Alles, die kreisförmig ausgeschnittenen Kugelkürbisse ausgenommen, zum Aufsetzen auf den Kopf mit Strohtrichtern versehen. Dazu Rasselkürbisse und Fussklappern aus harten Fruchtschalen.
Von Masken erhielt ich in Maigeri eine längsovale Netzgeflechtmaske, mit einem Bart aus Buritifasern, einem Gehäng von Orthalicusmuscheln und einer mit Hokkofedern besetzten weitmaschigen Netzkapuze. In dem oberen Drittel, das von einem weissen Streifen senkrecht durch- setzt, sonst aber rot bemalt und schwarz betüpfelt ist, befinden sich die beiden Augen in Gestalt zweier Strohringe; ein Strohstreifen umgrenzt die zungenförmige Nase, die oberhalb der Augen am Rande sitzt. Die beiden unteren Drittel haben weissen Lehmgrund und zeigen darauf in zierlicher Zeichnung das Mereschu-Muster schwarz aufgetragen. Das Auffälligste aber ist das Bild eines Piava-Fisches, tonischi, der in der Fortsetzung des mittleren Ge- sichtsstreifens mitten in dem Mereschu- Muster steht. Auf ihn bezieht sich auch wohl die schwarze Tüpfelung des Oberteils.
Wir haben acht Holzmasken erhalten, alle mit schwarzer, roter und meist auch weisser Bemalung. Es sind schwere und mühsam mit dem Steinbeil bearbeitete flache Holzplatten, aus denen der Stirnteil mit starker Wölbung vorspringt. Auch tragen sie eine mächtige Nase von mensch- licher Form, die mit dem übrigen aus einem Stück geschnitzt ist. Der Mund besteht aus einem mit Wachs angeklebten Piranya- Gebiss. Die Augen sind kleine Löcher, mit Perlmutterstückchen verziert, oder er- scheinen in zwei Masken als ein paar in der Mitte durchbohrte Fluss-Muscheln. Den
[Abbildung]
[Abbildung]
Abb. 93.
Netzgeflecht-Maske mit Piava-Fisch. Bakairi. ( nat. Gr.)
Holzplatten sind Kapuzen zum Aufsetzen auf den Kopf angeflochten, von denen wie immer ein langer Strohbehang niederwallt. Die Bakairi pflegten an der den Ohren entsprechenden Stelle je zwei schön gelbe Japu-Federn (Cassicus), die sie selbst als eine Art Stammesmerkmal tragen, einzustecken. Diese Federn bemerkt man auch bei dem Mann im Kostüm mit der Imeo-Mütze, (vergl. Seite 299).
Sechs der Masken sind uns als Vogel-Masken bestimmt worden. Wir haben erstens eine Maske, Abb. 94, die eine Taube, Papadüri, darstellt, zweitens eine
Alles, die kreisförmig ausgeschnittenen Kugelkürbisse ausgenommen, zum Aufsetzen auf den Kopf mit Strohtrichtern versehen. Dazu Rasselkürbisse und Fussklappern aus harten Fruchtschalen.
Von Masken erhielt ich in Maigéri eine längsovale Netzgeflechtmaske, mit einem Bart aus Buritífasern, einem Gehäng von Orthalicusmuscheln und einer mit Hokkofedern besetzten weitmaschigen Netzkapuze. In dem oberen Drittel, das von einem weissen Streifen senkrecht durch- setzt, sonst aber rot bemalt und schwarz betüpfelt ist, befinden sich die beiden Augen in Gestalt zweier Strohringe; ein Strohstreifen umgrenzt die zungenförmige Nase, die oberhalb der Augen am Rande sitzt. Die beiden unteren Drittel haben weissen Lehmgrund und zeigen darauf in zierlicher Zeichnung das Mereschu-Muster schwarz aufgetragen. Das Auffälligste aber ist das Bild eines Piava-Fisches, toníschi, der in der Fortsetzung des mittleren Ge- sichtsstreifens mitten in dem Mereschu- Muster steht. Auf ihn bezieht sich auch wohl die schwarze Tüpfelung des Oberteils.
Wir haben acht Holzmasken erhalten, alle mit schwarzer, roter und meist auch weisser Bemalung. Es sind schwere und mühsam mit dem Steinbeil bearbeitete flache Holzplatten, aus denen der Stirnteil mit starker Wölbung vorspringt. Auch tragen sie eine mächtige Nase von mensch- licher Form, die mit dem übrigen aus einem Stück geschnitzt ist. Der Mund besteht aus einem mit Wachs angeklebten Piranya- Gebiss. Die Augen sind kleine Löcher, mit Perlmutterstückchen verziert, oder er- scheinen in zwei Masken als ein paar in der Mitte durchbohrte Fluss-Muscheln. Den
[Abbildung]
[Abbildung]
Abb. 93.
Netzgeflecht-Maske mit Piava-Fisch. Bakaïrí. ( nat. Gr.)
Holzplatten sind Kapuzen zum Aufsetzen auf den Kopf angeflochten, von denen wie immer ein langer Strohbehang niederwallt. Die Bakaïrí pflegten an der den Ohren entsprechenden Stelle je zwei schön gelbe Japú-Federn (Cassicus), die sie selbst als eine Art Stammesmerkmal tragen, einzustecken. Diese Federn bemerkt man auch bei dem Mann im Kostüm mit der Imeo-Mütze, (vergl. Seite 299).
Sechs der Masken sind uns als Vogel-Masken bestimmt worden. Wir haben erstens eine Maske, Abb. 94, die eine Taube, Papadüri, darstellt, zweitens eine
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0367"n="303"/>
Alles, die kreisförmig ausgeschnittenen Kugelkürbisse ausgenommen, zum Aufsetzen<lb/>
auf den Kopf mit Strohtrichtern versehen. Dazu Rasselkürbisse und Fussklappern<lb/>
aus harten Fruchtschalen.</p><lb/><p>Von <hirendition="#g">Masken</hi> erhielt ich in Maigéri eine längsovale Netzgeflechtmaske, mit<lb/>
einem Bart aus Buritífasern, einem Gehäng von Orthalicusmuscheln und einer mit<lb/>
Hokkofedern besetzten weitmaschigen Netzkapuze. In dem oberen Drittel, das<lb/>
von einem weissen Streifen senkrecht durch-<lb/>
setzt, sonst aber rot bemalt und schwarz<lb/>
betüpfelt ist, befinden sich die beiden<lb/>
Augen in Gestalt zweier Strohringe; ein<lb/>
Strohstreifen umgrenzt die zungenförmige<lb/>
Nase, die oberhalb der Augen am Rande<lb/>
sitzt. Die beiden unteren Drittel haben<lb/>
weissen Lehmgrund und zeigen darauf<lb/>
in zierlicher Zeichnung das Mereschu-Muster<lb/>
schwarz aufgetragen. Das Auffälligste aber<lb/>
ist das Bild eines Piava-Fisches, <hirendition="#i">toníschi</hi>,<lb/>
der in der Fortsetzung des mittleren Ge-<lb/>
sichtsstreifens mitten in dem Mereschu-<lb/>
Muster steht. Auf ihn bezieht sich auch<lb/>
wohl die schwarze Tüpfelung des Oberteils.</p><lb/><p>Wir haben acht Holzmasken erhalten,<lb/>
alle mit schwarzer, roter und meist auch<lb/>
weisser Bemalung. Es sind schwere und<lb/>
mühsam mit dem Steinbeil bearbeitete<lb/>
flache Holzplatten, aus denen der Stirnteil<lb/>
mit starker Wölbung vorspringt. Auch<lb/>
tragen sie eine mächtige Nase von mensch-<lb/>
licher Form, die mit dem übrigen aus einem<lb/>
Stück geschnitzt ist. Der Mund besteht aus<lb/>
einem mit Wachs angeklebten Piranya-<lb/>
Gebiss. Die Augen sind kleine Löcher,<lb/>
mit Perlmutterstückchen verziert, oder er-<lb/>
scheinen in zwei Masken als ein paar in<lb/>
der Mitte durchbohrte Fluss-Muscheln. Den<lb/><figure/><figure><head>Abb. 93.</head><lb/><p><hirendition="#g">Netzgeflecht-Maske mit Piava-Fisch</hi>.<lb/>
Bakaïrí. (<formulanotation="TeX">\frac{1}{10}</formula> nat. Gr.)</p></figure><lb/>
Holzplatten sind Kapuzen zum Aufsetzen auf den Kopf angeflochten, von denen<lb/>
wie immer ein langer Strohbehang niederwallt. Die Bakaïrí pflegten an der den<lb/>
Ohren entsprechenden Stelle je zwei schön gelbe Japú-Federn (Cassicus), die sie<lb/>
selbst als eine Art Stammesmerkmal tragen, einzustecken. Diese Federn bemerkt<lb/>
man auch bei dem Mann im Kostüm mit der Imeo-Mütze, (vergl. Seite 299).</p><lb/><p>Sechs der Masken sind uns als Vogel-Masken bestimmt worden. Wir haben<lb/>
erstens eine Maske, Abb. 94, die eine Taube, <hirendition="#i">Papadüri</hi>, darstellt, zweitens eine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[303/0367]
Alles, die kreisförmig ausgeschnittenen Kugelkürbisse ausgenommen, zum Aufsetzen
auf den Kopf mit Strohtrichtern versehen. Dazu Rasselkürbisse und Fussklappern
aus harten Fruchtschalen.
Von Masken erhielt ich in Maigéri eine längsovale Netzgeflechtmaske, mit
einem Bart aus Buritífasern, einem Gehäng von Orthalicusmuscheln und einer mit
Hokkofedern besetzten weitmaschigen Netzkapuze. In dem oberen Drittel, das
von einem weissen Streifen senkrecht durch-
setzt, sonst aber rot bemalt und schwarz
betüpfelt ist, befinden sich die beiden
Augen in Gestalt zweier Strohringe; ein
Strohstreifen umgrenzt die zungenförmige
Nase, die oberhalb der Augen am Rande
sitzt. Die beiden unteren Drittel haben
weissen Lehmgrund und zeigen darauf
in zierlicher Zeichnung das Mereschu-Muster
schwarz aufgetragen. Das Auffälligste aber
ist das Bild eines Piava-Fisches, toníschi,
der in der Fortsetzung des mittleren Ge-
sichtsstreifens mitten in dem Mereschu-
Muster steht. Auf ihn bezieht sich auch
wohl die schwarze Tüpfelung des Oberteils.
Wir haben acht Holzmasken erhalten,
alle mit schwarzer, roter und meist auch
weisser Bemalung. Es sind schwere und
mühsam mit dem Steinbeil bearbeitete
flache Holzplatten, aus denen der Stirnteil
mit starker Wölbung vorspringt. Auch
tragen sie eine mächtige Nase von mensch-
licher Form, die mit dem übrigen aus einem
Stück geschnitzt ist. Der Mund besteht aus
einem mit Wachs angeklebten Piranya-
Gebiss. Die Augen sind kleine Löcher,
mit Perlmutterstückchen verziert, oder er-
scheinen in zwei Masken als ein paar in
der Mitte durchbohrte Fluss-Muscheln. Den
[Abbildung]
[Abbildung Abb. 93.
Netzgeflecht-Maske mit Piava-Fisch.
Bakaïrí. ([FORMEL] nat. Gr.)]
Holzplatten sind Kapuzen zum Aufsetzen auf den Kopf angeflochten, von denen
wie immer ein langer Strohbehang niederwallt. Die Bakaïrí pflegten an der den
Ohren entsprechenden Stelle je zwei schön gelbe Japú-Federn (Cassicus), die sie
selbst als eine Art Stammesmerkmal tragen, einzustecken. Diese Federn bemerkt
man auch bei dem Mann im Kostüm mit der Imeo-Mütze, (vergl. Seite 299).
Sechs der Masken sind uns als Vogel-Masken bestimmt worden. Wir haben
erstens eine Maske, Abb. 94, die eine Taube, Papadüri, darstellt, zweitens eine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/367>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.