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Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.

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wie dahier. Man setzt sich des Tages fünfmal zu Tisch, freilich nur zweimal auf längere Zeit. Man beginnt die Arbeit am Morgen mit dem Frühmuß, stärkt sich um neun Uhr mit dem Halbmittag, läßt um eilf Uhr das Mittagsmahl, und diesem um drei Uhr die Marende folgen, und ißt dann noch einmal des Abends. Plente und Milchsuppe kommen dabei allerdings mehr als einmal vor, allein wohl auch Fleisch, meist geräuchert, was in Verbindung mit dem zwiebackähnlichen Brode schon Lewald erstaunen ließ, hier in den Alpen die Lebensweise der Seeleute anzutreffen. Diese stärkende Kost mit dem süßen Weine soll, so zuträglich sie den Leibern der Landleute ist, den Gütern derselben eher nachtheilig seyn, und man will behaupten, daß die jährliche Minderung des Ertrags derselben schon seit Jahren eine Beschränkung im bäuerlichen Haushalt hätte herbeiführen sollen. Bei allem Schönen, was man vom Etschlande sagen muß, ist nämlich nicht zu verschweigen, daß der Wohlstand mählich abnimmt, daß der Bauer, schon Ehrenhalber nicht geneigt in seinem Aufwande Mäßigung eintreten zu lassen, von Jahr zu Jahr schwerer haust, und daß die Vergantungen, durch welche namentlich die nüchternen Wälschen herbeigezogen werden, von Jahr zu Jahr häufiger vorkommen. Man erzählt viel von dem hohen Leben der Bauern, mitunter auch von dem Uebermuth der zu einer gewissen Zeit als Folge schnell entstandenen Reichthums bei ihnen an den Tag getreten. Damals, geht die Sage, seyen die reichen Hofherren und ihre Ehewirthinnen an Sonntagen nur reitend zur Stadt gekommen, oft noch gefolgt von einem Geleithaufen berittener Knechte, und bei Mahl und Tanz hätten sie die harten Thaler in Menge schonungslos verzecht. Es wird dieß lustige Bauernleben in die Zeit gesetzt, wo die Ihrn Wein, die jetzt zwischen fünf und sieben Gulden steht, noch zwanzig bis fünfundzwanzig kostete, und das war jene Zeit als Meran sich eine königlich bayerische Stadt nennen mußte, insbesondere die letztern Jahre vom Frieden zu Schönbrunn bis zur glorreichen Wiederkehr des Hauses Oesterreich. Es ist bekannt, daß Napoleon nach Beendigung des Kriegs in Tirol die gefürstete Grafschaft zerstückelte, den

wie dahier. Man setzt sich des Tages fünfmal zu Tisch, freilich nur zweimal auf längere Zeit. Man beginnt die Arbeit am Morgen mit dem Frühmuß, stärkt sich um neun Uhr mit dem Halbmittag, läßt um eilf Uhr das Mittagsmahl, und diesem um drei Uhr die Marende folgen, und ißt dann noch einmal des Abends. Plente und Milchsuppe kommen dabei allerdings mehr als einmal vor, allein wohl auch Fleisch, meist geräuchert, was in Verbindung mit dem zwiebackähnlichen Brode schon Lewald erstaunen ließ, hier in den Alpen die Lebensweise der Seeleute anzutreffen. Diese stärkende Kost mit dem süßen Weine soll, so zuträglich sie den Leibern der Landleute ist, den Gütern derselben eher nachtheilig seyn, und man will behaupten, daß die jährliche Minderung des Ertrags derselben schon seit Jahren eine Beschränkung im bäuerlichen Haushalt hätte herbeiführen sollen. Bei allem Schönen, was man vom Etschlande sagen muß, ist nämlich nicht zu verschweigen, daß der Wohlstand mählich abnimmt, daß der Bauer, schon Ehrenhalber nicht geneigt in seinem Aufwande Mäßigung eintreten zu lassen, von Jahr zu Jahr schwerer haust, und daß die Vergantungen, durch welche namentlich die nüchternen Wälschen herbeigezogen werden, von Jahr zu Jahr häufiger vorkommen. Man erzählt viel von dem hohen Leben der Bauern, mitunter auch von dem Uebermuth der zu einer gewissen Zeit als Folge schnell entstandenen Reichthums bei ihnen an den Tag getreten. Damals, geht die Sage, seyen die reichen Hofherren und ihre Ehewirthinnen an Sonntagen nur reitend zur Stadt gekommen, oft noch gefolgt von einem Geleithaufen berittener Knechte, und bei Mahl und Tanz hätten sie die harten Thaler in Menge schonungslos verzecht. Es wird dieß lustige Bauernleben in die Zeit gesetzt, wo die Ihrn Wein, die jetzt zwischen fünf und sieben Gulden steht, noch zwanzig bis fünfundzwanzig kostete, und das war jene Zeit als Meran sich eine königlich bayerische Stadt nennen mußte, insbesondere die letztern Jahre vom Frieden zu Schönbrunn bis zur glorreichen Wiederkehr des Hauses Oesterreich. Es ist bekannt, daß Napoleon nach Beendigung des Kriegs in Tirol die gefürstete Grafschaft zerstückelte, den

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wie dahier. Man setzt sich des Tages fünfmal zu Tisch, freilich nur zweimal auf längere Zeit. Man beginnt die Arbeit am Morgen mit dem Frühmuß, stärkt sich um neun Uhr mit dem Halbmittag, läßt um eilf Uhr das Mittagsmahl, und diesem um drei Uhr die Marende folgen, und ißt dann noch einmal des Abends. Plente und Milchsuppe kommen dabei allerdings mehr als einmal vor, allein wohl auch Fleisch, meist geräuchert, was in Verbindung mit dem zwiebackähnlichen Brode schon Lewald erstaunen ließ, hier in den Alpen die Lebensweise der Seeleute anzutreffen. Diese stärkende Kost mit dem süßen Weine soll, so zuträglich sie den Leibern der Landleute ist, den Gütern derselben eher nachtheilig seyn, und man will behaupten, daß die jährliche Minderung des Ertrags derselben schon seit Jahren eine Beschränkung im bäuerlichen Haushalt hätte herbeiführen sollen. Bei allem Schönen, was man vom Etschlande sagen muß, ist nämlich nicht zu verschweigen, daß der Wohlstand mählich abnimmt, daß der Bauer, schon Ehrenhalber nicht geneigt in seinem Aufwande Mäßigung eintreten zu lassen, von Jahr zu Jahr schwerer haust, und daß die Vergantungen, durch welche namentlich die nüchternen Wälschen herbeigezogen werden, von Jahr zu Jahr häufiger vorkommen. Man erzählt viel von dem hohen Leben der Bauern, mitunter auch von dem Uebermuth der zu einer gewissen Zeit als Folge schnell entstandenen Reichthums bei ihnen an den Tag getreten. Damals, geht die Sage, seyen die reichen Hofherren und ihre Ehewirthinnen an Sonntagen nur reitend zur Stadt gekommen, oft noch gefolgt von einem Geleithaufen berittener Knechte, und bei Mahl und Tanz hätten sie die harten Thaler in Menge schonungslos verzecht. Es wird dieß lustige Bauernleben in die Zeit gesetzt, wo die Ihrn Wein, die jetzt zwischen fünf und sieben Gulden steht, noch zwanzig bis fünfundzwanzig kostete, und das war jene Zeit als Meran sich eine königlich bayerische Stadt nennen mußte, insbesondere die letztern Jahre vom Frieden zu Schönbrunn bis zur glorreichen Wiederkehr des Hauses Oesterreich. Es ist bekannt, daß Napoleon nach Beendigung des Kriegs in Tirol die gefürstete Grafschaft zerstückelte, den
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[328/0332] wie dahier. Man setzt sich des Tages fünfmal zu Tisch, freilich nur zweimal auf längere Zeit. Man beginnt die Arbeit am Morgen mit dem Frühmuß, stärkt sich um neun Uhr mit dem Halbmittag, läßt um eilf Uhr das Mittagsmahl, und diesem um drei Uhr die Marende folgen, und ißt dann noch einmal des Abends. Plente und Milchsuppe kommen dabei allerdings mehr als einmal vor, allein wohl auch Fleisch, meist geräuchert, was in Verbindung mit dem zwiebackähnlichen Brode schon Lewald erstaunen ließ, hier in den Alpen die Lebensweise der Seeleute anzutreffen. Diese stärkende Kost mit dem süßen Weine soll, so zuträglich sie den Leibern der Landleute ist, den Gütern derselben eher nachtheilig seyn, und man will behaupten, daß die jährliche Minderung des Ertrags derselben schon seit Jahren eine Beschränkung im bäuerlichen Haushalt hätte herbeiführen sollen. Bei allem Schönen, was man vom Etschlande sagen muß, ist nämlich nicht zu verschweigen, daß der Wohlstand mählich abnimmt, daß der Bauer, schon Ehrenhalber nicht geneigt in seinem Aufwande Mäßigung eintreten zu lassen, von Jahr zu Jahr schwerer haust, und daß die Vergantungen, durch welche namentlich die nüchternen Wälschen herbeigezogen werden, von Jahr zu Jahr häufiger vorkommen. Man erzählt viel von dem hohen Leben der Bauern, mitunter auch von dem Uebermuth der zu einer gewissen Zeit als Folge schnell entstandenen Reichthums bei ihnen an den Tag getreten. Damals, geht die Sage, seyen die reichen Hofherren und ihre Ehewirthinnen an Sonntagen nur reitend zur Stadt gekommen, oft noch gefolgt von einem Geleithaufen berittener Knechte, und bei Mahl und Tanz hätten sie die harten Thaler in Menge schonungslos verzecht. Es wird dieß lustige Bauernleben in die Zeit gesetzt, wo die Ihrn Wein, die jetzt zwischen fünf und sieben Gulden steht, noch zwanzig bis fünfundzwanzig kostete, und das war jene Zeit als Meran sich eine königlich bayerische Stadt nennen mußte, insbesondere die letztern Jahre vom Frieden zu Schönbrunn bis zur glorreichen Wiederkehr des Hauses Oesterreich. Es ist bekannt, daß Napoleon nach Beendigung des Kriegs in Tirol die gefürstete Grafschaft zerstückelte, den

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Zitationshilfe: Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steub_tirol_1846/332>, abgerufen am 23.11.2024.