Steub, Ludwig: Drei Sommer in Tirol. München, 1846.wäre zu erwähnen gewesen, daß auch Albert Schott in seinen Untersuchungen über die deutschen Colonien in Piemont der Walser gedacht hat. Einerseits ist er dort den Spuren derselben neuerdings bis nach Graubünden nachgegangen, so daß ihm von Vorarlberg aus leicht die Hand zu bieten, andrerseits hat er auch durch seine sprachlichen Forschungen unter den Deutschen von Gressoney und Macugnaga ein ausgiebiges Vergleichsmaterial ans Licht gestellt. Nehmen wir dieses zur Hand, um die Sprachproben, die wir von Damils mitgebracht, daneben zu halten, so können wir uns des Glaubens nicht erwehren, daß der Zusammenhang der Waliser an der Lutz und an der Breitach mit jenen am Simplon und an der Lys auch auf sprachlichem Wege bestätigt werden könnte. Unter andern lassen sich dafür anführen die Ueberbleibsel einer breitern Aussprache des s *), die Aussprache des neuhochdeutschen k wie ch, es Hus, mis Hus für ein Haus, mein Haus, jehen für sagen und andere Eigenthümlichkeiten, welche im übrigen Vorarlberg nicht wieder gefunden werden, dagegen aber im Wallis und bei den Sylviern vorkommen. Wenn nun Albert Schott mit seiner Ansicht, daß die Schweizer jenseits der Reus und sohin auch die Walliser burgundischen Stammes seyen, das Richtige getroffen hat, so dürfen wir auch bei den Aelplern von Damils, vom Sonnentag und von Mittelberg den Rest jener Sprache wieder erkennen, "die einst aus Chriemhildens Mund den Helden Sigfrid entzückte" **), und wenn die nächste deutsche Sprachkarte sich diese Ausscheidung will angelegen seyn lassen, so wird sie nicht anders können, als die vorarlbergischen Walser als burgundische Insassen im alemannischen Sprachland einzutragen. Die neueste Aufhellung dieser Frage verdanken wir aber Dem Custos der Ambraser Sammlung zu Wien, Hrn. Joseph *) Bei Schott s. Vgl. die deutschen Colonien in Piemont S. 158 und 177 ff. mit Bergmann: Untersuchungen über die freien Walliser S. 87. Auch das innerwalserische Meike, Mädchen, stimmt ganz zu dem sylvischen Meidje (Matge). **) Schott a. a. O. S. 194.
wäre zu erwähnen gewesen, daß auch Albert Schott in seinen Untersuchungen über die deutschen Colonien in Piemont der Walser gedacht hat. Einerseits ist er dort den Spuren derselben neuerdings bis nach Graubünden nachgegangen, so daß ihm von Vorarlberg aus leicht die Hand zu bieten, andrerseits hat er auch durch seine sprachlichen Forschungen unter den Deutschen von Gressoney und Macugnaga ein ausgiebiges Vergleichsmaterial ans Licht gestellt. Nehmen wir dieses zur Hand, um die Sprachproben, die wir von Damils mitgebracht, daneben zu halten, so können wir uns des Glaubens nicht erwehren, daß der Zusammenhang der Waliser an der Lutz und an der Breitach mit jenen am Simplon und an der Lys auch auf sprachlichem Wege bestätigt werden könnte. Unter andern lassen sich dafür anführen die Ueberbleibsel einer breitern Aussprache des s *), die Aussprache des neuhochdeutschen k wie ch, es Hus, mis Hus für ein Haus, mein Haus, jehen für sagen und andere Eigenthümlichkeiten, welche im übrigen Vorarlberg nicht wieder gefunden werden, dagegen aber im Wallis und bei den Sylviern vorkommen. Wenn nun Albert Schott mit seiner Ansicht, daß die Schweizer jenseits der Reus und sohin auch die Walliser burgundischen Stammes seyen, das Richtige getroffen hat, so dürfen wir auch bei den Aelplern von Damils, vom Sonnentag und von Mittelberg den Rest jener Sprache wieder erkennen, „die einst aus Chriemhildens Mund den Helden Sigfrid entzückte" **), und wenn die nächste deutsche Sprachkarte sich diese Ausscheidung will angelegen seyn lassen, so wird sie nicht anders können, als die vorarlbergischen Walser als burgundische Insassen im alemannischen Sprachland einzutragen. Die neueste Aufhellung dieser Frage verdanken wir aber Dem Custos der Ambraser Sammlung zu Wien, Hrn. Joseph *) Bei Schott ſ. Vgl. die deutschen Colonien in Piemont S. 158 und 177 ff. mit Bergmann: Untersuchungen über die freien Walliser S. 87. Auch das innerwalserische Meike, Mädchen, stimmt ganz zu dem sylvischen Meidje (Matge). **) Schott a. a. O. S. 194.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="89"/> wäre zu erwähnen gewesen, daß auch Albert Schott in seinen Untersuchungen über die deutschen Colonien in Piemont der Walser gedacht hat. Einerseits ist er dort den Spuren derselben neuerdings bis nach Graubünden nachgegangen, so daß ihm von Vorarlberg aus leicht die Hand zu bieten, andrerseits hat er auch durch seine sprachlichen Forschungen unter den Deutschen von Gressoney und Macugnaga ein ausgiebiges Vergleichsmaterial ans Licht gestellt. Nehmen wir dieses zur Hand, um die Sprachproben, die wir von Damils mitgebracht, daneben zu halten, so können wir uns des Glaubens nicht erwehren, daß der Zusammenhang der Waliser an der Lutz und an der Breitach mit jenen am Simplon und an der Lys auch auf sprachlichem Wege bestätigt werden könnte.</p> <p>Unter andern lassen sich dafür anführen die Ueberbleibsel einer breitern Aussprache des s <note place="foot" n="*)">Bei Schott ſ. Vgl. die deutschen Colonien in Piemont S. 158 und 177 ff. mit Bergmann: Untersuchungen über die freien Walliser S. 87. Auch das innerwalserische Meike, Mädchen, stimmt ganz zu dem sylvischen Meidje (Matge).</note>, die Aussprache des neuhochdeutschen k wie ch, es Hus, mis Hus für ein Haus, mein Haus, jehen für sagen und andere Eigenthümlichkeiten, welche im übrigen Vorarlberg nicht wieder gefunden werden, dagegen aber im Wallis und bei den Sylviern vorkommen. Wenn nun Albert Schott mit seiner Ansicht, daß die Schweizer jenseits der Reus und sohin auch die Walliser burgundischen Stammes seyen, das Richtige getroffen hat, so dürfen wir auch bei den Aelplern von Damils, vom Sonnentag und von Mittelberg den Rest jener Sprache wieder erkennen, „die einst aus Chriemhildens Mund den Helden Sigfrid entzückte" <note place="foot" n="**)">Schott a. a. O. S. 194.</note>, und wenn die nächste deutsche Sprachkarte sich diese Ausscheidung will angelegen seyn lassen, so wird sie nicht anders können, als die vorarlbergischen Walser als burgundische Insassen im alemannischen Sprachland einzutragen.</p> <p>Die neueste Aufhellung dieser Frage verdanken wir aber Dem Custos der Ambraser Sammlung zu Wien, Hrn. Joseph </p> </div> </body> </text> </TEI> [89/0094]
wäre zu erwähnen gewesen, daß auch Albert Schott in seinen Untersuchungen über die deutschen Colonien in Piemont der Walser gedacht hat. Einerseits ist er dort den Spuren derselben neuerdings bis nach Graubünden nachgegangen, so daß ihm von Vorarlberg aus leicht die Hand zu bieten, andrerseits hat er auch durch seine sprachlichen Forschungen unter den Deutschen von Gressoney und Macugnaga ein ausgiebiges Vergleichsmaterial ans Licht gestellt. Nehmen wir dieses zur Hand, um die Sprachproben, die wir von Damils mitgebracht, daneben zu halten, so können wir uns des Glaubens nicht erwehren, daß der Zusammenhang der Waliser an der Lutz und an der Breitach mit jenen am Simplon und an der Lys auch auf sprachlichem Wege bestätigt werden könnte.
Unter andern lassen sich dafür anführen die Ueberbleibsel einer breitern Aussprache des s *), die Aussprache des neuhochdeutschen k wie ch, es Hus, mis Hus für ein Haus, mein Haus, jehen für sagen und andere Eigenthümlichkeiten, welche im übrigen Vorarlberg nicht wieder gefunden werden, dagegen aber im Wallis und bei den Sylviern vorkommen. Wenn nun Albert Schott mit seiner Ansicht, daß die Schweizer jenseits der Reus und sohin auch die Walliser burgundischen Stammes seyen, das Richtige getroffen hat, so dürfen wir auch bei den Aelplern von Damils, vom Sonnentag und von Mittelberg den Rest jener Sprache wieder erkennen, „die einst aus Chriemhildens Mund den Helden Sigfrid entzückte" **), und wenn die nächste deutsche Sprachkarte sich diese Ausscheidung will angelegen seyn lassen, so wird sie nicht anders können, als die vorarlbergischen Walser als burgundische Insassen im alemannischen Sprachland einzutragen.
Die neueste Aufhellung dieser Frage verdanken wir aber Dem Custos der Ambraser Sammlung zu Wien, Hrn. Joseph
*) Bei Schott ſ. Vgl. die deutschen Colonien in Piemont S. 158 und 177 ff. mit Bergmann: Untersuchungen über die freien Walliser S. 87. Auch das innerwalserische Meike, Mädchen, stimmt ganz zu dem sylvischen Meidje (Matge).
**) Schott a. a. O. S. 194.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-05T13:27:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-05T13:27:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-05T13:27:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |