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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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Nachtrag.


Bei unsrer Absicht zuletzt noch einiges über den Charakter der Vorarlberger zu sagen, finden wir einen willkommenen Anhaltspunkt in den Schriften des zu Bregenz gebornen und ebendaselbst im Jahre 1822 verstorbenen Priesters Franz Joseph Weizenegger. Diese sind lange nach dem Tode desselben und zwar im Jahr 1839 zu Innsbruck in drei Bänden herausgegeben worden und führen den einfachen Titel: Vorarlberg. Am Schlusse des ersten Bandes finden sich ausführliche Betrachtungen über jenes Hauptstück. Sie thun zwar deutlich dar, daß Franz Joseph Weizenegger ebenso gut wie Johann Christian Zangerl zu Ischgl im Paznaun die Zeiten seiner Jugend für unbedingt besser hielt, als jene, die er in seinem Alter sehen mußte, enthalten aber dabei viele mittheilenswerthe Wahrheiten und sollen deßwegen hier wenigstens in Kürze vorgetragen werden.

Weizenegger also preist zunächst das alte Glück seines Vaterlandes, daß Oesterreich, als es die vorarlbergischen Herrschaften eine nach der andern an sich brachte, alle Rechte und Freiheiten ehrte; daß es, zu ferne um von allen kleineren Angelegenheiten Einsehen zu nehmen, und zu sehr mit den Schweizerkriegen beschäftigt, um nicht für die günstige Stimmung des Volkes ängstlich Sorge zu tragen, den ständischen Befugnissen allen Raum gab sich kräftig zu entwickeln. Der Vorarlberger aber sey stolz gewesen auf seine Verfassung, und da Adel und Geistlichkeit keinen Einfluß auf die Landesverwaltung genossen, so habe er kriechende Unterwürfigkeit gegen Vornehmere nie gelernt, während er dem selbsterwählten Landammann

Nachtrag.


Bei unsrer Absicht zuletzt noch einiges über den Charakter der Vorarlberger zu sagen, finden wir einen willkommenen Anhaltspunkt in den Schriften des zu Bregenz gebornen und ebendaselbst im Jahre 1822 verstorbenen Priesters Franz Joseph Weizenegger. Diese sind lange nach dem Tode desselben und zwar im Jahr 1839 zu Innsbruck in drei Bänden herausgegeben worden und führen den einfachen Titel: Vorarlberg. Am Schlusse des ersten Bandes finden sich ausführliche Betrachtungen über jenes Hauptstück. Sie thun zwar deutlich dar, daß Franz Joseph Weizenegger ebenso gut wie Johann Christian Zangerl zu Ischgl im Paznaun die Zeiten seiner Jugend für unbedingt besser hielt, als jene, die er in seinem Alter sehen mußte, enthalten aber dabei viele mittheilenswerthe Wahrheiten und sollen deßwegen hier wenigstens in Kürze vorgetragen werden.

Weizenegger also preist zunächst das alte Glück seines Vaterlandes, daß Oesterreich, als es die vorarlbergischen Herrschaften eine nach der andern an sich brachte, alle Rechte und Freiheiten ehrte; daß es, zu ferne um von allen kleineren Angelegenheiten Einsehen zu nehmen, und zu sehr mit den Schweizerkriegen beschäftigt, um nicht für die günstige Stimmung des Volkes ängstlich Sorge zu tragen, den ständischen Befugnissen allen Raum gab sich kräftig zu entwickeln. Der Vorarlberger aber sey stolz gewesen auf seine Verfassung, und da Adel und Geistlichkeit keinen Einfluß auf die Landesverwaltung genossen, so habe er kriechende Unterwürfigkeit gegen Vornehmere nie gelernt, während er dem selbsterwählten Landammann

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[178/0183] Nachtrag. Bei unsrer Absicht zuletzt noch einiges über den Charakter der Vorarlberger zu sagen, finden wir einen willkommenen Anhaltspunkt in den Schriften des zu Bregenz gebornen und ebendaselbst im Jahre 1822 verstorbenen Priesters Franz Joseph Weizenegger. Diese sind lange nach dem Tode desselben und zwar im Jahr 1839 zu Innsbruck in drei Bänden herausgegeben worden und führen den einfachen Titel: Vorarlberg. Am Schlusse des ersten Bandes finden sich ausführliche Betrachtungen über jenes Hauptstück. Sie thun zwar deutlich dar, daß Franz Joseph Weizenegger ebenso gut wie Johann Christian Zangerl zu Ischgl im Paznaun die Zeiten seiner Jugend für unbedingt besser hielt, als jene, die er in seinem Alter sehen mußte, enthalten aber dabei viele mittheilenswerthe Wahrheiten und sollen deßwegen hier wenigstens in Kürze vorgetragen werden. Weizenegger also preist zunächst das alte Glück seines Vaterlandes, daß Oesterreich, als es die vorarlbergischen Herrschaften eine nach der andern an sich brachte, alle Rechte und Freiheiten ehrte; daß es, zu ferne um von allen kleineren Angelegenheiten Einsehen zu nehmen, und zu sehr mit den Schweizerkriegen beschäftigt, um nicht für die günstige Stimmung des Volkes ängstlich Sorge zu tragen, den ständischen Befugnissen allen Raum gab sich kräftig zu entwickeln. Der Vorarlberger aber sey stolz gewesen auf seine Verfassung, und da Adel und Geistlichkeit keinen Einfluß auf die Landesverwaltung genossen, so habe er kriechende Unterwürfigkeit gegen Vornehmere nie gelernt, während er dem selbsterwählten Landammann

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/183>, abgerufen am 23.11.2024.