gebuchtet. Der Kopf des Erpels 7 und der Eule 8 sind wohl gekennzeichnet, bei der Taube 9 erscheint dieselbe Kopfform wie auf den Figürchen der Hals- steine, der Sperber 12 hat einen kräftigen Schnabel und dem Makuku 10 ist ein niedlich ausgebildetes Köpfchen angesetzt. Bei dem undeutlichen Rebhuhn 11 ist der Schwanz abgebrochen.
Fische waren äusserst selten. Nr. 23 hatte einen langen Schwanz, an dem das Ende schon abgebrochen war, als wir den Topf erhielten, doch hat er auf der Reise noch ein neues Stück verloren. Die Kopfformen von 23 und 24 sind der der Eidechse ähnlich, sie haben aber ein besonderes Maul.
Die Zecke 17 hat auf dem Kopf vier Knöpfe, die wohl Kiefertasten und Mundteile darstellen sollen. Höchst belustigend ist der gezackte Rand, er giebt den Gesamteindruck von dem Gekribbel und Gekrabbel der acht gekrümmten Beine, die bei vollgesogenen Tieren einen Kranz auf der Kuppe des Beutels bilden,
[Abbildung]
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Abb. 89.
Suya-Kröten-Topf. ( 1/3 nat. Gr.)
gar nicht übel wieder. Ob die Assel 18 zoologischer Prüfung Stand hält, weiss ich nicht. Sie ist augenlos wie die Wasserasseln, deren sie, soviel ich meine Erklärer begriff, eine darstellen soll. In Nr. 19, dem Krebs, bemerken wir reich ausgezackte Extremitäten und eine Schwanzflosse. Er hat als Augen ein paar Knöpfchen, in die ein feines Löch- lein eingestochen ist.
Zum Schluss bringe ich noch einen Topf (Durchmesser 10 x 15 cm) mit Menschendarstellung! Es ist allerdings nicht zu verlangen, dass Jemand an ihm etwas Menschliches vermutet. Die Künstlerin, die ihn uns überlieferte, schüttelte sich selbst vor Lachen über ihr Erzeugnis. Sie hatte einen Krötentopf machen wollen und schon die Schwanz- und Beinzacken sowie auch bereits den Kopf mit den dicken Augen der Bildung des Krötentiers entlehnt. Als sie nun das breite Maul modellierte und ihr dies zunächst in offenem Zustand anstatt in geschlossenem geriet, bemerkte sie die Aehnlichkeit mit der viel verspotteten Lippenscheibe der verhassten Suya, die diesen Indianern wie eine bewegliche Untertasse vor den Zähnen steht. Sie lachte darüber, setzte die steife Maulklappe hübsch senkrecht zum Krötengesicht und erklärte den Topf für eine "Suya-Figur". So ist denn auch einmal von den Frauen ein Männerzierrat zum Motiv genommen, analog dem Uluri-Motiv, das bei den Herren Malern so beliebt war.
gebuchtet. Der Kopf des Erpels 7 und der Eule 8 sind wohl gekennzeichnet, bei der Taube 9 erscheint dieselbe Kopfform wie auf den Figürchen der Hals- steine, der Sperber 12 hat einen kräftigen Schnabel und dem Makuku 10 ist ein niedlich ausgebildetes Köpfchen angesetzt. Bei dem undeutlichen Rebhuhn 11 ist der Schwanz abgebrochen.
Fische waren äusserst selten. Nr. 23 hatte einen langen Schwanz, an dem das Ende schon abgebrochen war, als wir den Topf erhielten, doch hat er auf der Reise noch ein neues Stück verloren. Die Kopfformen von 23 und 24 sind der der Eidechse ähnlich, sie haben aber ein besonderes Maul.
Die Zecke 17 hat auf dem Kopf vier Knöpfe, die wohl Kiefertasten und Mundteile darstellen sollen. Höchst belustigend ist der gezackte Rand, er giebt den Gesamteindruck von dem Gekribbel und Gekrabbel der acht gekrümmten Beine, die bei vollgesogenen Tieren einen Kranz auf der Kuppe des Beutels bilden,
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Abb. 89.
Suyá-Kröten-Topf. (⅓ nat. Gr.)
gar nicht übel wieder. Ob die Assel 18 zoologischer Prüfung Stand hält, weiss ich nicht. Sie ist augenlos wie die Wasserasseln, deren sie, soviel ich meine Erklärer begriff, eine darstellen soll. In Nr. 19, dem Krebs, bemerken wir reich ausgezackte Extremitäten und eine Schwanzflosse. Er hat als Augen ein paar Knöpfchen, in die ein feines Löch- lein eingestochen ist.
Zum Schluss bringe ich noch einen Topf (Durchmesser 10 × 15 cm) mit Menschendarstellung! Es ist allerdings nicht zu verlangen, dass Jemand an ihm etwas Menschliches vermutet. Die Künstlerin, die ihn uns überlieferte, schüttelte sich selbst vor Lachen über ihr Erzeugnis. Sie hatte einen Krötentopf machen wollen und schon die Schwanz- und Beinzacken sowie auch bereits den Kopf mit den dicken Augen der Bildung des Krötentiers entlehnt. Als sie nun das breite Maul modellierte und ihr dies zunächst in offenem Zustand anstatt in geschlossenem geriet, bemerkte sie die Aehnlichkeit mit der viel verspotteten Lippenscheibe der verhassten Suyá, die diesen Indianern wie eine bewegliche Untertasse vor den Zähnen steht. Sie lachte darüber, setzte die steife Maulklappe hübsch senkrecht zum Krötengesicht und erklärte den Topf für eine »Suyá-Figur«. So ist denn auch einmal von den Frauen ein Männerzierrat zum Motiv genommen, analog dem Uluri-Motiv, das bei den Herren Malern so beliebt war.
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gebuchtet. Der Kopf des Erpels 7 und der Eule 8 sind wohl gekennzeichnet,
bei der Taube 9 erscheint dieselbe Kopfform wie auf den Figürchen der Hals-
steine, der Sperber 12 hat einen kräftigen Schnabel und dem Makuku 10 ist ein
niedlich ausgebildetes Köpfchen angesetzt. Bei dem undeutlichen Rebhuhn 11 ist
der Schwanz abgebrochen.
Fische waren äusserst selten. Nr. 23 hatte einen langen Schwanz, an dem
das Ende schon abgebrochen war, als wir den Topf erhielten, doch hat er auf
der Reise noch ein neues Stück verloren. Die Kopfformen von 23 und 24 sind der
der Eidechse ähnlich, sie haben aber ein besonderes Maul.
Die Zecke 17 hat auf dem Kopf vier Knöpfe, die wohl Kiefertasten und
Mundteile darstellen sollen. Höchst belustigend ist der gezackte Rand, er giebt
den Gesamteindruck von dem Gekribbel und Gekrabbel der acht gekrümmten
Beine, die bei vollgesogenen Tieren einen Kranz auf der Kuppe des Beutels bilden,
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[Abbildung Abb. 89. Suyá-Kröten-Topf. (⅓ nat. Gr.)]
gar nicht übel wieder. Ob die Assel 18
zoologischer Prüfung Stand hält, weiss
ich nicht. Sie ist augenlos wie die
Wasserasseln, deren sie, soviel ich meine
Erklärer begriff, eine darstellen soll. In
Nr. 19, dem Krebs, bemerken wir reich
ausgezackte Extremitäten und eine
Schwanzflosse. Er hat als Augen ein
paar Knöpfchen, in die ein feines Löch-
lein eingestochen ist.
Zum Schluss bringe ich noch einen
Topf (Durchmesser 10 × 15 cm) mit Menschendarstellung! Es ist allerdings
nicht zu verlangen, dass Jemand an ihm etwas Menschliches vermutet. Die
Künstlerin, die ihn uns überlieferte, schüttelte sich selbst vor Lachen über ihr
Erzeugnis. Sie hatte einen Krötentopf machen wollen und schon die Schwanz-
und Beinzacken sowie auch bereits den Kopf mit den dicken Augen der Bildung
des Krötentiers entlehnt. Als sie nun das breite Maul modellierte und ihr dies
zunächst in offenem Zustand anstatt in geschlossenem geriet, bemerkte sie die
Aehnlichkeit mit der viel verspotteten Lippenscheibe der verhassten Suyá, die
diesen Indianern wie eine bewegliche Untertasse vor den Zähnen steht. Sie
lachte darüber, setzte die steife Maulklappe hübsch senkrecht zum Krötengesicht
und erklärte den Topf für eine »Suyá-Figur«. So ist denn auch einmal von
den Frauen ein Männerzierrat zum Motiv genommen, analog dem Uluri-Motiv,
das bei den Herren Malern so beliebt war.
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/356>, abgerufen am 21.11.2024.
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