rohr, Apfelsinen, Melonen und züchteten Hühner und Enten. Nach Angaben der Handelsleute seien unter den Indianern "einige wirklich weiss, mit rötlichem oder kastanienbraunem Haar wie die Herisobocones im Baures-Distrikt, die Tukunapeba und die Arara des untern Schingu". Eine weisse Indianerin mit blauen Augen und einem Benehmen, das Spuren von Zivilisation erkennen lasse, werde unter dem Namen der "Senhora" von Allen ehrerbietig behandelt. Leider erfahren wir nicht den wirklichen Namen des Stammes und müssen uns mit dem "Palmella" begnügen, wie sie ein Cuyabaner Kautschukhändler zu taufen für gut fand. Ist der Stamm nun auch in den Baures-Distrikt erst von aussen einge- wandert und seine Herkunft unbekannt, so bleibt die Thatsache doch sehr be- merkenswert, dass hier Karaiben in ansehnlicher Volkszahl im Quellgebiet des Madeira erscheinen.
Nun sind im östlichen Quellgebiet des Tapajoz und im westlichen des Schingu die Bakairi und die Nahuqua hinzugekommen. Sind die Westbakairi heute stark reduziert, so ist doch von ihrem jetzt verlassenen Salto des Parana- tinga und von dem Gebiet zwischen Paranatinga und Ronuro aus die Verbreitung nach Osten zum Batovy und Kulisehu erfolgt, wo sie die fischreiche Gegend der Katarakte besetzt haben. Die Nahuqua sind die Herren des Kuluene, des Haupt- quellarms des Schingu, dessen Untersuchung die wichtigste Aufgabe unserer Nach- folger bildet. Sie fallen mit ihren zahlreichen Dörfern so stark ins Gewicht, dass man den Satz aussprechen darf: es sind die Karaiben, die die Hauptmasse der Bevölkerung des Schingu-Quellgebiets darstellen.
Durch die Kulisehu-Bakairi und die Nahuqua ist das der Expedition von 1884 noch entgegenzuhaltende Bedenken, dass die Zahl unserer karaibischen Elemente zu gering sei, um für die vom Centrum des Kontinents her nach Norden gerichtete verwertet zu werden, beseitigt.
Was nun das Verhältnis von Bakairi und Nahuqua zueinander betrifft, so ist festzuhalten, dass die beiden Stämme sich sprachlich nicht näher stehen als die Guyana-Karaiben untereinander. Ja, die Bakairi stehen den Makuschi oder Rukuyenn näher als den Nahuqua. Der Einfluss der benachbarten Nu-Aruak, der Töpferstämme des Kulisehu, auf die Sprache der Nahuqua ist deutlich aus- gesprochen und dieser Verkehr, wie es heute der Fall ist, gewiss schon seit sehr langer Zeit enger und herzlicher gewesen als mit den Bakairi. Dieser Umstand steht ganz im Einklang mit der Geschichte und Sage der Westbakairi, wenn sie behaupten, dass der Ursitz ihres Stammes zwischen Ronuro und Paranatinga liege.
Die neueste Errungenschaft für die Karaibenfrage endlich und eine wegen der räumlichen Vermittlung, die sie gestattet, sehr wichtige sind die Apiaka. Martius spricht bereits von "Apiaka" im Strombecken des Tokantins, indem er sie neben den Karaja nennt und als Tupi betrachtet, wie es die in weit ent- legenem Gebiet wohnenden, ebenfalls "Apiaka" genannten Indianer des obern Tapajoz in der That sind. Ehrenreich hat 1888, nachdem er den Araguay- Tokantins hinabgefahren war, einige Apiaka in Praia Grande getroffen und fest-
rohr, Apfelsinen, Melonen und züchteten Hühner und Enten. Nach Angaben der Handelsleute seien unter den Indianern »einige wirklich weiss, mit rötlichem oder kastanienbraunem Haar wie die Herisobocones im Baures-Distrikt, die Tukunapeba und die Arara des untern Schingú«. Eine weisse Indianerin mit blauen Augen und einem Benehmen, das Spuren von Zivilisation erkennen lasse, werde unter dem Namen der »Senhora« von Allen ehrerbietig behandelt. Leider erfahren wir nicht den wirklichen Namen des Stammes und müssen uns mit dem »Palmella« begnügen, wie sie ein Cuyabaner Kautschukhändler zu taufen für gut fand. Ist der Stamm nun auch in den Baures-Distrikt erst von aussen einge- wandert und seine Herkunft unbekannt, so bleibt die Thatsache doch sehr be- merkenswert, dass hier Karaiben in ansehnlicher Volkszahl im Quellgebiet des Madeira erscheinen.
Nun sind im östlichen Quellgebiet des Tapajoz und im westlichen des Schingú die Bakaïrí und die Nahuquá hinzugekommen. Sind die Westbakaïrí heute stark reduziert, so ist doch von ihrem jetzt verlassenen Salto des Parana- tinga und von dem Gebiet zwischen Paranatinga und Ronuro aus die Verbreitung nach Osten zum Batovy und Kulisehu erfolgt, wo sie die fischreiche Gegend der Katarakte besetzt haben. Die Nahuquá sind die Herren des Kuluene, des Haupt- quellarms des Schingú, dessen Untersuchung die wichtigste Aufgabe unserer Nach- folger bildet. Sie fallen mit ihren zahlreichen Dörfern so stark ins Gewicht, dass man den Satz aussprechen darf: es sind die Karaiben, die die Hauptmasse der Bevölkerung des Schingú-Quellgebiets darstellen.
Durch die Kulisehu-Bakaïrí und die Nahuquá ist das der Expedition von 1884 noch entgegenzuhaltende Bedenken, dass die Zahl unserer karaibischen Elemente zu gering sei, um für die vom Centrum des Kontinents her nach Norden gerichtete verwertet zu werden, beseitigt.
Was nun das Verhältnis von Bakaïrí und Nahuquá zueinander betrifft, so ist festzuhalten, dass die beiden Stämme sich sprachlich nicht näher stehen als die Guyana-Karaiben untereinander. Ja, die Bakaïrí stehen den Makuschí oder Rukuyenn näher als den Nahuquá. Der Einfluss der benachbarten Nu-Aruak, der Töpferstämme des Kulisehu, auf die Sprache der Nahuquá ist deutlich aus- gesprochen und dieser Verkehr, wie es heute der Fall ist, gewiss schon seit sehr langer Zeit enger und herzlicher gewesen als mit den Bakaïrí. Dieser Umstand steht ganz im Einklang mit der Geschichte und Sage der Westbakaïrí, wenn sie behaupten, dass der Ursitz ihres Stammes zwischen Ronuro und Paranatinga liege.
Die neueste Errungenschaft für die Karaibenfrage endlich und eine wegen der räumlichen Vermittlung, die sie gestattet, sehr wichtige sind die Apiaká. Martius spricht bereits von »Apiaká« im Strombecken des Tokantins, indem er sie neben den Karajá nennt und als Tupí betrachtet, wie es die in weit ent- legenem Gebiet wohnenden, ebenfalls »Apiaká« genannten Indianer des obern Tapajoz in der That sind. Ehrenreich hat 1888, nachdem er den Araguay- Tokantins hinabgefahren war, einige Apiaká in Praia Grande getroffen und fest-
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rohr, Apfelsinen, Melonen und züchteten Hühner und Enten. Nach Angaben der
Handelsleute seien unter den Indianern »einige wirklich weiss, mit rötlichem
oder kastanienbraunem Haar wie die Herisobocones im Baures-Distrikt, die
Tukunapeba und die Arara des untern Schingú«. Eine weisse Indianerin mit
blauen Augen und einem Benehmen, das Spuren von Zivilisation erkennen lasse,
werde unter dem Namen der »Senhora« von Allen ehrerbietig behandelt. Leider
erfahren wir nicht den wirklichen Namen des Stammes und müssen uns mit dem
»Palmella« begnügen, wie sie ein Cuyabaner Kautschukhändler zu taufen für gut
fand. Ist der Stamm nun auch in den Baures-Distrikt erst von aussen einge-
wandert und seine Herkunft unbekannt, so bleibt die Thatsache doch sehr be-
merkenswert, dass hier Karaiben in ansehnlicher Volkszahl im Quellgebiet des
Madeira erscheinen.
Nun sind im östlichen Quellgebiet des Tapajoz und im westlichen des
Schingú die Bakaïrí und die Nahuquá hinzugekommen. Sind die Westbakaïrí
heute stark reduziert, so ist doch von ihrem jetzt verlassenen Salto des Parana-
tinga und von dem Gebiet zwischen Paranatinga und Ronuro aus die Verbreitung
nach Osten zum Batovy und Kulisehu erfolgt, wo sie die fischreiche Gegend der
Katarakte besetzt haben. Die Nahuquá sind die Herren des Kuluene, des Haupt-
quellarms des Schingú, dessen Untersuchung die wichtigste Aufgabe unserer Nach-
folger bildet. Sie fallen mit ihren zahlreichen Dörfern so stark ins Gewicht, dass
man den Satz aussprechen darf: es sind die Karaiben, die die Hauptmasse
der Bevölkerung des Schingú-Quellgebiets darstellen.
Durch die Kulisehu-Bakaïrí und die Nahuquá ist das der Expedition von
1884 noch entgegenzuhaltende Bedenken, dass die Zahl unserer karaibischen
Elemente zu gering sei, um für die vom Centrum des Kontinents her nach
Norden gerichtete verwertet zu werden, beseitigt.
Was nun das Verhältnis von Bakaïrí und Nahuquá zueinander betrifft, so ist
festzuhalten, dass die beiden Stämme sich sprachlich nicht näher stehen als die
Guyana-Karaiben untereinander. Ja, die Bakaïrí stehen den Makuschí oder
Rukuyenn näher als den Nahuquá. Der Einfluss der benachbarten Nu-Aruak,
der Töpferstämme des Kulisehu, auf die Sprache der Nahuquá ist deutlich aus-
gesprochen und dieser Verkehr, wie es heute der Fall ist, gewiss schon seit sehr
langer Zeit enger und herzlicher gewesen als mit den Bakaïrí. Dieser Umstand
steht ganz im Einklang mit der Geschichte und Sage der Westbakaïrí, wenn sie
behaupten, dass der Ursitz ihres Stammes zwischen Ronuro und Paranatinga liege.
Die neueste Errungenschaft für die Karaibenfrage endlich und eine wegen
der räumlichen Vermittlung, die sie gestattet, sehr wichtige sind die Apiaká.
Martius spricht bereits von »Apiaká« im Strombecken des Tokantins, indem
er sie neben den Karajá nennt und als Tupí betrachtet, wie es die in weit ent-
legenem Gebiet wohnenden, ebenfalls »Apiaká« genannten Indianer des obern
Tapajoz in der That sind. Ehrenreich hat 1888, nachdem er den Araguay-
Tokantins hinabgefahren war, einige Apiaká in Praia Grande getroffen und fest-
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/463>, abgerufen am 22.11.2024.
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