Filidor der Dorfferer [i. e. Stieler, Kaspar von]: Die Geharnschte Venus. Hamburg, 1660.Geharnschter Venus 2. Wie kommt es denn/ wenn ich dich frage/und dir von Nehmen etwas sage/ daß du so sonder Antwort bist? das Wort verstarrt dir in dem Munde/ du must ia nur auß Hinterlist erdenken eine falsche Wunde. 3. Wie offt hastu nicht nachgelassen/ich möchte dich denn einst umb fassen wie prachertstu um einen Kuß/ das andre wil ich gern verschweigen/ daß ich zwar stets gedenken muß/ darff aber keinem an-es zeigen. 4. Mein/ (sprach ich) laß mich doch zufrieden/die Ursach wird nicht einem ieden so auff die Nase hingehenkt/ so dürff ichs auch nicht frey bekennen: wer alles sagt und wenig denkt/ der kan sich deinen Freund nicht nennen. 5. Doch/ soll ichs/ Zeit-lieb/ dir entdekken/und nichts nicht untern Stuel verstekken so
Geharnſchter Venus 2. Wie kommt es denn/ wenn ich dich frage/und dir von Nehmen etwas ſage/ daß du ſo ſonder Antwort biſt? das Wort verſtarrt dir in dem Munde/ du muſt ia nur auß Hinterliſt erdenken eine falſche Wunde. 3. Wie offt haſtu nicht nachgelaſſen/ich moͤchte dich denn einſt umb faſſen wie prachertſtu um einen Kuß/ das andre wil ich gern verſchweigen/ daß ich zwar ſtets gedenken muß/ darff aber keinem an-es zeigen. 4. Mein/ (ſprach ich) laß mich doch zufrieden/die Urſach wird nicht einem ieden ſo auff die Naſe hingehenkt/ ſo duͤrff ichs auch nicht frey bekennen: wer alles ſagt und wenig denkt/ der kan ſich deinen Freund nicht nennen. 5. Doch/ ſoll ichs/ Zeit-lieb/ dir entdekken/und nichts nicht untern Stuel verſtekken ſo
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0102" n="66"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Geharnſchter Venus</hi> </fw><lb/> <lg n="2"> <head>2.</head><lb/> <l>Wie kommt es denn/ wenn ich dich frage/</l><lb/> <l>und dir von Nehmen etwas ſage/</l><lb/> <l>daß du ſo ſonder Antwort biſt?</l><lb/> <l>das Wort verſtarrt dir in dem Munde/</l><lb/> <l>du muſt ia nur auß Hinterliſt</l><lb/> <l>erdenken eine falſche Wunde.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head>3.</head><lb/> <l>Wie offt haſtu nicht nachgelaſſen/</l><lb/> <l>ich moͤchte dich denn einſt umb faſſen</l><lb/> <l>wie prachertſtu um einen Kuß/</l><lb/> <l>das andre wil ich gern verſchweigen/</l><lb/> <l>daß ich zwar ſtets gedenken muß/</l><lb/> <l>darff aber keinem an-es zeigen.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <head>4.</head><lb/> <l>Mein/ (ſprach ich) laß mich doch zufrieden/</l><lb/> <l>die Urſach wird nicht einem ieden<lb/> ſo auff die Naſe hingehenkt/<lb/> ſo duͤrff ichs auch nicht frey bekennen:</l><lb/> <l>wer alles ſagt und wenig denkt/</l><lb/> <l>der kan ſich deinen Freund nicht nennen.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head>5.</head><lb/> <l>Doch/ ſoll ichs/ Zeit-lieb/ dir entdekken/</l><lb/> <l>und nichts nicht untern Stuel verſtekken<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſo</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [66/0102]
Geharnſchter Venus
2.
Wie kommt es denn/ wenn ich dich frage/
und dir von Nehmen etwas ſage/
daß du ſo ſonder Antwort biſt?
das Wort verſtarrt dir in dem Munde/
du muſt ia nur auß Hinterliſt
erdenken eine falſche Wunde.
3.
Wie offt haſtu nicht nachgelaſſen/
ich moͤchte dich denn einſt umb faſſen
wie prachertſtu um einen Kuß/
das andre wil ich gern verſchweigen/
daß ich zwar ſtets gedenken muß/
darff aber keinem an-es zeigen.
4.
Mein/ (ſprach ich) laß mich doch zufrieden/
die Urſach wird nicht einem ieden
ſo auff die Naſe hingehenkt/
ſo duͤrff ichs auch nicht frey bekennen:
wer alles ſagt und wenig denkt/
der kan ſich deinen Freund nicht nennen.
5.
Doch/ ſoll ichs/ Zeit-lieb/ dir entdekken/
und nichts nicht untern Stuel verſtekken
ſo
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |