Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855.Und weiter (S. 147): "Wie zunächst die Thätigkeit der Außen- Bei Trendelenburg also -- dem Logiker, so viel er auch *) "Daß die Urtheile es sind, wodurch die Begriffe vervollkommnet werden, und daß sie daher den letztern in gewissem Sinne vorangehen", konnte einem Psychologen wie Herbart nicht entgehen (vergl. sein Lehrbuch zur Psychologie 2. Ausg. §. 78. 79. 180. ff.) 13
Und weiter (S. 147): „Wie zunächst die Thätigkeit der Außen- Bei Trendelenburg also — dem Logiker, so viel er auch *) „Daß die Urtheile es sind, wodurch die Begriffe vervollkommnet werden, und daß sie daher den letztern in gewissem Sinne vorangehen“, konnte einem Psychologen wie Herbart nicht entgehen (vergl. sein Lehrbuch zur Psychologie 2. Ausg. §. 78. 79. 180. ff.) 13
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Und weiter (S. 147): „Wie zunächst die Thätigkeit der Außen-
welt den Geist des Menschen trifft, oder die eigene Thätigkeit
in sie übergreift: so muß nothwendig auch das Gegenbild der
Thätigkeit das Erste in der Sprache sein.“ Also, meint Trende-
lenburg, „wird es eine Stufe des Urtheils geben, die dem Be-
griff und der Entwickelung des Urtheils gemeinsam zu Grunde
liegt… Auf diese Weise ist das Rudiment eines Urtheils das
Erste, z. B. es blitzt. Indem es sich zum Begriffe fixirt, z. B.
Blitz, begründet es das vollständige Urtheil, z. B. der Blitz wird
durch Eisen geleitet, und das vollständige Urtheil faßt seinen
Ertrag von Neuem in einen Begriff zusammen, z. B. Blitzableiter.
So vervielfachen sich die logischen Vorgänge, und indem sie
sich einander befruchten, erzeugen sie bestimmtere Gestalten.
So viel über Urtheil und Begriff, inwiefern sie sich zu einander
verhalten, wie Thätigkeit und Ding.“ *)
Bei Trendelenburg also — dem Logiker, so viel er auch
auf die Sprache hinblickt — sind Begriff, Ding, Substanz einer-
seits und Urtheil, Thätigkeit, Prädicat andererseits correspondi-
rende und gewissermaßen identische Kategorien. Das Urtheil
ist nicht zusammengesetzt, sondern es tritt aus dem Begriff her-
vor, wie dieser selbst erst aus einem primitiven Urtheil entstan-
den ist. Das vollständige Urtheil ist die Einheit eines Begriffs
und eines primitiven Urtheils. Und so wäre denn doch das
Urtheil zusammengesetzt? Man hat z. B. das primitive Urtheil:
es blitzt, und ein anderes: es zackt sich, es leuchtet. Man hat
aus dem erstern den Begriff Blitz gebildet und setzt ihn zu-
sammen mit dem andern primitiven Urtheile zum vollständigen
Urtheil: der Blitz zackt sich, leuchtet. Was in Trendelenburgs
Entwickelung immer noch fehlt, das ist gerade, zu zeigen, wie
der Geist dazu komme, aus einem primitiven Urtheile einen Be-
griff zu bilden. Man sieht weder, wozu, noch wie er es thun
solle. Und ferner ist nicht gezeigt, wie nun aus dem Begriffe
ein vollständiges Urtheil entstehe: ob dies, wie wir eben mein-
ten, durch Zusammensetzung geschehe, oder ob der Begriff das
Prädicat aus sich gebäre, und wie der eine oder der andere Pro-
ceß vor sich gehe. Trendelenburg konnte diese Aufgabe nicht
*) „Daß die Urtheile es sind, wodurch die Begriffe vervollkommnet
werden, und daß sie daher den letztern in gewissem Sinne vorangehen“,
konnte einem Psychologen wie Herbart nicht entgehen (vergl. sein Lehrbuch
zur Psychologie 2. Ausg. §. 78. 79. 180. ff.)
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