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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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Regierung giebt die Mittel mit vollen Händen her und was erreicht wird, ist
einzig und allein, dass die Feindseligkeiten, an denen beide Teile gleich schuldig
waren, aufhören. Christentum, Erziehung zur Arbeit, Unterricht der Jugend --
meine Feder sträubt sich, diese schönen Worte zu schreiben.

Was von dem Gelde für die Indianer verwendet worden ist, ist so verwendet
worden, dass das prachtvolle Menschen-Material mit Sicherheit zu Grunde gehen
muss. Lieutenant Duarte, der Leiter von Thereza Christina, er war wirklich, wie
die Cuyabaner sagten, "der Gott der Coroados"; er gab ihnen Alles, was sie
haben wollten, und hielt sie mit dieser einfachen Methode ruhig, die ihn nicht
viel kostete und die Kaufleute nach bekannten Methoden der Berechnung ver-
dienen liess. Die Zahl der Indianer, für die der Staat per Kopf zahlte, pflegt
natürlich sehr gross zu sein, und dazu kommt der beträchtliche Gewinn, den der
Offizier an dem gemeinen Soldaten macht, der von ihm oder von dem durch ihn
engagierten Lieferanten die Lebensmittel kaufen muss. Nicht nur die von der
Stadt, sondern auch die von den draussen auf dem Wege zur Kolonie gelegenen
Fazendas gelieferten Artikel waren in der Kolonie für den armen Soldaten teurer
als in der Stadt für den Bürger; die Farinha, die Bohnen, der Speck kosteten
doppelt soviel!

Ich habe die folgenden Preise (1 Milreis = 1000 Reis = rund 2 Mark)
aufgezeichnet:

[Tabelle]
Der Soldat bekam an Proviantgeldern pro Tag 600 Reis, was bei jenen Preisen
für ihn und seine Hausgenossin sehr knapp war. Sold erhielt er pro Monat
5 Milreis nebst 5 Milreis Gratifikation.

"Ich weiss wohl," sagte einer der Präsidenten, "Duarte hat da ein Kalifornien
gefunden." Aber auch der Präsident könnte Nichts ändern; kaum dass er die
Verhältnisse übersieht, hat er den Posten zu verlassen, und je mehr er der Miss-
wirtschaft steuern will, um so rascher nur erfolgt der Wechsel, weil er sich an
Allen, die dadurch verlieren, Feinde schafft. Auf die Hauptfrage, ob der

Regierung giebt die Mittel mit vollen Händen her und was erreicht wird, ist
einzig und allein, dass die Feindseligkeiten, an denen beide Teile gleich schuldig
waren, aufhören. Christentum, Erziehung zur Arbeit, Unterricht der Jugend —
meine Feder sträubt sich, diese schönen Worte zu schreiben.

Was von dem Gelde für die Indianer verwendet worden ist, ist so verwendet
worden, dass das prachtvolle Menschen-Material mit Sicherheit zu Grunde gehen
muss. Lieutenant Duarte, der Leiter von Thereza Christina, er war wirklich, wie
die Cuyabaner sagten, »der Gott der Coroados«; er gab ihnen Alles, was sie
haben wollten, und hielt sie mit dieser einfachen Methode ruhig, die ihn nicht
viel kostete und die Kaufleute nach bekannten Methoden der Berechnung ver-
dienen liess. Die Zahl der Indianer, für die der Staat per Kopf zahlte, pflegt
natürlich sehr gross zu sein, und dazu kommt der beträchtliche Gewinn, den der
Offizier an dem gemeinen Soldaten macht, der von ihm oder von dem durch ihn
engagierten Lieferanten die Lebensmittel kaufen muss. Nicht nur die von der
Stadt, sondern auch die von den draussen auf dem Wege zur Kolonie gelegenen
Fazendas gelieferten Artikel waren in der Kolonie für den armen Soldaten teurer
als in der Stadt für den Bürger; die Farinha, die Bohnen, der Speck kosteten
doppelt soviel!

Ich habe die folgenden Preise (1 Milreis = 1000 Reis = rund 2 Mark)
aufgezeichnet:

[Tabelle]
Der Soldat bekam an Proviantgeldern pro Tag 600 Reis, was bei jenen Preisen
für ihn und seine Hausgenossin sehr knapp war. Sold erhielt er pro Monat
5 Milreis nebst 5 Milreis Gratifikation.

»Ich weiss wohl,« sagte einer der Präsidenten, »Duarte hat da ein Kalifornien
gefunden.« Aber auch der Präsident könnte Nichts ändern; kaum dass er die
Verhältnisse übersieht, hat er den Posten zu verlassen, und je mehr er der Miss-
wirtschaft steuern will, um so rascher nur erfolgt der Wechsel, weil er sich an
Allen, die dadurch verlieren, Feinde schafft. Auf die Hauptfrage, ob der

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[447/0511] Regierung giebt die Mittel mit vollen Händen her und was erreicht wird, ist einzig und allein, dass die Feindseligkeiten, an denen beide Teile gleich schuldig waren, aufhören. Christentum, Erziehung zur Arbeit, Unterricht der Jugend — meine Feder sträubt sich, diese schönen Worte zu schreiben. Was von dem Gelde für die Indianer verwendet worden ist, ist so verwendet worden, dass das prachtvolle Menschen-Material mit Sicherheit zu Grunde gehen muss. Lieutenant Duarte, der Leiter von Thereza Christina, er war wirklich, wie die Cuyabaner sagten, »der Gott der Coroados«; er gab ihnen Alles, was sie haben wollten, und hielt sie mit dieser einfachen Methode ruhig, die ihn nicht viel kostete und die Kaufleute nach bekannten Methoden der Berechnung ver- dienen liess. Die Zahl der Indianer, für die der Staat per Kopf zahlte, pflegt natürlich sehr gross zu sein, und dazu kommt der beträchtliche Gewinn, den der Offizier an dem gemeinen Soldaten macht, der von ihm oder von dem durch ihn engagierten Lieferanten die Lebensmittel kaufen muss. Nicht nur die von der Stadt, sondern auch die von den draussen auf dem Wege zur Kolonie gelegenen Fazendas gelieferten Artikel waren in der Kolonie für den armen Soldaten teurer als in der Stadt für den Bürger; die Farinha, die Bohnen, der Speck kosteten doppelt soviel! Ich habe die folgenden Preise (1 Milreis = 1000 Reis = rund 2 Mark) aufgezeichnet: Der Soldat bekam an Proviantgeldern pro Tag 600 Reis, was bei jenen Preisen für ihn und seine Hausgenossin sehr knapp war. Sold erhielt er pro Monat 5 Milreis nebst 5 Milreis Gratifikation. »Ich weiss wohl,« sagte einer der Präsidenten, »Duarte hat da ein Kalifornien gefunden.« Aber auch der Präsident könnte Nichts ändern; kaum dass er die Verhältnisse übersieht, hat er den Posten zu verlassen, und je mehr er der Miss- wirtschaft steuern will, um so rascher nur erfolgt der Wechsel, weil er sich an Allen, die dadurch verlieren, Feinde schafft. Auf die Hauptfrage, ob der

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/511>, abgerufen am 22.11.2024.