ganze Räderwerk des geistigen Mechanismus angemessen eingrei- fen muß, haben wir überhaupt die Entwicklungsweise des Gei- stes, den in ihr waltenden Trieb, das in ihr liegende Streben genauer zu beobachten; wir müssen Analogien zu gewinnen su- chen zwischen den einzelnen Fortschritten des Geistes durch Vergleichung derselben mit einander, um durch diese Analogien das zu unterstützen, was wir bei dem Auftreten und Wirken der Sprache zu entdecken meinen. So erkennen wir gewisser- maßen einen Ausgangs- und einen Zielpunkt des geistigen Gan- ges und also eine Linie, in welcher auch der Quellpunkt der Sprache liegen muß.
Ferner aber haben wir die untern Entwicklungsstufen der Seele nicht sowohl überhaupt und an sich darzulegen, als viel- mehr nur zu zeigen, in wie fern in ihnen die Keime und Vor- bereitungen zur Sprache liegen. Und so zerfällt diese Unter- suchung über den Ursprung der Sprache von selbst in drei Theile; denn wir haben zuerst die Anlage zur Sprache in dem Zustande des Menschen, der ihr vorangeht, zweitens das Hervorbrechen der Sprache und drittens die weitere Entwickelung derselben zu betrachten. Der erste Theil umfaßt also das embryonische Leben der Sprache, der zweite ihre Geburt, der dritte ihr Wachsthum.
a) Vorbildung und Anlage der Sprache im Men- schen.
Die Sprache zeigt sich darin als recht eigenthümliche Schö- pfung des Menschen, daß sie weder bloß dem Geiste, noch bloß dem Körper angehört; sondern aus dem ganzen einheit- lichen Wesen des Menschen entspringend, wie der Mensch selbst, Einheit von Körper und Geist ist und auf der Verbindung der menschlichen Seele mit dem Leibe beruht. Weil sie auf die- ser Verbindung beruht, ist sie doppelseitig vorgebildet: in der Seele und im Körper, und besonders in den Punkten, wo der Leib sich in den Dienst der Seele begiebt, sich vergeistigt, und wo die Seele, aus sich heraustretend, in den Körper bewegend eingreift. Das Erste, das wahrhaft Thätige und Regierende, bleibt natürlich die Seele, und so beginnen wir mit ihrer Ent- wickelung.
§. 86. Stufen des Seelenlebens vor dem Entstehen der Sprache.
Die erste Aeußerung des Seelenlebens liegt im Gefühl,
ganze Räderwerk des geistigen Mechanismus angemessen eingrei- fen muß, haben wir überhaupt die Entwicklungsweise des Gei- stes, den in ihr waltenden Trieb, das in ihr liegende Streben genauer zu beobachten; wir müssen Analogien zu gewinnen su- chen zwischen den einzelnen Fortschritten des Geistes durch Vergleichung derselben mit einander, um durch diese Analogien das zu unterstützen, was wir bei dem Auftreten und Wirken der Sprache zu entdecken meinen. So erkennen wir gewisser- maßen einen Ausgangs- und einen Zielpunkt des geistigen Gan- ges und also eine Linie, in welcher auch der Quellpunkt der Sprache liegen muß.
Ferner aber haben wir die untern Entwicklungsstufen der Seele nicht sowohl überhaupt und an sich darzulegen, als viel- mehr nur zu zeigen, in wie fern in ihnen die Keime und Vor- bereitungen zur Sprache liegen. Und so zerfällt diese Unter- suchung über den Ursprung der Sprache von selbst in drei Theile; denn wir haben zuerst die Anlage zur Sprache in dem Zustande des Menschen, der ihr vorangeht, zweitens das Hervorbrechen der Sprache und drittens die weitere Entwickelung derselben zu betrachten. Der erste Theil umfaßt also das embryonische Leben der Sprache, der zweite ihre Geburt, der dritte ihr Wachsthum.
a) Vorbildung und Anlage der Sprache im Men- schen.
Die Sprache zeigt sich darin als recht eigenthümliche Schö- pfung des Menschen, daß sie weder bloß dem Geiste, noch bloß dem Körper angehört; sondern aus dem ganzen einheit- lichen Wesen des Menschen entspringend, wie der Mensch selbst, Einheit von Körper und Geist ist und auf der Verbindung der menschlichen Seele mit dem Leibe beruht. Weil sie auf die- ser Verbindung beruht, ist sie doppelseitig vorgebildet: in der Seele und im Körper, und besonders in den Punkten, wo der Leib sich in den Dienst der Seele begiebt, sich vergeistigt, und wo die Seele, aus sich heraustretend, in den Körper bewegend eingreift. Das Erste, das wahrhaft Thätige und Regierende, bleibt natürlich die Seele, und so beginnen wir mit ihrer Ent- wickelung.
§. 86. Stufen des Seelenlebens vor dem Entstehen der Sprache.
Die erste Aeußerung des Seelenlebens liegt im Gefühl,
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ganze Räderwerk des geistigen Mechanismus angemessen eingrei-
fen muß, haben wir überhaupt die Entwicklungsweise des Gei-
stes, den in ihr waltenden Trieb, das in ihr liegende Streben
genauer zu beobachten; wir müssen Analogien zu gewinnen su-
chen zwischen den einzelnen Fortschritten des Geistes durch
Vergleichung derselben mit einander, um durch diese Analogien
das zu unterstützen, was wir bei dem Auftreten und Wirken
der Sprache zu entdecken meinen. So erkennen wir gewisser-
maßen einen Ausgangs- und einen Zielpunkt des geistigen Gan-
ges und also eine Linie, in welcher auch der Quellpunkt der
Sprache liegen muß.
Ferner aber haben wir die untern Entwicklungsstufen der
Seele nicht sowohl überhaupt und an sich darzulegen, als viel-
mehr nur zu zeigen, in wie fern in ihnen die Keime und Vor-
bereitungen zur Sprache liegen. Und so zerfällt diese Unter-
suchung über den Ursprung der Sprache von selbst in drei Theile;
denn wir haben zuerst die Anlage zur Sprache in dem Zustande
des Menschen, der ihr vorangeht, zweitens das Hervorbrechen
der Sprache und drittens die weitere Entwickelung derselben
zu betrachten. Der erste Theil umfaßt also das embryonische
Leben der Sprache, der zweite ihre Geburt, der dritte ihr
Wachsthum.
a) Vorbildung und Anlage der Sprache im Men-
schen.
Die Sprache zeigt sich darin als recht eigenthümliche Schö-
pfung des Menschen, daß sie weder bloß dem Geiste, noch
bloß dem Körper angehört; sondern aus dem ganzen einheit-
lichen Wesen des Menschen entspringend, wie der Mensch selbst,
Einheit von Körper und Geist ist und auf der Verbindung
der menschlichen Seele mit dem Leibe beruht. Weil sie auf die-
ser Verbindung beruht, ist sie doppelseitig vorgebildet: in der
Seele und im Körper, und besonders in den Punkten, wo der
Leib sich in den Dienst der Seele begiebt, sich vergeistigt, und
wo die Seele, aus sich heraustretend, in den Körper bewegend
eingreift. Das Erste, das wahrhaft Thätige und Regierende,
bleibt natürlich die Seele, und so beginnen wir mit ihrer Ent-
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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