Nr. 2 sind die Zacken einfach geritzt, der Kopf mit den Augen hat ein Paar Striche für die Augen, die übrigen Zacken haben zwei Paar Striche für die Linien der Flughaut erhalten. Diese Striche können fehlen, man sieht nur einen sechszackigen Topf und ist erstaunt, ihn regelmässig und bei den ver- schiedensten Stämmen als "Fledermaus" bezeichnet zu hören. In Nr. 3 und 4 sind die Gesichtsteile noch genauer dargestellt, in Nr. 3 ist der Schwanz breiter als die Extremitäten-Zacken, in Nr. 4 sind die Beine und der Schwanz innerhalb der Flughaut wie in Nr. 1 vereinigt und nicht mehr markiert. Auch Nr. 5 und 6 waren Fle- dermäuse, doch sagte man, es sei eine an- dere, kleinere Art als die runden, sechszacki- gen Töpfe. Wir werden sofort an die gezeich- neten Fledermaus- Rauten der Bakairi, Tafel 20, erinnert.
[Abbildung]
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Abb. 87.
Eidechsen-Topf. ( 1/3 nat. Gr.)
Bei genauerer Betrachtung der Töpfe wird man bei den meisten wenigstens einigermassen verstehen können, was als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal gilt. Wenigstens eins der drei Elemente Kopf, Gliedmassen, Schwanz ist immer mit einem steckbrieflichen "besondern Merkmal" versehen. Dabei ist nie der Schluss per exclusionem zu vergessen.
Nr. 15, die marderähnliche Ga- lictis, ist wohl am schwersten anzuer- kennen. Die Schnauze ist an dem Original spitzer. Das Faultier 16 ist durch die Kopfform und die Stellung der vier Beine an den Ecken bestimmt. Aber mit den vierfüssigen Säugetieren war es offenbar nicht leicht. So ist
[Abbildung]
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Abb. 88.
Reh-Topf. ( 2/5 nat. Gr.)
bei ihnen auch die einzige Ausnahme entstanden, dass man ein Reh (Durchmesser 6,5 x 13,5 cm) auf seine Beine gestellt und die Höhlung vom Rücken her offen gelegt hat. Abb. 88. Kopfform, Schwanz und die Stellung liessen auch fremde Indianer das Töpfchen sofort als Reh bestimmen. Der glückliche Gedanke, der die Darstellung in ganz neue Bahnen lenken könnte, ist uns in keinem andern Beispiel begegnet.
Bei den Vögeln sind Flügel- und Beinstummel nicht unterschieden; in dem Schwanz werden, vgl. 7 und 12, die Federn geritzt, der des Sperbers ist aus-
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Nr. 2 sind die Zacken einfach geritzt, der Kopf mit den Augen hat ein Paar Striche für die Augen, die übrigen Zacken haben zwei Paar Striche für die Linien der Flughaut erhalten. Diese Striche können fehlen, man sieht nur einen sechszackigen Topf und ist erstaunt, ihn regelmässig und bei den ver- schiedensten Stämmen als »Fledermaus« bezeichnet zu hören. In Nr. 3 und 4 sind die Gesichtsteile noch genauer dargestellt, in Nr. 3 ist der Schwanz breiter als die Extremitäten-Zacken, in Nr. 4 sind die Beine und der Schwanz innerhalb der Flughaut wie in Nr. 1 vereinigt und nicht mehr markiert. Auch Nr. 5 und 6 waren Fle- dermäuse, doch sagte man, es sei eine an- dere, kleinere Art als die runden, sechszacki- gen Töpfe. Wir werden sofort an die gezeich- neten Fledermaus- Rauten der Bakaïrí, Tafel 20, erinnert.
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Abb. 87.
Eidechsen-Topf. (⅓ nat. Gr.)
Bei genauerer Betrachtung der Töpfe wird man bei den meisten wenigstens einigermassen verstehen können, was als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal gilt. Wenigstens eins der drei Elemente Kopf, Gliedmassen, Schwanz ist immer mit einem steckbrieflichen »besondern Merkmal« versehen. Dabei ist nie der Schluss per exclusionem zu vergessen.
Nr. 15, die marderähnliche Ga- lictis, ist wohl am schwersten anzuer- kennen. Die Schnauze ist an dem Original spitzer. Das Faultier 16 ist durch die Kopfform und die Stellung der vier Beine an den Ecken bestimmt. Aber mit den vierfüssigen Säugetieren war es offenbar nicht leicht. So ist
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Abb. 88.
Reh-Topf. (⅖ nat. Gr.)
bei ihnen auch die einzige Ausnahme entstanden, dass man ein Reh (Durchmesser 6,5 × 13,5 cm) auf seine Beine gestellt und die Höhlung vom Rücken her offen gelegt hat. Abb. 88. Kopfform, Schwanz und die Stellung liessen auch fremde Indianer das Töpfchen sofort als Reh bestimmen. Der glückliche Gedanke, der die Darstellung in ganz neue Bahnen lenken könnte, ist uns in keinem andern Beispiel begegnet.
Bei den Vögeln sind Flügel- und Beinstummel nicht unterschieden; in dem Schwanz werden, vgl. 7 und 12, die Federn geritzt, der des Sperbers ist aus-
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Nr. 2 sind die Zacken einfach geritzt, der Kopf mit den Augen hat ein Paar
Striche für die Augen, die übrigen Zacken haben zwei Paar Striche für die Linien
der Flughaut erhalten. Diese Striche können fehlen, man sieht nur einen
sechszackigen Topf und ist erstaunt, ihn regelmässig und bei den ver-
schiedensten Stämmen als »Fledermaus« bezeichnet zu hören. In Nr. 3 und 4
sind die Gesichtsteile noch genauer dargestellt, in Nr. 3 ist der Schwanz breiter
als die Extremitäten-Zacken, in Nr. 4 sind die Beine und der Schwanz innerhalb
der Flughaut wie in
Nr. 1 vereinigt und nicht
mehr markiert. Auch
Nr. 5 und 6 waren Fle-
dermäuse, doch sagte
man, es sei eine an-
dere, kleinere Art als
die runden, sechszacki-
gen Töpfe. Wir werden
sofort an die gezeich-
neten Fledermaus-
Rauten der Bakaïrí,
Tafel 20, erinnert.
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[Abbildung Abb. 87. Eidechsen-Topf. (⅓ nat. Gr.) ]
Bei genauerer Betrachtung der Töpfe wird man bei den meisten wenigstens
einigermassen verstehen können, was als charakteristisches Unterscheidungsmerkmal
gilt. Wenigstens eins der drei Elemente Kopf, Gliedmassen, Schwanz ist immer
mit einem steckbrieflichen »besondern
Merkmal« versehen. Dabei ist nie der
Schluss per exclusionem zu vergessen.
Nr. 15, die marderähnliche Ga-
lictis, ist wohl am schwersten anzuer-
kennen. Die Schnauze ist an dem
Original spitzer. Das Faultier 16 ist
durch die Kopfform und die Stellung
der vier Beine an den Ecken bestimmt.
Aber mit den vierfüssigen Säugetieren
war es offenbar nicht leicht. So ist
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[Abbildung Abb. 88. Reh-Topf. (⅖ nat. Gr.)]
bei ihnen auch die einzige Ausnahme entstanden, dass man ein Reh (Durchmesser
6,5 × 13,5 cm) auf seine Beine gestellt und die Höhlung vom Rücken her offen
gelegt hat. Abb. 88. Kopfform, Schwanz und die Stellung liessen auch fremde
Indianer das Töpfchen sofort als Reh bestimmen. Der glückliche Gedanke, der
die Darstellung in ganz neue Bahnen lenken könnte, ist uns in keinem andern
Beispiel begegnet.
Bei den Vögeln sind Flügel- und Beinstummel nicht unterschieden; in dem
Schwanz werden, vgl. 7 und 12, die Federn geritzt, der des Sperbers ist aus-
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/355>, abgerufen am 21.11.2024.
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