für den bequemen Griff angesetzt, sondern stellt eben den wesentlichen Teil der plastischen Leistung dar, einen Rasselkürbis. Sie birgt im Innern ein paar Steinchen oder Kerne, die ein ziemlich schwaches Rasseln er- tönen lassen, wenn man den »Pokal« schüttelt.
Während diese drei Töpfe einen freien Rand haben, sind alle übrigen durch eine kleinere oder grössere Zahl von Zacken ausgezeichnet. Diese auf sehr ver- schiedene Art modellierten Zacken charakterisieren das dargestellte Tier. Fast überall ist noch die Kürbiswölbung beibehalten, ja es ist unverkennbar, dass sie gerade der künstlerischen Idee die Richtung gegeben hat. Wie die gewöhnlich einfach halbmondförmigen Scheiben der Beijúwender den Tierkörper darstellen, sobald man einen als Hals und Kopf geschnitzten Griff ansetzt, genau so wird hier die gewölbte Schale zum Tierleib, wenn man mit den Randzacken Kopf und Gliedmassen ansetzt. Das ist also eine klare und eindeutige Entwicklungsgeschichte. Sobald einmal das neue künstlerische Element gewonnen ist, entfaltet es sich in selbständiger Freiheit, drängt zu wechselnder Gestaltung und verfällt in den be- liebtesten und oft wiederholten Formen rasch der Stilisierung.
Die häufigste, weitaus häufigste Form des Topfes ist die mit dem Fleder- mausmotiv. Offenbar wird der indianische Sinn nicht von unsern verfeinerten Geschmacksrücksichten geleitet. Unsere Damen würden nicht angenehm berührt sein, wenn sie aus Fledermäusen, Kröten und Zecken speisen sollten; wir Männer können aber unsere Hände in Unschuld waschen, denn es sind Frauen, die jene unzarten Einfälle gehabt haben. Zu ihren Gunsten nehme ich an, dass sie in
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mit einem plumpen Kopf nebst wohlausgearbeitetem Hals, einem langen schild-
artigen Rücken und einem langen etwas aufgerichteten Schwanz. Vortrefflich
sind die Katzenohren wiedergegeben, die Nase beschränkt sich auf eine unbe-
stimmte Erhöhung, das Maul ist eine breite Querrinne und die Augen sind ein
paar runde Unio-Muschelstücke mit Perlmutterglanz.
Töpfe. Die Grundform der Thonnäpfe (vgl. Seite 241, 242), mit denen wir es
hier allein zu thun haben, ist wie die der Kuyen halbkugelig bis fast halbeiförmig.
Die auf den beiden Tafeln 23 und 24 gezeichneten Töpfe befinden sich sämtlich
im Berliner Museum für Völkerkunde. Sie stammen aus beliebigen Dörfern, sind
aber ausschliesslich von Nu-Aruakfrauen gemacht worden. Mit Ausnahme der
Nummern 25, 26, 27 der zweiten Tafel sind alle Formen Tiermotive. Den Topf
Nr. 26 erhielten wir bei den Mehinakú, er wurde den Wauráfrauen zugeschrieben,
den Hauptkünstlerinnen der Nu-Aruakgruppe; er besteht aus rötlichem Thon, was
die Aehnlichkeit mit einer wirklichen Kuye noch steigert, ist mit einem zierlichen
Mereschu-Muster bedeckt und hat eine Schnur angebunden. Nr. 25, die stachlige
Schale einer Waldfrucht, erwarben wir von der Familie der Yanumakapü-Nahuquá,
die wir im Auetö́-Hafen kennen lernten. Als Farbtöpfchen der Waurá, aussen
am Rand gekerbt, gilt Nr. 27 mit der »Pokalform«. Becher und Pokal sind noch
nicht zu unsern Indianern gedrungen; auch diese Form enthält ein Kuyenmotiv,
das ihr allerdings weniger anzusehen als anzuhören ist. Die flache Kugel am
Grund ist nicht etwa nur für den bequemen Griff angesetzt, sondern stellt eben
den wesentlichen Teil der plastischen Leistung dar, einen Rasselkürbis. Sie birgt
im Innern ein paar Steinchen oder Kerne, die ein ziemlich schwaches Rasseln er-
tönen lassen, wenn man den »Pokal« schüttelt.
Während diese drei Töpfe einen freien Rand haben, sind alle übrigen durch
eine kleinere oder grössere Zahl von Zacken ausgezeichnet. Diese auf sehr ver-
schiedene Art modellierten Zacken charakterisieren das dargestellte Tier. Fast
überall ist noch die Kürbiswölbung beibehalten, ja es ist unverkennbar, dass sie
gerade der künstlerischen Idee die Richtung gegeben hat. Wie die gewöhnlich
einfach halbmondförmigen Scheiben der Beijúwender den Tierkörper darstellen,
sobald man einen als Hals und Kopf geschnitzten Griff ansetzt, genau so wird
hier die gewölbte Schale zum Tierleib, wenn man mit den Randzacken Kopf und
Gliedmassen ansetzt. Das ist also eine klare und eindeutige Entwicklungsgeschichte.
Sobald einmal das neue künstlerische Element gewonnen ist, entfaltet es sich in
selbständiger Freiheit, drängt zu wechselnder Gestaltung und verfällt in den be-
liebtesten und oft wiederholten Formen rasch der Stilisierung.
Die häufigste, weitaus häufigste Form des Topfes ist die mit dem Fleder-
mausmotiv. Offenbar wird der indianische Sinn nicht von unsern verfeinerten
Geschmacksrücksichten geleitet. Unsere Damen würden nicht angenehm berührt
sein, wenn sie aus Fledermäusen, Kröten und Zecken speisen sollten; wir Männer
können aber unsere Hände in Unschuld waschen, denn es sind Frauen, die jene
unzarten Einfälle gehabt haben. Zu ihren Gunsten nehme ich an, dass sie in
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/353>, abgerufen am 09.11.2024.
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