Hier habe ich allerdings recht deutliche Entsprechungen, auf die es zunächst ankommt, ausgewählt. Die Banane wird wieder mit einem neuen, allen Karaiben- idiomen fremden Wort bezeichnet; die Apiaka haben in ihrem zentralen Sitz die Frucht ebenso wenig gekannt als die Suya, vor denen sie flüchteten, und sie wahrscheinlich erst in dem Gebiet zwischen Schingu und Araguay kennen gelernt.
Zahlreiche Nebenflüsse des Tapajoz, Schingu und Araguay sind noch ganz unerforscht. Ich hege die gute Zuversicht, dass dort noch manches Karaiben- völkchen haust. Verdächtig wegen ihrer Tätowierung sind die Arara westlich vom Unterlauf des Schingu. Die östlichste Spur der Karaiben liefern die schon er- wähnten Pimenteira in der Provinz Piauhy. Sie brachen, berichtet Martius, seit dem Jahre 1775 von Zeit zu Zeit zwischen den Quellen des Piauhy und des Gorguea hervor und beunruhigten die Gehöfte von Ober-Piauhy. "Glieder dieser Horde waren schon früher in Quebrobro am Rio de S. Francisco angesiedelt ge- wesen."*) "Der grösste Theil schweift noch unabhängig umher, und die Fazen- deiros haben das Recht, sich derjenigen von ihnen, welche sie gefangen nehmen können, auf zehn Jahre als Sklaven zu bedienen oder sie zu verkaufen."**) Es wäre dringend zu wünschen, dass ein Teil der Eingeborenen diesem schönen System vom Anfang des Jahrhunderts entgangen wäre und einer gründlichen Er- forschung zugänglich würde. Das kurze Vokabular, das Spix und Martius in Piauhy aufgenommen haben (Glossar, S. 219) und in dem schon Martius Ueber- einstimmungen mit Karaibendialekten -- er nennt das Tamanako -- erkannte, würde Ansprüche an Reinkaraibisch allerdings nicht im Geringsten befriedigen. Dennoch sind bei aller Vermischung mit Ges- oder Tupistämmen die karaibischen Elemente unverkennbar und zahlreicher, als Martius wahrscheinlich vermutet hat. Es sind die Wörter für: Zahn, Zunge, Arm, Brust, Oberschenkel, Zehe, Oheim, Vater, Bruder, Kind, Gefährte, Sonne, (Mond), Holz, Feuer, Erde, Donner, Pfeil,
*) Zur Ethnographie Amerikas, zumal Brasiliens, S. 348, 349. Leipzig 1867.
**)Spix und Martius. Reise in Brasilien, II., S. 805. München 1828.
Hier habe ich allerdings recht deutliche Entsprechungen, auf die es zunächst ankommt, ausgewählt. Die Banane wird wieder mit einem neuen, allen Karaiben- idiomen fremden Wort bezeichnet; die Apiaká haben in ihrem zentralen Sitz die Frucht ebenso wenig gekannt als die Suyá, vor denen sie flüchteten, und sie wahrscheinlich erst in dem Gebiet zwischen Schingú und Araguay kennen gelernt.
Zahlreiche Nebenflüsse des Tapajoz, Schingú und Araguay sind noch ganz unerforscht. Ich hege die gute Zuversicht, dass dort noch manches Karaiben- völkchen haust. Verdächtig wegen ihrer Tätowierung sind die Arara westlich vom Unterlauf des Schingú. Die östlichste Spur der Karaiben liefern die schon er- wähnten Pimenteira in der Provinz Piauhy. Sie brachen, berichtet Martius, seit dem Jahre 1775 von Zeit zu Zeit zwischen den Quellen des Piauhy und des Gorguea hervor und beunruhigten die Gehöfte von Ober-Piauhy. »Glieder dieser Horde waren schon früher in Quebrobro am Rio de S. Francisco angesiedelt ge- wesen.«*) »Der grösste Theil schweift noch unabhängig umher, und die Fazen- deiros haben das Recht, sich derjenigen von ihnen, welche sie gefangen nehmen können, auf zehn Jahre als Sklaven zu bedienen oder sie zu verkaufen.«**) Es wäre dringend zu wünschen, dass ein Teil der Eingeborenen diesem schönen System vom Anfang des Jahrhunderts entgangen wäre und einer gründlichen Er- forschung zugänglich würde. Das kurze Vokabular, das Spix und Martius in Piauhy aufgenommen haben (Glossar, S. 219) und in dem schon Martius Ueber- einstimmungen mit Karaibendialekten — er nennt das Tamanako — erkannte, würde Ansprüche an Reinkaraibisch allerdings nicht im Geringsten befriedigen. Dennoch sind bei aller Vermischung mit Gēs- oder Tupístämmen die karaibischen Elemente unverkennbar und zahlreicher, als Martius wahrscheinlich vermutet hat. Es sind die Wörter für: Zahn, Zunge, Arm, Brust, Oberschenkel, Zehe, Oheim, Vater, Bruder, Kind, Gefährte, Sonne, (Mond), Holz, Feuer, Erde, Donner, Pfeil,
*) Zur Ethnographie Amerikas, zumal Brasiliens, S. 348, 349. Leipzig 1867.
**)Spix und Martius. Reise in Brasilien, II., S. 805. München 1828.
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 26
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[401/0465]
Mutter iämä, Bak. ise;
Oheim koko (patruus, matruus), Bak. kχúgo matruus;
Grossvater tamko, Bak. itámo, Galibi tamoko;
Pfeil pirom, Bak. püléu, piráu;
Bogen topkat, Bak. tákχo;
Tabak tawe (e kaum hörbar), Bak. táwe;
Mais ånat, Bak. anázi;
Beijú abat, Bak. awátu;
Batate nabiot, Bak. náwi;
Banane uomium, Zahme Bak. banana;
Fisch uot, Nordkar. boto, uoto Fisch, Bak. póto Wildpret;
Piranya ponä, Bak. påne;
Schlange ogoi, Bak. agáu;
Jaguar ogro, Bak. åkå.
Hier habe ich allerdings recht deutliche Entsprechungen, auf die es zunächst
ankommt, ausgewählt. Die Banane wird wieder mit einem neuen, allen Karaiben-
idiomen fremden Wort bezeichnet; die Apiaká haben in ihrem zentralen Sitz die
Frucht ebenso wenig gekannt als die Suyá, vor denen sie flüchteten, und sie
wahrscheinlich erst in dem Gebiet zwischen Schingú und Araguay kennen gelernt.
Zahlreiche Nebenflüsse des Tapajoz, Schingú und Araguay sind noch ganz
unerforscht. Ich hege die gute Zuversicht, dass dort noch manches Karaiben-
völkchen haust. Verdächtig wegen ihrer Tätowierung sind die Arara westlich vom
Unterlauf des Schingú. Die östlichste Spur der Karaiben liefern die schon er-
wähnten Pimenteira in der Provinz Piauhy. Sie brachen, berichtet Martius, seit
dem Jahre 1775 von Zeit zu Zeit zwischen den Quellen des Piauhy und des
Gorguea hervor und beunruhigten die Gehöfte von Ober-Piauhy. »Glieder dieser
Horde waren schon früher in Quebrobro am Rio de S. Francisco angesiedelt ge-
wesen.« *) »Der grösste Theil schweift noch unabhängig umher, und die Fazen-
deiros haben das Recht, sich derjenigen von ihnen, welche sie gefangen nehmen
können, auf zehn Jahre als Sklaven zu bedienen oder sie zu verkaufen.« **) Es
wäre dringend zu wünschen, dass ein Teil der Eingeborenen diesem schönen
System vom Anfang des Jahrhunderts entgangen wäre und einer gründlichen Er-
forschung zugänglich würde. Das kurze Vokabular, das Spix und Martius in
Piauhy aufgenommen haben (Glossar, S. 219) und in dem schon Martius Ueber-
einstimmungen mit Karaibendialekten — er nennt das Tamanako — erkannte,
würde Ansprüche an Reinkaraibisch allerdings nicht im Geringsten befriedigen.
Dennoch sind bei aller Vermischung mit Gēs- oder Tupístämmen die karaibischen
Elemente unverkennbar und zahlreicher, als Martius wahrscheinlich vermutet hat.
Es sind die Wörter für: Zahn, Zunge, Arm, Brust, Oberschenkel, Zehe, Oheim,
Vater, Bruder, Kind, Gefährte, Sonne, (Mond), Holz, Feuer, Erde, Donner, Pfeil,
*) Zur Ethnographie Amerikas, zumal Brasiliens, S. 348, 349. Leipzig 1867.
**) Spix und Martius. Reise in Brasilien, II., S. 805. München 1828.
v. d. Steinen, Zentral-Brasilien. 26
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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/465>, abgerufen am 24.06.2024.
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